Seltene Laternen – Opel-Zoo-Laterne in der Eichenstraße

Laterne mit Elefantendame Foto: privat

Kronberg. – Seit vielen Jahren folgen nun Besucherinnen und Besucher aus Nah und Fern dem Kronberger Laternenweg. Fast 50 Scherenschnitte mit Sagen und Überlieferungen schmücken die Straßenlaternen der Kronberger Altstadt und verwandeln die Straßenbeleuchtung in ein Panorama der Geschichte Kronbergs voller großer Ereignisse und kleiner Anekdoten. Der Künstler Albert Völkl hat einige Sagen und Überlieferungen, von denen er besonders inspiriert wurde, in Scherenschnitten umgesetzt. Mit der Hilfe von Sponsoren entstand so im Jahre 2008 der Kronberger Laternenweg unter Schirmherrschaft des Kronberger Kulturkreises, ausgeführt von der 1. Kronberger Laienspielschar.

Ob eifrige Marktfrauen, die Kronberger Gaas, raufende Ritter, mürrische Torwächter oder streitende Prälaten… durch eine szenische Führung mit den Nachtwächtern wird Kronbergs Geschichte lebendig.

In diesem Jahr wurden in loser Folge einige der Laternen beziehungsweise Scherenschnitte und ihrer Geschichten dahinter vorgestellt, die die Nachwächter während der gängigen Touren nicht präsentieren können, da sie abseits der normalen Route stehen. Die letzte Geschichte in dieser Reihe ist die der Laterne in der Eichenstraße, die abseits der normalen Tour gegenüber des Philosophenweges, dem jahrhundertealten Verbindungsweg von Kronberg nach Königstein, steht.

Welche der Elefanten wohl die Laterne ziert, ist nicht bekannt, aber die Laienspielschar geht davon aus, dass Albert Völkl hier die langjährige und 2020 verstorbene rüsselige Einwohnerin Aruba aus dem Opel-Zoo verewigt hat.

Georg von Opel (1912-1971), Spross der berühmten Autodynastie, war ein Mann mit vielen Talenten und Interessen – unter anderem war er Teilnehmer bei den Olympiaausscheidungen im Rudern im Jahre 1936, Mitbegründer der Deutschen Olympischen Gesellschaft (DOG) sowie der Deutschen Sporthilfe, Mitglied des Nationalen und Internationalen Olympischen Komitees und vieles mehr.

Es wird erzählt, er habe bereits zu Kriegszeiten über eine große Anzahl von Tieren in einem privaten Wildgehege verfügt. Im Jahre 1955 wurde die Anlage ein Kronberger Tiergarten, und schon im selben Jahr kamen die ersten drei Elefanten aus Afrika im noch jungen Zoo an. Im September 1956 wurde der Trägerverein „Georg von Opel - Freigehege für Tierforschung e.V.“ gegründet. Daraufhin wuchs das Freigehege beständig zu einem stattlichen Zoo mit vielen seltenen Tieren an. Zu den Meilensteinen der Geschichte der Einrichtung zählen die Zucht und Erhaltung fast ausgestorbener und extrem seltener Tierarten.

Auch heute orientierten sich Zoo und Träger „von Opel Hessische Zoostiftung“ an den Hauptaufgaben Zoologischer Gärten im Sinne der Welt-Zoo-Naturschutzstrategie. Der Zoo erhält keine Subventionen der öffentlichen Hand, sondern finanziert sowohl die laufenden Betriebskosten als auch die Investitionen durch Eintrittsgelder, Spenden und Tierpatenschaften. Seit Jahrzehnten findet eine enge Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten statt, ein Beitrag zur Arten-, Tier- und Naturschutz und Weiterentwicklung in Zoos oder freier Wildbahn.

Heute bietet der Opel-Zoo ca. 1.400 Tieren Heimat, Besucher aus nah und fern bestaunen Erdmännchen, Pandas, Luchse, Waschbären, Stachelschweine, Zebras, Giraffen und Elefanten. Auch können Alt und Jung mehr über die heimische Natur erfahren. Ob Bienen, Fledermäuse, ein hessischer Bauernhof mit Streichelzoo – Schweine, Ponys, Ziegen, Eseln und reitbaren Kamelen … für jeden ist etwas dabei. Bis 2014 konnte man die beliebten Nilpferde bewundern. Mit dem Tod der Nilpferddame Tana verlor der Opel-Zoo das bisher älteste Tier des Zoos und gleichzeitig auch das älteste Exemplar dieser Gattung in der EU. Ihr Partner Max lebt seit April 2015 in Hannover. Dramatisch war der Verlust in den 80er Jahren, als der Nilpferdbulle „Schorsch“ verendete. Ursache damals: Unter anderem Nägel und Teile eines Regenschirms, die in seinem Darm gefunden wurden. Georg II., weiterer Nachwuchs von Tana, erlitt ein ähnliches Schicksal 1996: Er verschluckte einen Tennisball. Unvergessen auch die Lieblinge, die lustigen Totenkopfäffchen, die schaukelnden Gibbons im Freigehege, deren Rufe man bis in die Altstadt hört oder früher die nicht immer sesshaften Mandarin-Enten, die immer wieder einmal Ausflüge an den Schillerweiher im Victoriapark unternahmen.

Bekannt aus Film und Fernsehen wurde der Kronberger Opel-Zoo weit über die Grenzen Deutschlands hinaus durch die ARD-Sendung „Giraffe, Erdmännchen & Co“ oder auch als Spielstätte für den Tatort sowie verbrecherischer Geschehen in den Taunuskrimis von Nele Neuhaus sowie durch den Besuch des HR in Kronberg bei „Herrliches Hessen“. (mw)



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