Von Spitzweg bis Hölzel – Die Künstlerkolonie Dachau zu Gast

„Weißes Moos“ von Ludwig Dill, zu sehen in der neuen Ausstellung des Museums Kronberger Malerkolonie in der Villa Winter. Foto: Gemäldegalerie Dachau

Kronberg (kb) – Das Museum Kronberger Malerkolonie (MKM) zeigt ab kommenden Sonntag, 17. November bis 8. März 2020 die Ausstellung „Von Spitzweg bis Hölzel – Die Künstlerkolonie Dachau zu Gast“. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts entdeckten die Künstler den vor den Toren Münchens gelegenen Marktort Dachau und seine stimmungsvolle Mooslandschaft. München hatte sich nach 1800 zu einem wichtigen Zentrum der Landschaftsmalerei entwickelt. Von dort aus war Dachau zu Fuß in wenigen Stunden, seit 1867 auch bequem mit der Bahn, erreichbar. Der einzigartige Blick Dachaus über die weite karge Mooslandschaft faszinierte die Künstler ebenso wie die aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit schnell wechselnden Lichtverhältnisse mit den daraus resultierenden Farbeffekten. Dachau wurde zum viel besuchten Künstlerort, den die Maler zunächst nur besuchten. Gegen 1880, als die Künstler sesshaft wurden und sogar Häuser erbauten, war die Künstlerkolonie Dachau entstanden.

Entdeckt wurde die Landschaft um Dachau durch Johann Georg von Dillis zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Dillis gilt, neben Franz von Kobell, als Begründer der Münchner Landschaftsmalerei. Für ihn war die Natur der beste Lehrmeister. In den folgenden Jahrzehnten kamen zahlreiche Künstler nach Dachau, darunter so bekannte Namen wie Carl Spitzweg, Eduard Schleich der Ältere oder Max Liebermann. 1898 machte eine Berliner Ausstellung von Adolf Hölzel, Ludwig Dill und Arthur Langhammer Dachau überregional bekannt. Während sich Dill besonders der Landschaft und Langhammer vor allem dem Menschenbild widmete, war Hölzel Maler, Lehrer und Vordenker zugleich. Er entwickelte seinen in Dachau gefundenen Naturlyrismus über einen ornamentalen Jugendstil bis hin zur ungegenständlichen Farbkomposition weiter. Zusammen legten ihre künstlerischen Ideen den Grundstein zur Entstehung der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts.

Hölzel gründete auch eine private Malschule, wo er zahlreiche Künstlerinnen – wie Martha Cunz und Emilie Mediz-Pelikan – unterrichtete, die damals keinen Zugang zur Königlichen Akademie in München hatten.

Nach 1900 setzten Hermann Stockmann und Hans von Hayek in der Künstlerkolonie neue Akzente. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs bereitete dieser Entwicklung ein jähes Ende. Die neuen stilbildenden Kunstrichtungen fanden nun vor allem in den Großstädten ihre Fortsetzung. Doch auch die danach einsetzende thematische Neuorientierung der Künstler hinterließ in Dachau ihre Spuren. Ein Teil der Künstler blieb in Dachau weiter wohnen. Einige blieben der traditionellen Freilichtmalerei verbunden. Andere schlossen sich einer avantgardistischen Strömung an. 1919 gründeten Künstler unter dem Vorsitz von Felix Bürgers den „Rat der geistigen Arbeiter“, aus dem sich kurzzeitig die „Künstlergruppe Dachau“ formierte. 1927 wurde schließlich die „Künstlervereinigung Dachau“ gegründet, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 wieder neu formierte.

Eine Auswahl von 55 Gemälden und Pastellen zeichnet die Entwicklung der Künstlerkolonie Dachau nach. Die Werke stammen aus der Gemäldegalerie Dachau, der Hessischen Hausstiftung und aus Privatbesitz. Die Ausstellung spannt den Bogen von den spätbiedermeierlichen Werken Carl Spitzwegs, über die dem „Münchner Jugendstil“ verbundenen Naturbilder Ludwig Dills bis hin zu den abstrakten Kompositionen Adolf Hölzels.

Begleitende Veranstaltungen

Experten-Führung am 14. Februar 2020, 18 Uhr: Die Blütezeit der Künstlerkolonie Dachau 1880 - 1920, mit Dr. Elisabeth Boser, Direktorin der Gemäldegalerie Dachau

Öffentliche Führungen am Sonntag, 1. Dezember 2019, 5. Januar 2020, 2. Februar 2020, 1. März 2020, jeweils ab 11.15 Uhr; Gebühr 2 Euro zzgl. Eintritt

Kunst für Kinder am 23. November 2019, 7. Dezember 2019, 18. Januar 2020, 8. und 29. Februar 2020, jeweils 16 bis 17.30 Uhr, Eintritt frei

MUSSECCO = Museum und Prosecco, 15. Februar 2020 und 7. März 2020, 15 bis 16.30 Uhr, Gebühr 16 Euro mit Dr. Astrid Gräfin von Luxburg vom Veranstaltungsservice Kultur-Erlebnis, Anmeldung erbeten unter 0176-5122 3163.

Führungen für private Gruppen oder Schulklassen auch in englischer und französischer Sprache nach Vereinbarung möglich.

Weitere Informationen und Veranstaltungen auf www.kronberger-malerkolonie.com und Facebook @museumkronbergermalerkolonie

Öffnungszeiten

Mittwoch von 15 bis 19 Uhr, Samstag von 12 bis 18 Uhr, pro Person 5 Euro, ermäßigt 4 Euro, Familien 10 Euro sowie an Sonntagen und Feiertagen von 11 bis 18 Uhr. Kinder bis 12 Jahre und Mitglieder genießen freien Eintritt. Am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag ist das Museum Kronberger Malerkolonie in der Villa Winter, Heinrich-Winter-Straße 4 a von 11 bis 18 Uhr geöffnet.



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