Time To Say Goodbye: Pfarrer Blechschmidt verlässt Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus

Pfarrer Tobias Blechschmidt, bei vielen Gläubigen beliebt als engagierter Seelsorger und bekannt für seine lebendig vorgetragenen und theologisch fundierten Reden, wechselt nach Sankt Bonifatius in Frankfurt-Sachsenhausen. Foto: privat

Kronberg (war) – Der katholische Pfarrer Tobias Blechschmidt verlässt Ende Juli die Pfarrei Maria Himmelfahrt im Taunus in Königstein, zu der auch die Kirchorte St. Peter und Paul in Kronberg und St. Alban in Schönberg sowie St. Vitus in Oberhöchstadt gehören. Sein Abschied wird vielen Gläubigen schwerfallen, denn Tobias Blechschmidt hat sich in den vier Jahren, die er unterhalb des Altkönigs wirkte, als engagierter Seelsorger und besorgter Hirte mit direktem Draht zu seinen „Gemeindeschafen“ gezeigt. Allein seine durchweg lebendig vorgetragenen und theologisch fundierten Predigten in den zahlreichen Gottesdiensten, denen er vorstand, waren stets viel zu spannend, als dass jemand im Auditorium den Wunsch verspürte einzuschlafen, und das will etwas heißen. So gut wie immer trug er seine gut strukturierten Gedanken mit kräftiger Stimme frei vor, ohne sich hinter dem Ambo zu verstecken. Das zeigte deutlich, diesen Priester drängte es zu den Menschen, denn er wollte mit ihnen in Kontakt treten, genauso wie Jesus schon vor 2.000 Jahren im Heiligen Land. Wahrer Glaube braucht unmittelbaren Austausch zwischen den Menschen. Daher steht für Blechschmidt fest: „Covid-19-bedingt konnten wir in letzter Zeit viele Aktivitäten bis hin zum Gottesdienst nur virtuell anbieten. Doch wir müssen die analoge Welt, das heißt die reale Begegnung von Mensch zu Mensch, wieder so rasch wie möglich stärken.“

Blechschmidt, geboren 1986 in Frankfurt-Höchst, durchlief nach eigenen Worten eine klassische „Sakristeikarriere“, beim Messdiener beginnend über den Obermessdiener zum Küster hin, um letztlich im Priesteramt zu münden. Schon als Heranwachsender sozialisierte ihn die Jugendarbeit in Sankt Marien in Liederbach für die Kirche.

Nach dem Abitur engagierte er sich während seines freiwilligen sozialen Jahres in der Liebfrauenkirche in Frankfurt im Franziskustreff, der für viele Notleidende und Obdachlose die zentrale Anlaufstelle in der Mainmetropole darstellt. Danach nahm er das Studium der Philosophie und Theologie an der Theologisch-Philosophischen-Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main auf. Nächste Station war Montabaur im Westerwald, um hier die kirchliche Laufbahn als Kaplan zu beginnen. 2016 hieß es dann die Koffer packen, um in Maria Himmelfahrt in Königstein – ebenfalls als Kaplan – weitere Erfahrung unter Obhut erst von Pfarrer Olaf Lindenberger und ab 2017 von Pfarrer Stefan Peter zu sammeln. Seit einigen Monaten wirkt Blechschmidt nach seiner Ernennung zum Pfarrer als Kooperator. Hinter diesem Begriff verbirgt sich ein Pfarrer ohne eigene Gemeinde.

Von Maria Himmelfahrt aus werden zentral insgesamt neun Kirchorte in Königstein, Kronberg und Glashütten mit den jeweiligen Stadtteilen seelsorgerisch betreut. Auf diese Weise bot sich für Blechschmidt ein breiter Einblick in recht unterschiedlich strukturierte Gemeinden. Rückblickend beeindruckte Blechschmidt das große Engagement der ehrenamtlich Aktiven in den einzelnen Gemeinden, so auch in Kronberg. „Hier verspürte ich immer wieder den großen Wunsch bei den Gläubigen, vor Ort etwas trotz der oft schwerfälligen Kirchenstrukturen bewegen zu wollen, dabei offen für Veränderung zu sein, ohne diese gleich als Bedrohung zu empfinden“, so Blechschmidt.

Ein weiterer Ausdruck für das große Interesse am kirchlichen Leben war für ihn, dass die Besucherzahlen in den Kronberger Gottesdiensten durchweg über dem allgemeinen Durchschnitt im Bistum lagen. Dennoch glaubt Blechschmidt: „Christliche Verkündigung geschieht aktuell immer weniger direkt via Kirche, sondern mehr und mehr in persönlichen Begegnungen, zum Beispiel im Firmkurs, in der Schulpastoral oder Musikgruppe. Wir müssen uns zunehmend von der herkömmlichen Volkskirche verabschieden. An deren Stelle tritt verstärkt die Entscheidungskirche, zu der sich die Gläubigen bewusst und aktiv bekennen.“

Als nachteilig wirkte sich für Blechschmidt während seiner Zeit in Kronberg und Königstein die vom Bistum Limburg angeordnete Veränderung des Stellenschlüssels aus, will heißen, in zu kurzer Zeit standen unvorbereitet zu wenige Mitarbeiter zur Verfügung. Durch sinkende Einnahmen wird sich diese Tendenz in allen Bistümern jedoch eher noch verschärfen. Das hindert ihn aber letztlich nicht daran, seine Tätigkeit als Priester mit großer Freude auszuüben. Für ihn zählt, Menschen in verschiedenen Lebensphasen begleiten zu können, dabei im wahrsten Sinne des Wortes glaubhaftes Zeugnis von der Botschaft Jesu gebend. Wichtig ist ihm, andere für den Glauben zu begeistern. Das setzt voraus, selbst davon ergriffen zu sein. Blechschmidt weiter: „Gerade bei den Heranwachsenden spüre ich immer wieder eine große Sehnsucht, den Sinnfragen des Lebens nachzugehen. Der Glaube ist bei den Jugendlichen durchaus da, aber nur zu oft verschüttet oder noch unentdeckt.“

Sehr am Herzen liegt ihm aktuell daran, infolge der vielen aufgedeckten Missbrauchsskandale wieder ein solides Grundvertrauen als Fundament für eine erneuerte Kirche zu schaffen. „Reden und Handeln müssen hier unbedingt übereinstimmen“, so Blechschmidts Devise. Gelegenheit, dieses Vertrauen zu generieren, wird Blechschmitt schon bald in Sankt Bonifatius in Frankfurt-Sachsenhausen haben. Dort wartet bereits sein nächster Einsatzort im Auftrag des Herrn.



X