Die Unabhängige Liste Oberursel (ULO) und Volt MTK/HTK veranstalteten am Sonntag ihren zweiten politischen Brunch im Kulturcafé Windrose. Michael Planer, ULO-Fraktionsvorsitzender, begrüßte die fast 100 Gäste: "Wir wollen heute positive Geschichten über Migration erzählen!" Tobias Raum, Co-Lead von Volt im Hochtaunuskreis, forderte: "Deutschland muss endlich verstehen, dass es ein Einwanderungsland ist."
Oberursel, 11. Mai 2025: Fast 100 Besucher fanden sich trotz strahlendem Sonnenschein zum Frühjahrsempfang und politischem Brunch der Unabhängigen Liste Oberursel und Volt MTK/HTK im Kulturcafé Windrose ein. Der Fraktionsvorsitzende der ULO, Michael Planer, begrüßte die Gäste. Neben interessierten Bürgerinnen und Bürgern waren auch einige Vertreter aus der örtlichen Politik anwesend – darunter auch die Bürgermeisterin von Oberursel, Antje Runge (SPD), Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung und zahlreiche Mitglieder der ULO, Volt, und anderer Parteien. Tobias Raum, Co-Lead von Volt im Hochtaunuskreis, freute sich ebenfalls über die zahlreichen Anwesenden und rief zu einer lebendigen Diskussion auf.
Sabine Lecher engagiert sich in der Flüchtlingsfamilienhilfe Oberursel (FFHO) als Teil des internationalen Vereins Windrose und referierte über die Ursprünge des Cafés als Begegnungsraum für Gastarbeiter der ersten Generation, aus dem sich inzwischen ein Verein mit über 600 Mitgliedern und 14 laufenden Projekten entwickelt hat. Besonderes Augenmerk legt der Verein auf die Unterstützung von Kindern mit Hausaufgaben- und Lernbetreuung, aber auch Ausflügen und praktischer Arbeit. Sie betonte, wie wichtig das Café Windrose als offener Ort für den Austausch von Migrantinnen und Migranten mit der alteingesessenen Bevölkerung ist. Aber sie mahnte auch: „Für Jugendliche, die mit 12 oder 13 Jahren hier herkommen und schon nach 2 bis 3 Jahren aus der Schulpflicht fallen, ist die Phase der betreuten Integration einfach zu kurz. Da müssen wir dringend bessere Konzepte finden.“
Mariana Haramus, ukrainischstämmige Kandidatin von Volt für die Bundestagswahl berichtete bewegend von ihrer starken Motivation, in Deutschland heimisch zu werden. „Ich kam 2001 in einem Bus aus der Ukraine nach Frankfurt, um hier als Au-Pair zu arbeiten – und ich wusste, dass ich die Sprache perfekt lernen und mich hier vollständig integrieren wollte“. Inzwischen lebt sie mit ihrer Familie in Frankfurt am Main und hat die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen. Nachdenklich merkte sie an, dass sie nicht nur perfekt integriert, sondern sogar fast assimiliert hat – ein Gedanke, der in der späteren Diskussion noch nachhallte.
Abschließend berichtete Nasser Djafari, iranischstämmiger Unternehmer in Oberursel und Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und erster Klasse von seiner Ankunft in Deutschland als 12-Jähriger am 8. Dezember 1958. Fast amüsiert merkte er an, dass es zu dieser Zeit in ganz Frankfurt nur zwei nicht-deutsche Jungen gab, und er deshalb am Weihnachtsabend zum damaligen hessischen Ministerpräsidenten, Georg August Zinn, in sein Privathaus eingeladen wurde. Auch das Erlebnis seines Vaters, eine vergessene Aktentasche nach vielen Stunden unberührt an der Straßenbahnhaltestelle wiederzufinden, habe seine Vorstellungen von Deutschland stark und positiv beeinflusst. Später hatte er die Gelegenheit, die Leistung des Vereins VzF Taunus zu übernehmen, der inzwischen mit über 400 Mitarbeitern 26 integrative Einrichtungen für Kinder im Rhein-Main-Gebiet und dem Taunus betreibt. Er mahnte: „Das Besondere an Deutschland sind seine rechtsstaatlichen Qualitäten und die gesellschaftliche Solidarität, wenn es auch an den Rändern gerade Unruhe gibt.“
In der folgenden, lebendigen und durchaus kontroversen Diskussion meldeten sich so viele Teilnehmer zu Wort, dass die Referierenden gar keine weiteren Ausführungen machen mussten – die Wichtigkeit von Immigration und Integration wurde aber in allen Beträgen immer wieder betont. Allerdings wurde auch mehrfach auf die Notwendigkeit hingewiesen, benachteiligten Migranten im Anschluss an die erste Aufnahme in einer Unterkunft günstigen Wohnraum zur Verfügung zu stellen – ein Thema, das ULO und Volt auch in den kommenden Kommunalwahlkampf mitnehmen. Ein immer wieder genannter Lösungsansatz der ULO: Städtische Grundstücke in Erbpacht zu vergeben. Die Teilnehmer gingen nach der erfolgreichen Veranstaltung angeregt und durch das wie immer hervorragende Essen des Kulturcafés Windrose gestärkt nach Hause – mit neuen Kontakten und dem Vorsatz, sich auch weiter für den Erfolg von Migration in Deutschland einzusetzen.