Oberhöchstädter Keramikmarkt lockte zahlreicher Besucher aus nah und fern

Keramik ist längst weitaus mehr als Töpfe, Schalen und Tassen. Über zahlreiche kreativ umgesetzte Ideen freuten sich die Besucher und viele ließen sich inspirieren mit den Marktbeschickern ins Gespräch zu kommen. Foto: S. Puck

Oberhöchstadt (pu) – „Als wir heute Morgen in Bonn bei Schneegestöber losgefahren sind, hatte ich schon schlimmste Befürchtungen, aber glücklicherweise lacht hier einmal mehr die Sonne“, gab eine der knapp 50 Standbetreiberinnen im Gespräch mit einer Kundin ihrer großen Erleichterung Ausdruck. Es ist in der Tat bemerkenswert, dass anlässlich der sechsten Auflage des 2014 gemeinsam vom Verein „Keramik-Hessen“ und der Stadt Kronberg aus der Taufe gehobenen Oberhöchstädter Keramikmarktes der prognostizierte Regen ausblieb und stattdessen wie in den Vorjahren sonniges, trockenes Wetter herrschte. Die dieses Mal deutlich frischeren Temperaturen hatten glücklicherweise keine negativen Auswirkungen auf den Besucherandrang.

Die Mischung machts

So bot sich im „Dorf der Ziegeleien“ erneut ein kunterbuntes Bild. Die aus ganz Deutschland angereisten Keramikhandwerker säumten den Bereich rund um den Dalles, präsentierten ihre mit viel Liebe zum Detail gefertigten Produkte und beantworteten zahlreiche Fragen zur Produktion und dahinter steckenden Ideen. Aufgrund des gesperrten Parkplatzes am Porto-Recanati-Platz verlief die Wegeführung ein wenig anders, durch die geschickte Anordnung der Stände blieb dennoch kein Marktbeschicker unbeachtet.

Zweifellos ist dieser jüngste der Kronberger Märkte wegen der gelungenen Mischung aus alltagsverschönernder Produktpalette und der vom Vereinsring Oberhöchstadt dargebotenen Abhilfe gegen knurrende Mägen so beliebt.

Der Verein „Keramik-Hessen“ besticht durch seine Professionalität und Sorgfältigkeit, denn es steckt viel Vorbereitung, Kreativität, Stil, Mühe und Arbeit dahinter, ein so breit aufgestelltes Ausstellerfeld zu präsentieren. Die Veranstaltung steht mitnichten unter der Prämisse, die Jäger von Sonderangeboten oder Schnäppchen zufriedenzustellen, vielmehr steht im Vordergrund, die Besucher dazu zu animieren, mit Zeit und Muße durch die Reihen zu flanieren und die Unikate und ihre teils ganz kleinen Besonderheiten zu entdecken und in prüfenden Augenschein zu nehmen.

Reiz

Der Reiz bestehe darin, dass zwar alle mit dem gleichen Werkstoff arbeiteten, dennoch unterscheiden sich die Resultate durch unterschiedliche Techniken, individuelle Glasurenrezepte oder Farbvorlieben, sodass kein Krug, kein Henkel oder Stand dem anderen gleicht. Die Kriterien von „Keramik-Hessen“ gewährleisten darüber hinaus die Einzigartigkeit jedes einzelnen Keramikmarktes, da nie ein exakt gleiches Ausstellerfeld zusammenkommt.

Hilfe zur Selbsthilfe

Zu den herausstechenden Besonderheiten des Oberhöchstädter Keramikmarkts zählt zweifellos die „Empty Bowls-Aktion“ des Kirchorts St. Vitus. Dessen wärmende Suppen standen an diesem frischen Frühlingstag hoch im Kurs. Die erfahrenen Suppenköche bewältigten den Andrang in professioneller Manier, verkauften hausgemachtes Chili con Carne und eine vegane Kartoffelsuppe in von den Keramikkünstlern gespendeten Schalen und leisteten erneut auf diese Weise „Hilfe zur Selbsthilfe“ für afrikanische Schulkinder der Paul Albert Simon-Schule in Himo (Tansania), um deren Hunger zu stillen. Durch die Sicherung einer warmen Schulmahlzeit wollen sie ihnen gleichzeitig die Chance eröffnen, durch Bildung einen Weg aus ihrer Armut zu finden.

Am Stand des Vereinsrings ging es den ganzen Tag ebenso „rund“ durch nicht nachlassende Nachfrage für Gegrilltes oder Kaffee und Kuchen, weil die meisten Besucher das perfekte Angebot nutzten, um einige Stunden im Marktgebiet zu verweilen, die familiäre Atmosphäre zu genießen und teils sogar noch Kuchen für Zuhause mitnahmen.

Das Ordnungsamt war nicht minder für den sonntäglichen Besucherandrang gewappnet und wies die Parkplatzsuchenden freundlich auf dem eingerichteten Sonderparkplatz hinter dem Feuerwehrgerätehaus ein oder gab Auskunft über mögliche Parkalternativen.

Beste Voraussetzungen für alle Besucher, um sich im familiären Ambiente auf eine ganz persönliche Entdeckungsreise zu machen. Für Hingucker war reichlich gesorgt. Die Freiluftsaison hat bereits begonnen, und wer auf der Suche nach dekorierenden Akzenten war, die den heimischen Balkon, Terrasse oder Garten weiter aufwerten, wurde garantiert fündig. Schwimmtiere in allen Varianten hatten beispielsweise Marita und Ralf Büchel aus ihrer Lauterbacher Keramik-Werkstatt mitgebracht, dazu korrespondierten unter anderem geschmackvolle Keramiktulpen, die das ganze Jahr „blühen“, von einem nur wenige Meter weiter platzierten Stand. „Ach schau mal, was für eine schöne Idee“, war eine der meist gehörten Aussagen an diesem Sonntag, ganz gleich, ob es sich um Marmeladen-Einfüller handelte oder um Behältnisse für Stifte, Schalen und Co mit dem von Maria Wieding-Kalz aus Rosendahl-Holtwick entwickelten grafischen Muster.

Beim „Wilde Töpfe“ Keramikatelier Franziska Ettner ist der Name Programm. Auf die Frage „Warum sind Ihre Töpfe wild?“ antwortete sie trotz Besucherandrangs prompt: „Weil ich Wert auf Natürlichkeit und Ursprünglichkeit und das Thema Umwelt lege, mit dem ich mich außerdem beschäftige und ich das immer in meine Produkte einfließen lasse, wie etwa hier mit der kleinen Pusteblume oder dort mit der Libelle.“

Viel Betrieb auch nebenan bei den Schmids. „Jeder Baum hat seine eigene Farbe, und es ist jedes Mal auch für uns spannend, was im Endeffekt herauskommt“, umschrieb Horst Schmid-Kühler die Produktion der Pflanzengefäße und Schalen. „Keramik von & mit Herz“, die hinter dem Logo eine der weiteren Anbieter steckende Philosophie, gilt eigentlich für sämtliche Marktbeschicker.

Soweit das Auge schweifte, jedes Stück einzigartig, ob durch den Tag begleitendes Gebrauchsgeschirr in unterschiedlichsten Farben und Formen wie die „Morgenmuffel-Tasse“ oder Spardosen, Schmuck, Blumen am Stil, Kerzenreste-Fresser, Knoblauch-Ingwer-Töpfe, Fliesen und Behältnisse mit einem Wort wie „Spaß“,„wichtig“ oder „entspannen“ versehen, Heizungs-Verdunster-Figuren, Brunnen, Kräuterzwerge und -stecklinge, Vasen, Gartenkeramiken, Pflanzgefäße oder die Butterdose mit Frischeeffekt. „In dieser Dose ist die Butter vor dem Okzidieren geschützt, sodass man sie nicht zwingend im Kühlschrank aufbewahren muss“, erklärte dazu Ulla Bremer.

Nach wie vor zu den Anziehungspunkten zählte Moni Funck mit ihrer Raku-Brennaktion. Hier gehörten Thomas Kunze mit Tochter Shirin zu den Marktbesuchern, die einen der selbst bemalten Fische später glücklich mit nach Hause nahmen.

Weitere Impressionen finden sich auf der Bilderseite oder auf unserem Internetportal, www.taunus-nachrichten.de.

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