Viktoria-Schule unter neuer Leitung –traditionsreiches Haus auf neuen Wegen

Schönberg (hmz) – „Schulleitungen sind Troubleshooter“, das war das Fazit einer Arbeitsstudie an der Universität Göttingen, die zu dem Ergebnis gekommen ist, dass Lehrkräfte im Durchschnitt länger als vergleichbar Beschäftigte im öffentlichen Dienst arbeiten. Eine der Begründungen dafür sind wohl die zahllosen Anforderungen, die zwar nirgendwo niedergeschrieben stehen, vor allem aber im zwischenmenschlichen Bereich häufig vorkommen. Einige der Aufgaben können Schulleitungen zwar delegieren, aber die Verantwortung bleibt in der Regel bei diesen „Friedensstiftern“, die schon deswegen sehr ambitioniert sein müssen.

Seit Anfang des neuen Schuljahres hat die Viktoria-Schule eine neue Leitung: Annika von Stünzner-Heymann. Was wird von einer neuen Schulleitung erwartet?

Auf diese Frage hat sie eine ganz schlichte Antwort: „Es geht nur in der Gemeinschaft und in einem engen Kontakt mit und zu den Eltern.“

Und auch in puncto Förderung hat sie eine klare Haltung: „Erziehung kann nur dann funktionieren, wenn zu den Kindern eine Beziehung besteht.“ Diese Nähe zu Eltern und Kindern zu bekommen war einer der ausschlaggebenden Gründe ihres Schulwechsels von einer der größten Grundschulen im Hochtaunuskreis, der Astrid-Lindgren-Schule in Usingen, in die mit derzeit 163 Schülerinnen und Schülern doch eher überschaubare Viktoria-Schule.

Wunsch und Erkenntnis basieren auf ihren Erfahrungen, die sie im In- und Ausland gesammelt hat. Nach ihrem Studium in Freiburg unterrichtete sie beispielsweise an der deutschen evangelischen Oberschule in Kairo, war ein „Early childhood teacher“ in Sydney, sammelte also Erfahrungen in der Frühpädagogik, und war anschließend in Katar Ortskraft an einer angelsächsischen Schule. Zurück in Deutschland unterrichtete sie zunächst in Nordrhein-Westfalen, bis sie im Jahr 2018 nach Hessen kam. Hier war sie in einer Funktionsstelle zunächst Konrektorin in Usingen, bis sie als Schulleiterin nach Schönberg wechselte, wo sie zusammen mit ihrer Familie auch wohnt.

Die nächste große Herausforderung dürfte der in Hessen ab dem Jahr 2026 geltende Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung von Kindern im Grundschulalter sein, „das muss gut vorbereitet werden. In diesem Zusammenhang wünsche ich mir eine gute Kooperation mit den Kronberger Vereinen, wenn es um die Gestaltung des Gesamtangebots vor allem in den Nachmittagsstunden geht.“

So viel lässt sich jetzt schon sagen: Mit Annika von Stünzner-Heymann ist ein innovativer Geist mit internationaler Erfahrung eingezogen und das wäre ganz im Sinne der weltoffenen Kaiserin Friedrich gewesen. Das von ihr gestiftete Schulgebäude befindet sich noch heute an der Friedrichstraße. Bis in die 1960er Jahre hinein fand darin der Unterricht für die Schönberger Kinder statt. Auf Grund anwachsender Schülerzahlen wurde im Jahr 1963 der Grundstein für einen Erweiterungsbau gelegt, der 1964 fertig gestellt werden konnte. Das im Bungalowstil errichtete Schulgebäude musste zu Beginn der 1970er Jahre durch zusätzliche Pavillons erweitert werden, da die Zahl auf rund 250 Kinder angestiegen war.

In den 1980er Jahren gingen die Schülerzahlen dann so stark zurück, dass sogar zeitweise an die Auflösung der Viktoria-Schule gedacht wurde. Als sich Mitte desselben Jahrzehnts die Anzahl der Schüler stabilisierte und die Zweizügigkeit langfristig gesichert war, entstand die Idee für einen Neubau an gleicher Stelle.

Das heutige Schulgebäude der Viktoria-Schule konnte nach zweijähriger Auslagerung der Kinder und Lehrer in den Z-Bau in Kronberg im Jahr 1993 bezogen werden. Das helle und freundliche Schulgebäude beherbergt neben acht Klassenräumen auch einen Filmraum, einen Musikraum, einen Werkraum mit Schulküche, eine Schülerbücherei, sowie das Lehrerzimmer und die Verwaltungsräume. Der Sportunterricht findet in der unmittelbar an die Schule angrenzenden Taunushalle der Stadt Kronberg statt.

Die Betreuungsräume sind in der Alten Grundschule und in der ehemaligen „Lehrerwohnung“ untergebracht.

Mit Lesungen, wie demnächst schulintern mit Ayse Bosse, die als Autorin und Trauerbegleiterin arbeitet und viel Beachtung findet, wird den Schülerinnen und Schülern auch ein kulturelles Angebot gemacht. Es lohnt sich ein Blick auf die Homepage, der verdeutlicht, wie sich die Förderung des Nachwuchses in der Vorbereitung auf dessen künftigen Lebensweg gestaltet.

Annika von Stünzner-Heymann ist seit dem 1. August die neue Schulleiterin
Foto:privat



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