Oberursel (pit/ach). Die Vorfreude auf die kommende Saison stand Florian und Valentin Steden bei der Präsentation des „Kulturprogramms Alt Orschel“ .ins Gesicht geschrieben: „Wir haben für unser Kulturprogramm viele neue Künstler gewonnen.“ Tatsächlich waren es so viele, dass ein kleiner Flyer nicht mehr ausreichte, um das Programm in gebührender Form zusammenzufassen. Erstmals war für die Vielzahl der Auftritte ein richtiges Programmheft entstanden. Die beiden Brüder, die die Organisation 2017 von ihrem Vater Jörg Steden übernommen haben, versicherten: „Das macht viel Spaß!“ Doch mittlerweile steht fest, dass Corona diesem Spaß einen dicken Dämpfer verpasst hat.
Mit dem Hoffest am 8. und 9. Mai sollte die Kulturfreiluftsaison im überdachten Hof des Alt Orschel beginnen, übers Brunnenfest, das von den Familien Steden und Blumenstein „erfunden“ wurde, sollte die Straußwirtschaft ebenfalls geöffnet sein, doch das Brunnenfest ist längst abgesagt. Auch für die zehnten hessischenApfelweinmeisterschaften, die in Frankfurt angesiedelt waren, ehe sie nach Oberursel geholt wurden, sollte vom 19. bis zum 21. Juni die Familie Steden mit ihrem Hof am Marktplatz der Gastgeber sein. Daraus wird ebenfalls nichts. „Dieses Jahr will nicht unseres werden“, erklärte das Alt-Orschel-Team am 8. Mai auf seiner Facebook-Seite. „In Absprache mit all unseren Künstlern und Theatergruppen müssen wir leider mitteilen, dass wir das komplette diesjährige Kulturprogramm auf 2021 verschieben müssen.“
Szenenwechsel reagiert sofort
Außer überregional bekannten Künstlern bis hin zu bundesweit bekannten Fernsehstars wie Bodo Bach und Johannes Scherer sind davon auch Oberurseler Künstler und Ensembles betroffen, die mit ihrem ganz speziellen Lokalkolorit ebenfalls schon Gäste aus der gesamten Region in den Hof des Alt Orschel pilgern ließen. Da sind die Blaulichtkomödiaten von der Freiwilligen Feuerwehr Oberstedten, die dieses Jahr mit „Zwei Bürgermeister für ein Hallelujah“ am 26. und 27 Juni auf der Bühne gestanden hätten.
Seit Jahren ein fester Termin sind im August die „Sommer-Highlights“ von Comedian Peter „Schüssel“ Schüßler, auf die sich seine Fans dieses Jahr vergeblich gefreut haben. Er wollte mit diesem Auftritt Anlauf nehmen für seine Jubiläumssaison im Herbst. Denn seit 25 Jahren betrachtet das Orscheler Urgestein in einem Soloprogramm im Braukeller des Alt-Oberurseler Brauhauses seinem Publikum die Welt aus der Sicht des Orscheler Altstadtbewohners.
Am 9., 10. und 11. Juli stand der erste Auftritt des Amateur-Theatervereins Szenenwechsel auf dem Programm. Obwohl der Verein neu ist, verbirgt sich dahinter das bis 2019 freie Theaterensemble der früheren Neuen Bühne Oberursel, das mit dem „Theater im Hof“ das Kulturprogramm im Alt Orschel mitbegründet hat und in vielen Jahren mehr als zehn restlos ausverkaufte Vorstellungen gegeben hat. Sieben Jahre lang ist das Ensemble um Christel Popadiuk und die jetzige Szenenwechsel-Chefin Anna Altheim auf anderen Bühnen aufgetreten und wollte mit der Kleingärtnerkomödie „Alles was Recht ist“ aus der Feder von Anna Altheim an den Ort seiner Anfänge zurückkehren. Dass dies nun nicht möglich ist, bedauern sowohl die Familie Steden als auch die Amateurdarsteller ganz besonders. Sofort wurde ein neuer Termin für nächstes Jahr vereinbart, sodass der Verein Szenenwechsel schon am 8. Mai im Internet unter www.szenenwechsel.net die neuen Aufführungstermine in der Ebbelwoi-Straußwirtschaft Alt Orschel verkünden konnte: Donnerstag, 8., Freitag, 9., und Samstag, 10. Juli 2021, jeweils ab 19.30 Uhr. Um dem Publikum Gelegenheit zu geben, sich zu stärken, ist wie bisher die Hoföffnung um 18 Uhr. Bereits gekaufte Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit für die Termine an den jeweils gleichen Wochentagen. Sie brauchen nicht umgetauscht zu werden.
Dies gilt grundsätzlich auch für alle anderen Tickets. Florian und Valentin Steden bitten darum, erst einmal davon abzusehen, die Tickets zurückzugeben. „Wir arbeiten momentan mit allen Künstlern, Agenturen und Technikern an dem Ersatzprogramm für 2021“, teilen sie mit und kündigen an, das neue Programm im Internet unter www.kelterei-steden.de, im Newsletter, auf Facebook und in der Presse bekanntzugeben. In diesem Jahr werden die Hoftore nur für gemütliche Hoffeste ohne Programm und Eintrittskarten geöffnet werden können – natürlich unter Beachtung der Vorschriften und Hygienemaßnahmen. Auch diese Termine werden kurzfristig bekanntgegeben. Die Steden-Brüder versichern: „Wir werden den Kopf nicht in das Apfelweinfass stecken.“