Stets ein offenes Ohr und Herz für St. Vitus –Elsbeth Raczeck leitet den Kinderchor

Elsbeth Raczek leitet seit 25 Jahren den Kinderchor in St. Vitus – neben ihren vielen Aufgaben als Pfarrsekretärin. Fotos: privat

Oberhöchstadt (hmz) – Die katholische Kirchengemeinde St. Vitus feiert in diesem Jahr ihr 300-jähriges Bestehen, und seit Monaten ist der Jubiläumsausschuss mit den Vorbereitungen für die Festwoche vom 24. September bis zum 1. Oktober befasst. Das Motto „Mache dich auf“ ist eine Botschaft, die eigentlich noch einen zweiten Teil hat: „…und werde Licht, denn dein Licht kommt.“ In Predigten wird dieser Vers aus dem Buch Jesajas häufig als Neuanfang gewertet, und gemessen an den Zukunftsaufgaben der Katholischen Kirche scheint das Motto klug gewählt zu sein. Die Zukunft hat häufig auch mit Kindern zu tun, und diese für die Glaubenspraxis und das Miteinander der Kirchengemeinschaft zu interessieren, ist ein großes Anliegen von Elsbeth Raczek, kurz „Elli“ gerufen. Sie ist Pfarrsekretärin zum einen im zentralen Pfarrbüro Maria Himmelfahrt in Königstein und zum anderen in St. Vitus, hier seit 20 Jahren. Seit 25 Jahren leitet sie den Kinderchor, inzwischen auch den Frauenchor und gestaltet, je nach Anlass, passend zum Thema des Gottesdienstes einen Projektchor. In vielen Bereichen ist sie ehrenamtlich eingebunden und mit den Jahren das „Gesicht der Gemeinde“ geworden.

Und weil es oft so ist, dass sie als Erste die Tür des Pfarrhauses öffnet, ist sie auch gleich bei allem gefragt, was gerade anliegt. Je länger Elsbeth Raczek, selbst Mutter von vier Kindern, über ihren Beruf als Pfarrsekretärin erzählt, desto deutlicher wird, dass dieser Beruf neben dem Fachwissen Fähigkeiten abverlangt, die nicht erlernbar sind: Sie hat nicht nur mit Papier und Akten zu tun, mit Korrespondenz und administrativen Abläufen, sondern zuallererst mit Menschen, die Rat und Hilfe suchen. Für viele ist das Pfarrbüro oft die erste Stufe und manchmal auch die einzige, um Kontakte mit der Seelsorge aufzunehmen. Und ihnen die Schwellenängste zu nehmen „und ihre Probleme wahrzunehmen, ihnen zuzuhören und ihnen Wege aufzuzeigen, die eben auch die Seelsorge beinhalten, unterscheidet uns von den üblichen Verwaltungsangestellten“, so Elsbeth Raczek, die selbstverständlich alles können muss, was zum Berufsbild einer Sekretärin dazugehört. Sie ist eine wichtige Kontaktperson zur Gemeinde, zu den Mitarbeitenden im Pfarramt und für die Pastoral. „Als sogenannte Kommunensekretärin bin ich für alle drei Stadtteile zuständig und kann nur immer wieder die gute Zuarbeit und die guten Absprachen zwischen den Ehrenamtlichen der Kommune Kronberg betonen.“

Einen wirklich geregelten Arbeitsalltag kenne sie nicht, aufgrund ihrer Bekanntheit „glauben so manche, ich sei im Dienst, selbst wenn ich ganz privat unterwegs bin.“ Und ihr wird viel abverlangt, wenn sie situationsbedingt die richtigen Worte finden soll, mit dem entsprechenden Einfühlungsvermögen, Taktgefühl und natürlich auch der erforderlichen Diskretion. Sie hat eine Vertrauensstellung als „Anlaufstelle am Kirchort“, in der ihr neben der Freundlichkeit im Umgang mit den Menschen, ihrem Organisationstalent, ihrer Selbstständigkeit und Zuverlässigkeit auch die positive Einstellung und damit verbunden die persönliche Lebensführung im Sinne der Katholischen Kirche Verpflichtung sind. Und natürlich auch ihre Teilnahme am Gemeindeleben. „Ich mache nie eine Zusage, die ich nicht einhalten kann.“ Ihre Tätigkeit hat sie von ihrer Vorgängerin Christa Lill übernommen, die ihr die Arbeit innerhalb des Gemeindewesens mit viel Einfühlsamkeit und Begleitung nähergebracht hat. Die Mutter von Elsbeth Raczek, Rosi Seibert, war 30 Jahre lang Küsterin in St. Vitus „und mir ein großes Vorbild in meiner Glaubensentwicklung.“

„Meinen Beruf übe ich wirklich leidenschaftlich gerne aus, wir haben ein gut funktionierendes Miteinander von Ehrenamt und Hauptamtlichkeit, in dem wir bei unterschiedlichsten Meinungen zu Lösungen kommen.“ Es ist wohl nicht vermessen zu behaupten, dass die Tätigkeit im Pfarrsekretariat nichts für Berufsanfänger ist, die Anforderungen sind zu vielfältig. Ins Pfarrbüro kommen Menschen mit ganz unterschiedlichen Anliegen und Problemen. Daraus ergeben sich Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit der Mitarbeitenden sowie an ihr Wissen um kirchliche Dienste und Einrichtungen. Das Pfarrbüro ist mehr als ein Büro – so soll die Pfarrsekretärin in erster Linie den Pfarrer oder die vom Bischof mit den pfarrlichen Seelsorgeaufgaben betrauten Personen bei allen Aufgaben im Pfarramt unterstützen und entlasten. Den Ausgleich zu ihrer verantwortungsvollen Aufgabe findet sie bei den Kindern, die sie auf einem musikalischen Weg begleitet. „Viele bringen ihre Freunde und Freundinnen mit, die manchmal auch bleiben, viele Freundschaften sind so über die Jahre gewachsen.“ Sie versuche ihnen auch die Katechese näherzubringen, so gibt es „Kinderkreuzwege“ und „Rosenkranzgebete“. Die „Ehemaligen“ kommen mit ihren Familien, und sie sei kürzlich gefragt worden, ob sie Firmpatin werden möchte.

Neben Beratungsgesprächen zu Hochzeiten, Beerdigungen, Taufen und ehrenamtlichen Tätigkeiten unter anderem in den Liturgie-Arbeitsgruppen oder im Festausschuss – überall fließen Erfahrung und Engagement mit ein und auch der Wunsch, dass die Gemeindearbeit so fortgesetzt werden kann. Nach 300 Jahren steht St. Vitus vor einer ungewissen Zukunft. „Wir wünschen uns, dass wir unseren Kirchort behalten können, im Herbst beginnen die Beratungen.“ Hintergrund ist, dass es im Bistum etwa 1.523 kirchliche Gebäude gibt: Gemeindezentren, Kirchen, Pfarrhäuser und Kindertagesstätten. Deren Unterhalt wird für die Kirchengemeinden und die Diözese zu einem immer größeren finanziellen Kraftakt. Schon jetzt kommen vereinzelt Kirchengemeinden an ihr Limit. Damit Pfarreien auch künftig ausreichend Mittel zur Verfügung haben, um eine menschennahe Pastoral vor Ort gestalten zu können, gibt es das Projekt „Kirchliche Immobilien Strategie“ (KIS). Auf diesem Weg will das Bistum Pfarreien bei der Neuausrichtung ihres Gebäudebestands unterstützen. Ob sie mitmachen und welche Phasen sie durchlaufen möchten, entscheiden sie grundsätzlich selbst. Bis heute haben sich etwa 40 Pfarreien entschieden, an KIS teilzunehmen.



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