Kronberg (mw) – Was macht man, wenn man an eine neue Schule wechselt und keinen kennt? Sich möglichst schnell vertraut machen mit der neuen Umgebung. Als Redakteurin geht das ziemlich gut: Schließlich ist es die Aufgabe einer Redakteurin, sich Themen zu suchen, Leute zu interviewen, zu recherchieren, zu informieren. Die 17-jährige Annika Rehm war zu Beginn des Schuljahres von der Friedrich-Ebert-Schule in Schwalbach an die Altkönigschule gewechselt. Freunde und Lehrer musste sie zurücklassen, ihre Leidenschaft fürs Schreiben konnte sie aber mitnehmen. Auf ihrem neuen Schulweg hat Annika Rehm schließlich noch eine Gleichgesinnte getroffen, die 16-jährige AKS-Schülerin Lea Rosendahl. „Ich schreibe ebenfalls sehr gerne und habe Annika erst mal ausgefragt, was sie alles schon gemacht hat“, erzählt die 16-jährige Lea Rosendahl. Sie fand es spannend, dass Annika an ihrer alten Schule bereits eine Schülerzeitung herausgebracht hatte. Und nicht nur das. In den zwei Jahren, die sie dort Chefredakteurin war, hat sie mit der Schülerzeitung am hessischen Schülerzeitungswettbewerb teilgenommen. „2019 landeten wir auf dem zweiten und 2020 dann auf dem ersten Platz“, verrät Annika freudestrahlend, die auch schon ein Praktikum bei einer Zeitung gemacht hat. Schnell wuchs der gemeinsame Wunsch, die AKS-Schülerzeitung „Das Möeh“ wieder aufleben zu lassen. „Das Möeh“, das einst nicht nur an der AKS ziemlich angesagt war und 2007/8 sogar beim deutschlandweiten Spiegel-Wettbewerb den ersten Preis für seinen Heftinhalt gewann. Vom Ehrgeiz gepackt, wandten sich die beiden zunächst mit ihrer Idee an die Schulleitung. Nachdem ihnen Unterstützung signalisiert worden war, legten sie los. „Genau genommen wollten loslegen, landeten jedoch genau im Lockdown. Wir waren ja ein halbes Jahr im Homeoffice, also konnten wir keine Flyer verteilen oder Ähnliches“, berichten sie. Die beiden beginnen, über die Schulplattform verschiedene Artikel zu veröffentlichen, Themen sind unter anderem das Homeschooling, die Gründe, warum der Altkönig als Namensvetter der Gesamtschule so viele Kahlstellen hat und der Aufstand in Myanmar. „Das hat uns aber nicht gereicht, unser Ziel war die Zeitung.“ Da man sich in der Schule nicht treffen konnte, haben Annika und Lea ein Zoommeeting einberufen. „Zu unserem ersten online-Treffen kamen acht Schülerinnen und Schüler“, erinnern sie sich. Etabliert hat sich ein kleines engagiertes Team, zu dem neben ihnen beiden als Chefredakteurinnen Janosch Neumann, Maria Calac, Ida Gradhand, Alexa Fink und Katie Zöttle zählen. Richtig los legten sich mit Beginn des Präsenzunterrichtes, der Austausch untereinander in der Redaktionskonferenz habe einfach sehr viel Begeisterung ausgelöst. Ein Jahr engagierte Themenbearbeitung liegt inzwischen hinter ihnen und ihrem Team, das Produkt, auf das sie stolz sein können, vor ihnen: Ein 56 Seiten starkes „Möeh“, das es für 1,50 Euro für Schüler und 3 Euro für Erwachsene an der Schule zu kaufen gibt.
Gemeinsam arbeitete das Redaktionsteam – das allen Klassenstufen zur Mitarbeit offensteht – an den Inhalten. „Wir haben uns für das Leitthema Schulsysteme entschieden. Dabei war es mir ganz wichtig, einen roten Faden zu verfolgen, anstatt Themen bunt durcheinander zu wirbeln“, berichtet Annika Rehm. Beleuchtet werden in der Schülerzeitung die verschiedenen Schulsysteme in den Bundesländern, es werden Schulsysteme im Ausland vorgestellt, Schüler zu ihrer Meinung zum Schulsystem befragt und am Ende die Frage nach dem „idealen Schulsystem“ gestellt. Dazu gibt es die bei Schülern äußerst beliebten Lehrersteckbriefe, ein Quiz, ein Rätsel und die traditionelle Gerüchteküche. Weitere Themen sind beispielsweise eine Reportage über ein Auslandsjahr in England sowie ein Interview mit dem alten und dem neuen Schulsprecherteam. Weitere Themen außerhalb des Schulradius spiegeln das Interesse der verschiedenen Nachwuchsjournalisten wieder. Annika Rehm und Lea Rosendahl können sich noch gut an die letzten Stunden vor dem Drucktermin erinnern. „Wir haben mit dem Anfertigen der sogenannten pdf‘s gekämpft und viel zu spät erfahren, dass die Druckerei Einzelseiten statt Doppelseiten benötigt.“ Gelernt haben sie dabei Einiges, unter anderem, wie viel Zeit das Layouten braucht, gestehen sie. Die Nacht vor dem Druck haben sie fast durchgearbeitet, um fertig zu werden. „Das war alles andere als lustig, denn wir waren gleichzeitig in der Klausurenphase.“ Doch sie haben es geschafft und sind glücklich, ihr Produkt in den Händen zu halten. „Das ist ein tolles Gefühl“, so die beiden, die die nächste Veröffentlichung für den Sommer planen. Woran sie allerdings noch arbeiten müssen, ist die Vermarktung ihrer Schülerzeitung. „Wir haben an der AKS 1.600 Schüler und 500 Exemplare drucken lassen“. Um die Produktionskosten decken zu können, müssen sie noch einige der Schülerzeitungen an Schülerinnen, Schüler, Lehrer, Eltern und sonstige Interessierte verkaufen. Das Interesse innerhalb der Schülerschaft an dem „Möeh“ sei leider verhalten, „und wir wissen nicht, woran das eigentlich liegt. Wir haben uns und die Zeitung wirklich in jeder Klasse vorgestellt, aber zugegriffen haben nur wenige“, erzählen sie. Deshalb sammeln sie aktuell Ideen, wo und wie sie ihr Blatt noch anbieten können und haben sich ein Gewinnspiel für die Schüler ausgedacht, das helfen soll, den Verkauf anzukurbeln. Schließlich haben sie für das neue „Möeh“ schon viele Ideen. Um die Namensgebung des „Möeh“ ranken sich übrigens verschiedene Geschichten. Eine davon hält Lea Rosendahl für nachvollziehbar: „Das Möeh“ soll sich aus „Mäh“ entwickelt haben, das für die Schafe an der Altkönigschule steht... Tatsächlich wurden an der Altkönigschule auf dem jetzigen Gelände des Obertufencampus vor noch nicht allzulanger Zeit echte Schafe gehalten.
Wer Interesse an der Neuauflage des „Möeh“ hat, der kann gerne über die E-Mail: schuelerzeitung.aks[at]web[dot]de seine Kontaktdaten hinterlassen.
Ambitionierte Journalisten gilt es in jedem Fall zu unterstützen, es wäre jedenfalls schade, wenn das Projekt Schülerzeitung ausgebremst würde, nur weil die Schülerschaft im Lockdown das Lesen eines gedruckten Werks verlernt hat...