Ein außergewöhnliches Angebot, wie einst im Mittelalter …

Lernen vom Meister: Beim Specksteinschnitzen kann man sich, so wie diese junge Marktbesucherin, sein eigenes Erinnerungsstück zaubern. Foto: Theuner

Oberursel (sth). Alles, nur nicht normal: Mit buntem Programm, zahlreichen Leckereien und eindrucksvollen Handwerkskünsten präsentierte sich der historische Martinsmarkt am Wochenende einmal mehr von seiner besonderen Seite. Für die Besucher ein vorweihnachtliches Erlebnis der etwas anderen Art.

Das Ziel noch nicht in Sichtweite, steigen die Düfte mittelalterlicher Leckereien bereits in die Nase. Freundlich grüßen Männer und Frauen in dicken Gewändern und Fellen, die durch die Gassen der Orscheler Altstadt ebenfalls den verlockenden Gerüchen folgen. Angekommen auf dem Marktplaz, finden die scheinbar aus einer anderen Zeit Entsprungenen ihresgleichen zu Hauf – und damit auch die Quellen der kulinarischen Köstlichkeiten. Hier gibt es Spieß vom Grill und Brot aus dem Holzofen. Zubereitet von jenen, von denen man dachte, ihre Zeit sei bereits im 15. Jahrhundert zu Ende gegangen. Als Besucher fühlt man sich mit einem Schlag ins Mittelalter zurückversetzt.

Ein gewöhnlicher Markt ist der Oberurseler Martinsmarkt im Mittelalter-Stil sicher nicht. Das soll er auch gar nicht sein. Keine „08-15“-Veranstaltung sei das Treiben auf dem Marktplatz und auf dem Rathausplatz, erklärt der Organisator Jens Grunwald. „Liebevoller, rustikaler“, einfach besonders eben sei der Martinsmarkt im Vergleich zu ähnlichen Festen, die Händler und Handwerker seien mit viel „Herzblut“ dabei. Zum achten Mal war das traditionelle Treiben zu Ehren St. Martins am Samstag und am Sonntag von fokus O., dem Forum der Selbstständigen, veranstaltet worden. Grunwald hatte zum nunmehr fünften Mal für die Organisation verantwortlich gezeichnet. Im Auftrag von fokus O. hatte er zusammen mit seinen Helfern 40 historische Händler und Handwerker zusammengebracht. Grunwald selbst ist als Inhaber der Midgard Schänke auf dem Rathausplatz vertreten. Zu entdecken gebe es vieles, was auf vergleichbaren Märkten nicht zu finden sei, erzählt er.

Der Gang zum Stand gegenüber von Grunwalds Schänke bestätigt das. „Leckereyen für Hunde“ steht dort oben am großen Holzschild angeschrieben. In der Auslage finden sich „Hexenknollen“, „Flugdrachenfilet“ und „Bergtroll-Haut“ – für welche jedoch, da Hexen, Flugdrachen und Bergtrolle bereits von der Zeit gesegnet, Enten und Rinder herhalten mussten. Für Hunde ein Paradies. Gezahlt wird, wie überall auf dem Markt, natürlich in Talern. Tereza Belzner, die Inhaberin des Hundeparadieses, verkauft Leckereien, „die man nicht in jedem Supermarkt findet.“ Viele ihrer Kunden würden ihr Hundefutter nur noch bei ihr kaufen, erzählt sie. Den Oberurseler Martinsmarkt schätzt Belzner wegen der besonderen Atmosphäre. Die Gemeinschaft unter den zahlreichen Händlern fühle sich an wie in einer kleinen Familie.

Auch Frank Holzinger kommt gerne ins Taunusstädtchen. Mitgebracht aus dem mittelhessischen Weinbach hat er selbst hergestellte, pflanzliche Seifen in allerlei Farben und Düften. Ein niedriger ph-Wert, dafür mit Öl-Überschuss – etwas besseres kann der Haut nicht passieren. Obendrein gibt es auf dem Markt Kunst aus Holz, allerlei Schmuck sowie Bekleidung zu bestaunen und erwerben. Auch für das leibliche Wohl ist ausreichend gesorgt. Vor dem Rathaus erwarten die Besucher leckerer Flammlachs sowie Kartoffel-Waffeln, auf dem Marktplatz gibt’s schmackhaftes Brot und Fleisch.

Sturm auf die Wikingerschaukel

Besonderen Wert hat Organisator Grunwald mit seinem Team in diesem Jahr auf die Kinderbespaßung gelegt. Erstmals mit dabei ist die große Wikingerschaukel, von der die Kleinen nicht genug bekommen können. Auf dem Marktplatz kann die junge Generation gar künstlerisch aktiv werden. Ob Schwerter bemalen beim Wappenherold oder Speckstein schnitzen unter Anleitung – für ausgiebige Beschäftigung ist gesorgt. Mittelalterlich schminken lassen können sich die Kids obendrein. Im Rahmenprogramm begeistert der Gaukler Hubertus unter anderem mit seiner Feuershow, die passenden Klänge steuern die „Spielleut-Formatio Visematente“ aus Erfurt und die „Rattenfänger“ aus Gießen bei.

Auch die Oberurseler Geschäfte sollten von dem vorweihnachtlichen Treiben profitieren. Teilnehmende Läden waren samstags bis 18 Uhr und sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Fokus O. und der Förderverein des Lions Clubs Oberursel nutzen den Martinsmarkt für ihre erfolgreiche, gemeinsame Benefizaktion. Verkauft wurde wie in den vergangenen Jahren der beliebte Adventskalender mit Orscheler Stadtmotiv. Die Aktion wird durchgeführt zugunsten der Oberurseler Tafel, der Initiative „KinderHelden“ sowie der Philip-Julius-Stiftung.

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