Temmen hinterlässt zwölf gute Jahre, König erste Fußspuren

Links Bürgermeister Christoph König mit Gattin Elina, rechts sein Vorgänger Klaus Temmen mit Ehefrau Nina. Fotos: Puck

Kronberg (pu) – Pandemiebedingt fast neun Monate nach dem zum 1. Januar über die Bühne gegangenen Amtswechsel auf dem Chefsessel im Rathaus luden die Stadtverordnetenversammlung und der Magistrat der Stadt Kronberg im Taunus dieser Tage zu einem sommerlichen Empfang auf die Rathausterrasse. Ein würdiger Rahmen, um zahlreichen Wegbegleitern aus Politik, Spitzenverbänden, Vereinen und Institutionen die verspätete Gelegenheit für einen persönlichen Abschied von Bürgermeister a.D .Klaus Temmen (parteilos) zu geben beziehungsweise unter Umständen für einen Antrittsbesuch bei seinem Nachfolger Christoph König (SPD). Die offizielle Amtsübergabe im Zuge der Dezember-Parlamentssitzung im letzten Jahr war aufgrund der strikten Kontaktbeschränkungen im zweiten Lockdown lediglich im ganz kleinen Kreis machbar gewesen.

Entsprechend lang auch die Rednerliste, weshalb Stadtverordnetenvorsteher Andreas Knoche (CDU) in seiner kurz gehaltenen Begrüßung allem voran an die in Temmens zwölfjähriger Ägide umgesetzten Maßnahmen und Projekte wie die Reorganisation der Stadtverwaltung, die Haushaltskonsolidierung, den Schuldenabbau, Ausbau der Ü3- und U3-Betreuung sowie der Betreuungszentren, die Stärkung des Kultur- und Wirtschaftsstandorts und die Entwicklung von Baugebieten erinnerte. Der aus eigenem Wunsch nicht mehr zu einer dritten Kandidatur angetretene ehemalige Rathauschef hat vorgelebt, so attestierte der Erste Bürger Kronbergs, dass Ziele und Erfolge nur gemeinsam und im konstruktiven Miteinander zwischen Haupt- und Ehrenamt möglich sind. Auf dem häufig steinigen Weg zur Umsetzung seien viele Gespräche und Überzeugungsarbeit erforderlich. Voller Anerkennung resümierte Knoche: „Es ist Deinem Wirken und auch Deinem besonnenen Umgang mit den politischen Gremien und sicher auch Deiner guten Geduld zu verdanken, dass dabei am Ende doch fast immer eine gute Lösung zum Wohle der Stadt Kronberg im Taunus gefunden werden konnte.“ Nachfolger Christoph König wünschte der Stadtverordnetenvorsteher eine immer glückliche Hand, Weitsicht, viel Glück und Erfolg bei der Bewältigung der in Zukunft anstehenden wichtigen Projekte und Herausforderungen, damit Kronberg weiter vorangebracht werden könne.

Noch herrscht offenkundig Unsicherheit, wie Landrat Ulrich Krebs mit einem Augenzwinkern durchblicken ließ, ob Klaus Temmen nunmehr als Altbürgermeister oder Ehrenbürgermeister tituliert werden sollte. Konsens dagegen beim Ausstellen eines hervorragenden Abschlusszeugnisses. „Es waren gute 12 Jahre für Kronberg“, fasste Landrat Ulrich Krebs zusammen. Seinem Empfinden nach stand Temmen für Problemlösungen und die Zusammenführung von Menschen, was sich konstruktiv auf die Zusammenarbeit zur Weiterentwicklung als Schul- und Kulturstadt ausgewirkt habe. Daran knüpfte Harald Semler, Geschäftsführer des Hessischen Städte- und Gemeindebunds, nahtlos an. Er zitierte Johann Wolfgang von Goethe: „Es ist nicht genug zu wissen, man muss es auch anwenden.“ Der „engagierte Bürgermeister Temmen und anerkannte Finanzfachmann“ habe diese Maxime immer mit Maß und Beachtung seines Mandats in den Mittelpunkt seines Handelns gestellt. Ins gleiche Horn stießen Dr. Jürgen Dieter, geschäftsführender Direktor des Hessischen Städtetages, Steinbachs Bürgermeister Steffen Bonk in Vertretung aller Kollegen, die beiden Vereinsring-Vorsitzenden Hans Willi Schmidt (Kronberg) und Hans-Georg Kaufmann (Oberhöchstadt), der Vorsitzende des Partnerschaftsvereins Kronberg-Le Lavandou, Alfred Helm, als Laudator der Partnerschaftsvereine und der aus Ballenstedt angereiste Bürgermeister Dr. Michael Knoppik (CDU). Er berichtete schmunzelnd von einem kleinen Mädchen, das ihn wenige Tage nach der Bürgermeisterwahl in Kronberg auf der Straße ansprach: „Herr Bürgermeister, die in Kronberg haben jetzt auch gewählt und die haben nun keinen Bürgermeister mehr, sondern einen König!“ Sowohl Knoppik als auch Helm lenkten den Blick bereits auf die kommenden Festjahre. 2022 stehen das 50-jährige Bestehen der Partnerschaft Kronberg-Le Lavandou und das Vierteljahrhundert der Verschwisterung zwischen Kronberg und Aberystwyth auf der Agenda; im Folgejahr währt die deutsch-deutsche Partnerschaft bereits 35 Jahre und die mit Porto Recanati drei Jahrzehnte. Bevor zum Abschluss dieses offiziellen Teils die beiden im Mittelpunkt des Abends Stehenden ebenfalls ein paar Worte an die Anwesenden richteten, attestierte CDU-Chefin Felicitas Hüsing Temmen, er sei ein Ansprechpartner für alle Belange gewesen, der Zweite Vorsitzende des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt, Max-Werner Kahl, überreichte einen von einem Kronberger geschaffenen „Stein des Dankes“.

Klaus Temmen hofft auch in Zukunft noch auf viele weitere freundliche Begegnungen in dieser Stadt, die ihm so am Herzen liegt. Er versicherte allen, die befürchteten, er falle nach seinem Amtsabschied in ein schwarzes Loch, dies sei nicht der Fall, vielmehr genieße er, nicht mehr fremdgesteuert zu sein. Die Gunst der Stunde nutzend, verknüpfte er seinen innigen Dank an die Kronberger mit einen Blick auf das aktuelle Geschehen wie die Diskussionen um Stadtbus oder Magistratsbesetzung, um nur zwei Streitthemen herauszupicken. Sein Nachfolger Christoph König (SPD) – laut Tagespresse übrigens der CO2-freundlichste Bürgermeister im Hochtaunuskreis – lobte die „tollen, engagierten und fachlich kompetenten Mitarbeiter der Stadt“, denen ihre Arbeit und das Wohl der Burgstadt am Herzen liege. Ein Teil hatte den vom Musikverein Kronberg und dem Violin-Duo Michelle Kolesnikov und Sophia Wohl umrahmten Empfang liebevoll vorbereitet. Nun gelte es gemeinsam mit der Politik eine vernünftige Zukunft zu gestalten, ein Festhalten am Status Quo „kann es nicht geben!“



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