Kronberg (mw) – Es ist nicht die erste Spendenaktion, die Daniela Münch, Vorstandsmitglied im Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt, spontan auf die Beine gestellt hat und sicherlich nicht ihre letzte. Die Ausmaße, die die Aktion angenommen hat, übertrafen allerdings ihre Erwartungen. „Es war so eine Flitzidee von mir“, sagt Daniel Münch, die 1990 nach Kronberg kam und sich seit zwei Jahren im Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt aktiv als Vorstandsmitglied einbringt. Da ihre Mutter noch in Thüringen lebt, sind ihre Verbindungen in die Heimat eng geknüpft. Hinzu kam der Kontakt mit dem dortigen Fußballverein FSV Askania Ballenstedt e.V., über den sie erfuhr, dass es dort auch ein Kinderheim gibt. Wie die kommissarische Vorsitzende des EFC Kronberg, Catrin Wilhelmi, verrät, war man seit letztem Jahr eigentlich damit beschäftigt, neue Verbindungen zwischen den beiden Fußballvereinen zu knüpfen mit dem Ziel, einen Austausch zwischen dem Kronberger und dem Ballenstedter Fußballverein auf die Beine zustellen. Es sollte eine beidseitige Fahrt organisiert werden, mit viel Fußball, aber auch einem Rahmenprogramm, um sich kennenzulernen. Doch nicht nur der komplette Fußball, sondern auch diese Idee, sich gegenseitig zu besuchen, konnte aufgrund der Corona-Pandemie seit Anfang letzten Jahres nicht weiter verfolgt werden. Und auch wenn es aktuell nach Monaten des kompletten Lockdowns zu kleineren Lockerungen kommt, die zumindest für die Kinder und Jugendlichen bis 14 Jahre im EFC bedeuten, in der sportspezifischen Größe wieder ohne Abstand und mit Kontakt trainieren zu dürfen, von Normalität im Spielbetrieb und gegenseitigen Vereinsbesuchen, Mannschaftstreffen und ausgelassenen Feiern ist man angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie leider noch weit entfernt.
Da der EFC durch die Aktion „Scheine für Vereine“ viele neue Sportartikel erwerben konnte, hatte Daniela Münch unter anderem dort um Unterstützung für ihre Idee einer Spendensammlung für das Kinderheim geworben. Denn pro Kind stehen pro Monat für Schuhe und Kleidung nur 40 Euro zur Verfügung. „Das ist ganz schön knapp bemessen“, findet Münch. Zusätzlich hatte sie privat Freunde und Bekannte angesprochen und tolle Sportartikel, Bücher und CDs erhalten. „Auch vom EFC war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Sack voll Sportschuhe und Kleidung aus dem Fundus dazugekommen“, freut sie sich. Diese erste Fuhre hatte sie selbst nach Thüringen gebracht. Das Auto war komplett voll.
Doch das sollte nur der Anfang sein: „Wir haben mit der Aktion wohl den Nerv der Zeit getroffen“, sind sich Catrin Wilhelmi und Daniela Münch einig. Die Menschen waren über Monate gezwungen, viel Zeit zuhause zu verbringen. Das hat dazu geführt, dass viele angefangen haben, in ihren vier Wänden auszumisten. Aber wohin mit den aussortierten Artikeln, größtenteils in einwandfreiem Zustand? Die Flohmärkte in Kronberg sind coronageschuldet ebenfalls alle ausgefallen und nicht jedem gelingt es, seine ausrangierte Ware im Internet zu verkaufen.
„Wir haben einen Aufruf auf unserer Facebookseite gestartet und ganz schnell 6.000 Clicks erreicht“, erzählt Wilhelmi. Unter den Anrufern war sogar die Inhaberin einer Boutique aus Friedrichsdorf, die angefragt hat, ob sie Sachen vorbeibringen kann. Auch vom ehemaligen Lädchen „Klein Kronberg“ wurden Artikel gespendet. Zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger ist, selbst bei eigenen finanziellen Verlusten, freut das Helferteam, das sich aus Aktiven vom Partnerschaftsverein und vom EFC zusammensetzt und hat alle sprachlos gemacht. Den kompletten Freitagnachmittag rollten Autos mit Spendenartikeln bis vor die Einfahrt zum EFC. Mit Schubkarren wurde ausgeladen (einen spendete spontan der Baufachhandel Schulte), die schweren Güter mit Sackkarren hin und her gefahren, um anschließend die Kleidungsstücke im EFC-Vereinshaus nach Größe und Zielgruppe zu sortieren, mehrere Ecken für Spielsachen einzurichten sowie Kindersitze, Fahrräder und einiges mehr vor dem Vereinsheim zu stapeln. Zwar musste das Helferteam ein paar minderwertige Kleidungsstücke aussortieren, um damit nicht unnötigerweise die Transportfahrzeuge zu füllen, doch das Gros der Spenden ist noch gut in Schuss. „Glücklicherweise hat Bürgermeister Matthias Strejc von Bad Frankenhausen spontan seine Unterstützung zugesagt, er wird uns nächsten Dienstag vier Transporter schicken, um die Spenden nach Thüringen zu fahren“, so Münch, die nicht ahnen konnte, dass sie von der Spendenwilligkeit der Bürger schlichtweg überrollt werden würden.
Die Spenden werden direkt an vier Kinderheime in Thüringen verteilt sowie über den Ballenstedter Partnerschaftsverein an ein weiteres Kinderheim und ein Frauenhaus in Ballenstedt. Bis die Ware richtig sortiert und wieder verstaut ist, haben die Helferinnen und Helfer, die sich kaum für ein Gruppenfoto mit Abstand ablenken ließen, allerdings noch viel zu tun. Der EFC will noch circa weitere 50 Fußbälle und mindestens drei Mannschaftstrikotsätze beisteuern.
Im Helferteam konzentriert bei der Sache ist auch Steffi Lindenberg-Meichle, die, ähnlich wie Daniela Münch, nach der Wende den Weg in die Burgstadt fand und hier heimisch geworden ist. Sie freut sich, in diesen für viele sehr schwierig gewordenen Zeiten etwas Sinnvolles machen zu können und ist dankbar, dass Daniela Münch immer wieder die passenden Ideen liefert. „Sie ist unser treibender Motor, das ist wirklich klasse.“ Neben ihrem Mitwirken im Partnerschaftsverein Kronberg-Ballenstedt ist Lindenberg-Meichle als ehrenamtliche Leiterin der Schulbibliothek der Kronthal-Schule aktuell mit weiteren Müttern damit beschäftigt, die Bibliothek für die Kinder neu einzurichten. „Wir haben sie komplett durchforstet, viele kaputte Bücher aussortiert und sind nun dabei, die Schulbibliothek nach Motiven/Themen für die Kinder wieder mit neuem Lesestoff zu befüllen. Deshalb darf ich mir heute hier Bücher aussuchen und mitnehmen“, klärt sie auf. Die Schulbibliothek ist ihr Herzensprojekt, so Lindenberg-Meichle, die sich jetzt schon darauf freut, den Kindern dort etwas sehr Schönes zu hinterlassen, wenn ihr eigener Nachwuchs an die weiterführende Schule wechselt. Gerade in Pandemiezeiten sind die Bibliotheken zu einem reich frequentierten Baustein der Freizeitbeschäftigung geworden, während Fußball wie alle Mannschafts- und Kontaktsportarten ruhen musste. Nun dürfen sich alle Spender und Helfer auf sicherlich viele strahlende Kindergesichter freuen. Einen ersten Eindruck von der großen Freude hat Daniela Münch nach Lieferung der ersten Fuhre aus dem entsprechenden Kinderheim in Frankenhausen mittels eines Fotos bekommen.