Oberursel (ow). Pünktlich zum Start des Waldspaziergangs fing es an zu regnen. Das passte, schließlich befasste sich der parteilose Bürgermeisterkandidat Dirk Müller-Kästner in den vergangenen Wochen ausführlich mit dem Thema Wasser – und darum sollte es auch bei einer Informationstour durch den Stadtwald gehen. Als Experten dabei: die Biologin Claudia von Eisenhart Rothe und ihr Mann, der Forstwissenschaftler Christoph von Eisenhart Rothe.
Müller-Kästner hatte sich zuvor unter anderem bei einer Bürgerversammlung in Eschborn sowie bei einem Gespräch mit dem Chef der Oberurseler Stadtwerke, Jürgen Funke, über die Wasserversorgung im Vordertaunus informiert. Diesmal konnten aber auch interessierte Bürger dabei sei. Trotz der sehr kurzfristigen Einladung waren gut 20 Personen jedes Alters dabei. Wasser scheint ein wichtiges Thema für die Oberurseler zu sein.
Claudia und Christoph von Eisenhart Rothe erklärten, warum die Lage im Stadtwald unterhalb der Nordumfahrung trotz der abgestorbenen Waldflächen gar nicht so dramatisch ist: Der Wald regeneriere sich an zahlreichen Stellen von selbst. Die abgeholzten Flächen – wegen des Borkenkäferbefalls fielen in erster Linie Fichten – seien klein genug dafür, dass die Samen der umstehenden Bäume vom Wind, von Vögeln und von Eichhörnchen darauf verteilt werden. Nun wachse ein mutmaßlich stabiler Mischwald, der maximal noch mit einigen Mischbaumarten ergänzt werden könne. Verbiss durch Wild gebe es an den jungen Bäumen so gut wie keinen. „Hier stimmt die Jagd“, schickten die beiden Naturschützer auch ein Lob an Revierförster Luis Kriszeleit.
Probleme sehen Claudia und Christoph von Eisenhart Rothe hingegen weiter oben im Taunus, wo große Fichtenbestände fielen. Dort müsse es Neuanpflanzungen geben. Alleine schaffe es der Wald dort nicht. Dafür seien die kahlen Flächen zu groß, die klimatischen Bedingungen mit viel Sonne und Wind sowie dem trockenen Boden zu extrem.
Die Teilnehmer am Spaziergang hatten reichlich Fragen an die beiden Experten, die gar nichts davon halten, Bäche im Vortaunus zu stauen. Das verändere die Ökologie der Gewässer negativ. Sinnvoll seien hingegen Seitenmulden, die bei Hochwasser nach Starkregen volllaufen könnten. Dann könne das Wasser langsam versickern und fließe nicht ungebremst schnell ab. Das sollte schnell passieren, machten Claudia und Christoph von Eisenhart Rothe deutlich.
Sie würden zudem Renaturierungsmaßnahmen im Bereich des Urselbachs in Oberursel begrüßen. In dieser Hinsicht tue sich in der Stadt zu wenig, über die Europäische Wasserrahmenrichtlinie zur Verfügung stehende Landesmittel würden nicht abgerufen. In der Stadt werde hingegen zu viel gebaut, zu viele Flächen würden versiegelt. Das müsse ein Ende haben. Sonst bestehe die Gefahr, dass die Stadt irgendwann doch auf dem Trockenen sitze.
In Oberursel fehle bei vielen Entscheidungsträgern in der Stadtverwaltung und beim BSO das ökologische Verständnis, so Claudia und Christoph von Eisenhart Rothe. Das zeige sich auch darin, dass die durchaus engagierten Mitarbeiter nicht zu Fortbildungen etwa der Naturschutzbehörde und der Naturschutzakademie geschickt würden, obwohl diese Fortbildungen die Stadt nichts kosten würden. Unverständlich sei auch, dass Oberursel kein Mitglied im Landschaftspflegeverband Hochtaunus ist. Die Mitgliedschaft koste wenige Cent pro Bürger, bringe der Stadt und ihrer Natur über die Kombination mit Naturschutzfördergeldern aber ein Vielfaches an Nutzen.
Wald ist der beste Wasserspeicher
Ein stabiler, gesunder Wald sei der beste Wasserspeicher, nahmen die Spaziergänger um Dirk Müller-Kästner mit nach Hause. Der Bürgermeisterkandidat selbst betonte, dass die Fehler, die heute im Wald vielerorts zum Kahlschlag führen, bereits vor 50, 60 Jahren gemacht worden seien. In Sachen Naturschutz sieht Müller-Kästner in Oberursel auch heute noch Luft nach oben. Zumindest will er diesbezüglich auch mit Stadt und BSO weitere Gespräche führen.