Von Grenzen, Feldbrandziegeln und der Russensteinfabrik

Viele folgten der Einladung zum informativen Grenzgang der Heckstädter. Fotos: privat

Oberhöchstadt (kb) – Wer seine Grenzen kennenlernt, muss nicht zwingend am Ende seiner Schaffenskraft oder Belastbarkeit stehen. Es kann auch sein, dass man sich einfach ansieht, wo seine Heimat anfängt und endet. „Den Grenzgang wollen wir nicht auch noch absagen“ – so waren sich die Heckstädter einig. Denn Bewegung an der frischen Luft und mit Abstand kann auch zu Coronazeiten nur von Vorteil sein.

Nachdem der Oberhöchstädter Verein „Heckstadt – Freunde Oberhöchstadts“ bereits in den vergangenen Jahren regelmäßig zum Jahresende Teile des Verlaufes der Ortsgrenze erkundet hatte, startete man diesmal am Tennisplatz in Oberhöchstadt und begab sich zahlreich zur gemeinsamen „Grenzerfahrung“. Nicht nur das Wetter spielte mit, der Vorstand fühlte sich auch glücklich über die Tatsache, dass der Lokalhistoriker Hanspeter Borsch die bunte Truppe mit fachkundigen Informationen versorgte. So liefen die Teilnehmer zunächst entlang der östlichen Grenze in Richtung Steinbach, um dort mal kurz „vom Weg abzukommen“.

Denn in der Nähe, auf Steinbacher Gemarkung, befand sich seit 1850 eine sogenannte „Russensteinfabrik“ – eine Feldbrandziegelei, auch als „Backsteinhütte“ bekannt. An der Straße nach Oberursel/Stierstadt gelegen, ist der Platz noch heute gut zu erkennen. „Bei einem Feldbrand konnten 20.000 bis 30.000 Steine gebrannt werden. Das beste Beispiel eines Hauses mit handgeformten Feldbrandsteinen ist in der Limburger Straße 34 in Oberhöchstadt zu betrachten“, so Hanspeter Borsch.

Zu diesem Thema konnten die Teilnehmer keinen besseren Experten gewinnen. Denn Hanspeter Borsch war nicht nur der für Steinbach zuständige Obmann für Grenzsteine im Hochtaunuskreis, sondern einer der Initiatoren der im Oberhöchstädter Dalleshaus befindlichen Dauerausstellung zum Thema „Ziegel für den Taunus“.

Dort erfährt der Besucher anschaulich, wie sich Oberhöchstadt ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert zu einer Hochburg der Ziegelproduktion für den Taunus entwickelte. Die Teilnehmer konnten auf ihrer Tour viele Fragen stellen und bekamen fachkundige Antworten. So erfuhren sie auch, dass der frühere unregelmäßige Zickzackverlauf der Gemarkungsgrenze zwischen Oberhöchstadt und Steinbach in der Weise begradigt wurde, dass Oberhöchstadt circa 11 Hektar Land an Steinbach verlor.

Weiter führte Hanspeter Borsch aus, dass die Fläche, auf der sich die heutige Waldsiedlung befindet, früher zu Steinbach gehörte. Entlang des Grenzwegs wanderten die Heckstädter weiter mit dem Ziel, in der Hollerschen Feldscheune den Nachmittag bei einem guten Glas heißen Äppler und deftigen Schmalzbroten ausklingen zu lassen.

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