Oberursel (bg). Der Auftritt von Martin Schultheiß und Fabian Vogt im vollbesetzten Kulturcafe Windrose geriet zum Heimspiel. Das „Duo Camillo“ hatte schon vor Corona durch zahlreiche Auftritte rund um und in Oberursel einen großen Fanclub. Als kreativer Pfarrer war Fabian Vogt viele Jahre in Oberstedten im Einsatz. Aus seiner Feder stammt das Musical „Ursula“, das am Hessentag 2011 in Oberursel Premiere hatte. Seit Jahren wohnt Martin Schultheiß, der promovierte Physiker, mit seiner Familie in Bommersheim und leitet dort den Gospelchor „Moving Spirits“. Fabian Vogt – inzwischen Sonderpfarrer für kreative Gemeindearbeit – hat es beruflich nach Berlin verschlagen. Er hatte eine weite Anreise, kennt sich aber in Oberursel immer noch bestens aus. Immer wieder nahm er den dörflichen Stadtteil im Süden von Oberursel mit den vielen Pferden auf die Schippe. Das Publikum reagierte prompt, denn gerade aus Bommersheim waren viele Ladys zur Veranstaltung gekommen. Und Bommersheim kam dann zum Schluss noch richtig groß raus.
Mit diesem Event verabschiede sich der „Kleine Mittwoch“ des Vereins „Kunstgriffs“ in die Sommerpause, erläuterte Vorsitzender Dirk Müller-Kästner. Denn draußen auf „de Gass“ tobe jetzt der Orscheler Sommer. Die stets gut besuchte Veranstaltungsreihe werde aber im September wieder im Kulturcafé aufgenommen, versprach er.
Die beiden Musiker sind ziemlich beste Freunde, die sich seit 33 Jahren kennen. Ziemlich robust, ohne den Partner zu schonen, stürzten sie sich ins Programm. „Martin hat eine ,Olaf-Scholz-Frisur‘“, stellte Fabian Vogt fest, und nahm ihm die Kappe vom Kopf. „Der Fabian geht beim Steinmetz zum Friseur“, konterte sein Gegenüber.
Ihr Programm „Im Himmel ist ne Party“ ist ein bunter Mix mit fetzigen Songs aus den Zeiten vor Corona. Es gibt aber hintersinnige Lieder, die in der Pandemiezeit entstanden waren. Das Publikum wurde gleich von Anfang mit einbezogen. Bei allem Klamauk und Spaß boten die beiden aber auch nachdenklich Töne. Das Coronatrauma wurde musikalisch aufgearbeitet. „Ich will nie wieder spazieren gehen oder Inzidenzen sehen“, sang Fabian Vogt. Herrlich ihr Song über den Diätenwahn „Gott erhöre mein Gebet, lass bitte wirken die Diät, mach dass der Heilige Geist mir das Fett von den Rippen reißt“. Weitere zugespitzte Treffer sind ihre musikalische Aussage zum Ehrenamt: „Wie bin ich da nur reingeraten“ oder das besondere Liebeslied, mit dem Refrain, den jeder schon mal auf der Zunge hatte „Du mich auch“. Mit ihrem auch christlich orientierten Programm kamen sie an Martin Luther nicht vorbei und mahnten gerade in schwierigen Zeiten Optimismus an, denn „Mut tut gut“. Ganz zum Schluss gab es noch den Song über das berühmte Apfelbäumchen, das noch gepflanzt wird, selbst wenn die Welt untergeht.
Doch zuvor kam noch der große Einsatz des Publikums. Eingeweihte kannten das und waren vorbereitet. Aus dem Saal wurden Worte zugerufen, die Fabian Vogt fleißig notierte. Darunter „Bommersheim“, „Kunstgriff“, „Urselbach“, „phantasievolle Horizonterweiterung“, „Fahrradwege“, „Waldbaden“, „Südsee“, „Frittenfett“, „Geldautomatensprengung“ und „Glockgeläut“. „Ihr habt es gewollt, wir lehnen jede Verantwortung ab“, so das Duo, und es folgt ein Lied, das es bisher noch nicht gab. Ein Sehnsuchtssong über Bommersheim mit einer Südsee voller Frittenfett, wo Geldautomaten gesprengt werden und Glocken läuten in G-Dur und im Walzertakt. Welch ein herrlicher Spaß. Mit ihrer Musik, dem Wortwitz und Klamauk hatte das „Duo Camillo“ mal wieder seinen Fans richtig eingeheizt und mit ihnen eine tolle Party im Kulturcafé Windrose gefeiert. Mit Spaß an der Freud, aber auch mit Tiefgang. Dafür gab es vom Publikum begeisterten Applaus für die ziemlich besten Freunde.