Studie soll Kronberger Feuerwehr mögliche Lösungen für ihre zukünftige Standortplanung aufzeigen

Auch der beliebte Tag der offenen Tür mit Feuerwehrübungen (hier in Oberhöchstadt) als wichtiges Gemeinschaftserlebnis zwischen der Feuerwehr und den Bürgern fiel in den vergangenen Jahren der Pandemie zum Opfer. Foto: Westenberger/Archiv

Kronberg (mw) – Aktuell ermittelt das Ingenieurbüro „kplan“ aus Siegen die Fakten. Im Auftrag der Stadt Kronberg erarbeitet es den Ist-Bestand der beiden Feuerwehrhäuser in Kronberg-Stadtmitte und in Oberhöchstadt. Ist dieser vollumfänglich untersucht, wird er mit dem Soll-Bestand verglichen. Wie Bürgermeister Christoph König (SPD) im Gespräch verdeutlicht, ist der Handlungsbedarf groß. „Es muss in jedem Fall in beiden Feuerwehrhäusern etwas gemacht werden“, so König. Es könne herauskommen, dass sich gute Lösungen für eine zukunftsfähige Feuerwehr an den jetzigen Standorten nicht umsetzen lassen. Es sei aber auch vorstellbar, dass es für die jetzigen Standorte Umbaulösungen gibt. „In Kronberg wurde ermittelt, dass der reine Flächenbedarf eigentlich ausreichen würde.“ Das muss aber noch lange nicht heißen, dass die Anordnung auf dieser Fläche so verändert werden kann, dass man allen Vorgaben, die an eine moderne Feuerwehr gestellt werden, gerecht werden kann. Stadtbrandinspektor Thorsten Nuhn will zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Spekulationen vornehmen. „Die Machbarkeitsstudie ist gerade in vollem Gange und ich bin darüber sehr glücklich.“ Er sei froh, dass sein bereits schon länger gehegter Wunsch nach Ermittlung der Fakten umgesetzt werde. „Wir haben seit Jahren genaue Vorgaben, welche Mängel zu beheben sind.“ Diese Liste komme von „oberster Stelle“, vom Prüfdienst des Landes Hessen und der Unfallkasse Hessen. „Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir reagieren müssen“, so Nuhn. Deshalb sei er froh, dass nun außerplanmäßige Mittel zur Verfügung gestellt wurden, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen. Er hält es für wichtig, dass hier eine solide Planung seitens eines Fachbüros erarbeitet werde, die dann der Politik zur Diskussion in die Hände gegeben werden kann. Bürgermeister Christoph König macht klar, dass die Aufgabe der Ermittlung des Ist-Standes eine sehr umfangreiche ist. Deshalb sei es sinnvoll, hier Fachleute hinzuzuziehen, die ganz nebenbei auch den „unverstellten Blick von außen“ auf die Bestandsbauten hätten. Natürlich sei das oberste Ziel zu überprüfen, ob man am jetzigen Standort der Wehren eine Lösung erarbeiten könne, stellt auch Stadtbrandinspektor Nuhn klar. Fest stehe aber auch, dass der Soll-Stand nicht irgendwelchen Wünschen der Kronberger Feuerwehr entspringe, sondern es dazu feste Vorschriften gibt.

Wichtige Voraussetzungen sind neben vielen anderen beispielsweise, dass die Verkehrswege der Feuerwehrleute sich beim Einsatz nicht kreuzen dürfen. Deshalb haben moderne Feuerwehrhäuser inzwischen einen ganz anderen Aufbau, erläutert König. Sie seien quasi von rechts nach links ausgerichtet, sodass die Feuerwehrleute rechts anfahren, parken, von dort in die Umkleidekabinen gelangen, darüber in die Halle und zu den Fahrzeugen. König macht im Gespräch klar, wie viele Details zu beachten sind. So sei nach dem Einsatz eigentlich auch nicht vorgesehen, dass mit der möglicherweise kontaminierten Kleidung wieder die Umkleidekabine betreten wird. Natürlich darf sich auch nicht innerhalb der Fahrzeuge bei Dieselausdünstungen umgezogen werden und die bei der Feuerwehr Beschäftigten dürfen nicht in Kellerräumen ohne Fenster arbeiten. „Zu sagen, das ist halt ein altes Gebäude und deshalb geht es nicht anders, sei heute nicht mehr ausreichend.“ Deshalb sieht auch der Bürgermeister dringenden Handlungsbedarf. Gleichzeitig gebe es aber auch Vorrichtungen wie der 15 Meter hohe Schlauchturm zum Trocknen der Feuerwehrschläuche am Kronberger Standort, die längst nicht mehr benötigt würden. „Heute sind die Schläuche gummiert und werden mit Luft getrocknet“, berichtet König, seinerzeit selbst Wehrführer in Oberhöchstadt. Stadtbrandinspektor Thorsten Nuhn sieht die Bedarfe der Feuerwehr zukünftig jedoch insgesamt ansteigend. „Unsere Anforderungen und die Mittel dafür werden immer komplexer.“ Schon heute werde mehr Lagerfläche für Unwettereinsätze, beispielsweise für Rollcontainer, Sandsäcke, Schaummittel etc. benötigt. „Und die Unwettereinsätze nehmen ja bekanntlich zu.“

Kronberger Wehr 2020/21 in Zahlen

Schaut man auf die Einsatzzahlen der vergangenen zwei Jahre, sind in Kronberg im Jahr 2020 von 320 Einsätzen 150 als Unwettereinsätze dokumentiert. Oberhöchstadt verzeichnete im Jahr 2020 65 Einsätze. Im Jahr 2021 waren es in Kronberg 181 und in Oberhöchstadt 60. In seinem Zweijahresbericht hatte der Stadtbrandinspektor aufgezeigt, dass die Einsatzzahlen der letzten Jahre stabil sind, es mit den Ausreißerjahren 2018 und 2020 aber eine „gleichbleibend hohe Belastung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte“ gibt. Auch die Mitgliederzahlen (aktuell: Kronberg 71, Oberhöchstadt 51) wurden als stabil bewertet. Doch wie er betonte, könne man sich darauf nicht ausruhen. „Wenn ich in die Zukunft schaue, sehe ich viele junge, sehr aktive Kameradinnen und Kameraden, bei denen die Wahrscheinlichkeit, zukünftig nicht in Kronberg zu arbeiten, sehr hoch ist“, führte Nuhn in seinem Bericht aus. Ziel müsse es sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, um das Ehrenamt zukünftig attraktiver zu machen. „Dramatisch ist die Entwicklung der Tageseinsatzstärke.“ Durch Homeoffice, Schichtarbeit und andere Arbeitsmodelle während der Coronazeit hätten in den letzten eineinhalb Jahren deutlich mehr Einsatzkräfte tagsüber zur Verfügung gestanden. Doch die letzten Einsätze im alten Jahr hatten schließlich gezeigt, wie angespannt die personelle Situation der Feuerwehr tagsüber schon sei. Es wurde bereits mit Änderungen der Alarm- und Ausrückeordnung gegengesteuert. „Um für die Zukunft gerüstet zu sein, müssen wir jedoch als Feuerwehr zeitnah gemeinsam mit der Stadtverwaltung nach Lösungen suchen und diese schnellstens umsetzen“, hatte Nuhn denn auch in seinem Bericht festgehalten.

Corona bereitet Nachwuchssorgen

Aktuell hat die Corona-Pandemie die Kronberger Feuerwehr, was kreisweite und landesweites Lehrgänge und die Ausbildungen betrifft, wieder lahmgelegt, berichtet der Stadtbrandinspektor. Der nachdrücklichen Empfehlung, keine Übungsabende etc. durchzuführen, habe man Folge geleistet, da der Gedanke, dass sich ansonsten zu viele Feuerwehrleute gleichzeitig infizieren könnten und damit der Brandschutz in der Stadt nicht mehr gewährleistet werden könne, nicht von der Hand zu weisen sei. „Trotzdem ist das für uns wirklich eine Katastrophe“, sagt Nuhn. „Wir haben mit unserer Kinder- und Jugendarbeit quasi seit zwei Jahren ausgesetzt, das ist einfach mehr als unschön“, findet er und macht sich große Sorgen um die Zukunft, da sich die Feuerwehr ihre ehrenamtlichen Feuerwehrfrauen und -männer bekanntlich über eine sehr aktive Kinder- und Jugendarbeit größtenteils selbst rekrutiert. „Zwar übt die Jugend sogar online und wir hatten 60 Mann bei einer Online-Ausbildung, was zeigt, der Wille ist da“, so Nuhn, aber über einen solch langen Zeitraum gar keine praktischen Übungen anbieten zu können, sei schon hart. Noch müssten sich die Kronberger keinesfalls Sorgen um ihre eigene Sicherheit machen, denn „Feuer löschen ist wie Fahrrad fahren, einmal gelernt, vergisst man das nicht so schnell“, fügt er hinzu. Doch die Kameradschaft leide unter Corona. Zwar gebe man sich unendlich viel Mühe, über Online-Formate zu kommunizieren, aber die Möglichkeit, im ständigen Kontakt mit den Mitgliedern Informationen weiterzugeben oder auch Dinge, die geklärt werden müssen, schnell aus der Welt zu schaffen, fehle einfach schon viel zu lange.

„Vom Chef erhofft man sich ja gerne Perspektiven, wann es besser wird“, so der Stadtbrandinspektor. Er hoffe einfach, dass es bald wieder mehr Normalität gebe. „Vielleicht ist es schon nach Ostern soweit und ich freue mich über jeden Tag, den sie früher einkehrt.“ Im April sollen schließlich laut Bürgermeister Christoph König die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie vorgestellt werden, die mögliche Lösungen für die beiden Feuerwehrstandorte in Kronberg aufzeigen soll und die von der Feuerwehr, der Stadt, den Bürgern und Politikern gleichermaßen mit Spannung erwartet wird.



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