Oberursel (gt). Am vergangenen Freitag wurde der städtebauliche Vertrag zwischen dem Siedlungsförderungsverein und der Stadt Oberursel unterschrieben. Seit dem Beginn der Planungsarbeiten sind 15 Jahre vergangen.
Es war ein „wichtiger Tag“ für den Verein, betonte Vorsitzender Heinrich Rose im Pressegespräch am Vormittag. Seit 2010 – genauso lang wie Rose im Amt ist – macht man sich Gedanken um die Zukunft des denkmalgeschützten Areals im Norden der Stadt, auf dem sich der Siedlungslehrhof befindet.
Es war ein Anliegen des Vereins, den Behauptungen der Bürgerinitiative zu entgegnen. Der Verein hat ein Büro auf dem Gelände, aus dessen Fenster ein Teil des Baugebietes sichtbar ist. Geschäftsführer Heinz-Jürgen Quooß zeigte auf einen Baum und erklärte, dass es der einzige Baum in diesem Bereich sei, der gefällt werden muss.
Mit dem städtebaulichen Vertrag ist nun die Voraussetzung für den Satzungsbeschluss des Bebauungsplans Nummer 238 in der Stadtverordnetenversammlung erfüllt. Das passiert vielleicht sogar in der nächsten Sitzung am Donnerstag, 13. Februar.
Der Verein verfolgt verschiedene Ziele. Eins davon ist die Absicherung des Reitbetriebs. „Die denkmalgeschützte Anlage muss dringend instand gesetzt werden“, erklärte Rose. Dazu gehören die Modernisierung der Technik und Elektrik sowie die Beseitigung von Feuchtigkeits- und Mauerschäden. Der Hof wurde einst für Kleintiere gebaut und in den 60ern für den Reitbetrieb umgebaut. Heute sehen die Standards anders aus und mit einem Bebauungsplan kann man auch Bauanträge stellen, um an den Gebäuden Sachen zu ändern. Hier wurde zum Beispiel die Möglichkeit für die Pferde genannt, eigenständig zwischen Stall und Koppel zu wechseln, sei es wetterbedingt oder als Brandschutzmaßnahme.
Um die notwendigen Finanzmittel zukünftig bereitstellen zu können, werden die Grundstücke für die neuen Häuser im Erbbaurecht vergeben. Damit werden die Häuser günstiger, da das Grundstück nicht mitgekauft werden muss. Die Erbbauzinsen fließen zugunsten des Vereins. Von eineinhalb Prozent Erbbauzins ist die Rede. Da die meisten Grundstücke unter 400 Quadratmeter groß sein werden, entspricht das bis zu 6000 Euro pro Jahr. Der Verein denkt aktuell auch über eine Vergünstigung für Familien mit Kindern nach. In der Vergangenheit hat der Siedlungsförderungsverein seine Flächen abgegeben oder verkauft. Zu den abgegebenen Flächen gehörten das heutige Tierheim und die Umgehungsstraße. Auch die Jugendfläche Neuhausstraße ist für 50 Jahre kostenfrei der Stadt Oberursel überlassen worden – dieser Vertrag läuft 2028 aus.
Die Nachbarflächen in Camp King gehörten früher ebenfalls zum Vereinsgelände, dort wo jetzt einige Mitglieder der Bürgerinitiative wohnen. Dabei sieht man die Umwandlung zum Wohngebiet als Vorteil für die Nachbarn. Die neue Straße wird verkehrsberuhigt sein und soll eine Art „Siedlerstraße“ sein. Damit haben die Nachbarn nicht mehr den Reitbetrieb direkt neben ihren Grundstücken. Dafür wird eine Reithalle abgerissen und eine neue Halle an einer anderen Stelle in der gleichen Größe gebaut. Die Zufahrt zu den neuen Häusern soll über den Heinrich-Kappus-Weg erfolgen.
24 Häuser sollen von dem Gemeinnützigen Siedlungswerk gebaut werden. Neun davon werden freistehende Häuser sein, dazu noch sieben Reihenhäuser, sechs Kettenhäuser und zwei Doppelhaushälften. Das größte Grundstück hat 552 Quadratmeter, die meisten Grundstücke sind um die 200 Quadratmeter groß. Die geltenden Energiestandards werden nicht nur eingehalten, man sieht sie eher als Mindeststandards.
Dafür werden 38 Bäume gefällt. Eine Eiche, die vom Pilz befallen war, ist bereits von sich aus umgefallen. Die Eiche, die man aus dem Fenster sieht, ist ebenfalls krank. Von den Bäumen, die wegkommen, haben 19 nur eine geringe, 12 eine mittlere und sieben eine hohe Erhaltenswürdigkeit. Insgesamt sind neun Eichen dabei. Eine Eiche in der Nähe des Baugebiets ist „besonders Erhaltenswert“ und bekommt einen Wurzelschutz, weitere Eichen bleiben erhalten. Vom Rand der Bebauung bis zur B455 soll ein 100 Meter breiter Grünstreifen erhalten bleiben.
Insgesamt werden etwa 6200 Quadratmeter Fläche durch die Bebauung versiegelt. Hierfür wird es eine renaturierte Fläche in der Wetterau als Ausgleichsfläche geben. Die Bäume dagegen müssen auf dem Vereinsgrundstück ersetzt werden.
Der Reitbetrieb, der seit 15 Jahren von der Familie Schimek unter dem Namen „Reiten Pro Pferd“ betrieben wird, wird sich in Richtung Forsthausweg entwickeln. Dort befindet sich bereits eine Einfahrt, die über die Neuhausstraße und den Waldweg erreicht wird. Die Geschäftsführerin Christine Schimek betonte, dass sich am Konzept nichts ändern werde. Sie wollen ein Kinder- und Jugendzentrum für das Reiten ab drei Jahren bleiben und hoffen, die Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen auszubauen.
Es ist weder ein Reitsportzentrum geplant noch werden Turniere gehalten, außer das interne Hausturnier einmal im Jahr mit den eigenen Reitschülern und Gästen aus Oberstedten. Der internationale Reitsport entspricht nicht der Philosophie des Hofs, ergänzte die Leiterin der Reitschule, Karoline Schimek. Zumal die Reithallen schon von den Maßen nicht den internationalen Standards für Turniere entsprechen würden.
Betriebswohnungen sind auch nicht auf dem Gelände geplant. Die meisten Reitlehrer arbeiten in Teilzeit oder als Minijobber. Lediglich am Eingang zum Hof könnte noch ein Haus für die Betreiberfamilie entstehen. Dafür zieht die Flughalle des Bieneninstituts im Laufe des Jahres um. Schließlich dementierte Heinz-Jürgen Quooß das Gerücht, dass eine Gastronomie geplant sei. Hier bleibt es bei dem aktuellen „Reiterstübchen“ – ein Raum neben dem Reitstall, die nur für die Reitschüler und das Personal zugänglich ist. Wenn alles nach Plan verläuft, werden die Baumaßnahmen in fünf Jahren abgeschlossen sein. Mit der Unterschrift am Nachmittag sei man „einen riesen Schritt weiter“, so Rose.