Endlich wieder Unterhaltung und Kultur im „Alt Orschel“

Florian und Valentin Steden (v. l.) stehen in den Startlöchern für die neue Saison. Mutter Tini schmeißt unauffällig im Hintergrund den Laden, damit alles klappt. Foto: ach

Oberursel (ach). „Das Soft-Opening am 7./8. Mai war ja schon der Wahnsinn“, sagt Florian Steden, der zusammen mit seinem Bruder Valentin die Geschäfte der Kelterei und Straußwirtschaft „Alt-Orschel“ am Marktplatz 6 führt. Nach zwei Jahren der Unsicherheit, ob und wie öffentliche Veranstaltungen stattfinden können, haben die Brüder entschieden, endlich wieder ein Kulturprogramm im unvergleichlichen Ambiente ihres Hofs stattfinden zu lassen. Das bedeutet nicht nur, Künstler zu verpflichten, sondern auch das gastronomische Angebot und den Service sicherzustellen. In einer Zeit, da viel Personal der Gastronomie nach zwei Jahren in der Krise den Rücken gekehrt hat und dazu noch die Lebensmittelpreise in astronomische Höhen klettern. Dass für den Kultursommer eigens das Dach über dem Hof aufgebaut werden muss, erscheint fast als lockere Fleißarbeit. „Wir kriegen das alles hin“, ist Florian überzeugt. „Denn wir haben den Vorteil, dass wir mit unseren begrenzten Öffnungszeiten vieles mit Kumpels, Studenten, Schülern und Mini-Jobbern stemmen können gemäß unserem Motto ,Mit Freunden für Freunde arbeiten‘.“

Dass sich der Aufwand und das Risiko lohnen, davon hat die beiden das erste geöffneWochenende im „Alt Orschel“ überzeugt: „Die Leute haben sich total gefreut, dass sie endlich wieder gesellig zusammenkommen können. Der Hof war voll. Darauf bauen wir mit unserem Programm.“ Mit dem „nächsten Hammer“ rechnen die Stedens schon am Wochenende nach Pfingsten beim Brunnenfest vom 10. bis zum 13. Juni, wenn der Hof am Freitag ab 18 Uhr und am Samstag ab 17 Uhr „einfach so zum „Miteinander-Babbeln“ sowie am Sonntag und Montag jeweils ab 11 Uhr zum Frühschoppen mit Live-Musik geöffnet ist. „Das ist das erste Fest nach Corona. Die Straßen werden voll sein“, erwartet Valentin Steden. Gelegenheit zum zwanglosen, gemütlichen Beisammensein im Hof von Alt Orschel haben die Gäste auch noch bei weiteren Hoffesten jeweils ab 18 Uhr am Freitag, 1., und Samstag, 2. Juli, Freitag, 15., und Samstag, 16. Juli, Freitag, 22. Juli, sowie Freitag, 26., und Samstag, 27. August.

Ebenfalls gemütlich, aber doch etwas spannender dürfte es am Wochenende vom 24. bis zum 26. Juni werden, wenn im „Alt Orschel“ in Kooperation mit der Apfelweinagentur von Jockel Döringer die zehnte Hessische Apfelwein-Meisterschaft ausgetragen wird. Am Freitag ab 18 Uhr, am Samstag ab 17 Uhr und am Sonntag von 12 bis 17 Uhr darf jeder, der testen will, die gbesten Tropfen der örtlichen Apfelweinkönige Hessens testen und bewerten. Dann wir ausgezählt, bis der zehnte Hessenmeister feststeht und um 18 Uhr prämiert wird.

Vier Bühnenprogramme runden die Saison im „Alt Orschel“ ab. „Ein kleines,feines Programm“, wie die Steden-Brüder betonen, im Vergleich zu 38 Veranstaltungen mit 14 Künstlern und Ensembles in der letzten Saison vor der Pandemie, 2019. „Wir wollen nicht gleich von Null auf 150 Prozent durchstarten.“ Den Anfang macht am Freitag, 8., und Samstag, 9. Juli, Ramon Chormann, der sich in der Mainzer Fastnacht als „De Pälzer“ einen Namen gemacht hat und den Oberurselern die Botschaft überbringt: Eigentlich alles egal – „Es eskaliert sowieso“.

Ihm folgt am Samstag, 23. Juli „Monsier Brezelberger“, der Kugelblitz des Varietés, der genial wie kein anderer den schmalen Pfad zwischen genialer Zauberei und grandiosem Scheitern beherrscht. Als „Comedy Magic DeLuxe“ gilt sein Programm „Wunder, Wahnsinn, Weltniveau“, das er im „At Orschel“ zeigt.

Fast so etwas wie „Heimkehr zum Steden“ sind die drei Auftritte des Ensembles „Szenenwechsel“ am Donnerstag, 11., Freitag, 12., und Samstag, 13. August. Die meisten Mitglieder dieses Theatervereins spielten über Jahre – damals noch unter dem Namen „Neue Bühne Oberursel“ – im Hof des „Alt Orschel“. Nun zeigen sie das erste eigene Werk ihrer Vorsitzenden, Regisseurin und Mitspielerin Anna Altheim „Alles was recht ist“. In dieser Komödie, die immer wieder für Überraschungen gut ist, geht um ein Kleingartenidyll, das vom pflanzlichen und moralischen Unkraut eines Gartennachbarn überwuchert zu werden droht. Dagegen muss mit allen – aber wirklich allen – Mitteln angegangen werden.

Ebenfalls seit Jahrzehnten ein unverrwechselbares Gesicht in der Kulturszene ist das Orscheler Comedy-Urgestein „Die Schüssel“.b Seit drei Jahren geht Peter Schüßler nach 25 Jahren als Solist bereits in Rente, Nun scheint er den Absprung von der Showbühne mit seinen letzten Sommer-Highlights im „Alt Orschel“ am Freitag, 19., und Samstag, 20. August, tatsächlich einzuleiten. „Keiner weiß mehr als ich“, kann er mit Fug und Recht behaupten und deshalb auch als allwissender Altstadtbewohner vom Leder ziehen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist.

Neu ist, dass es beim Bühnenprogramm 176 feste nummerierte Plätze gibt. Die beiden Geschäftsführer reagieren damit auf die Pandemie: „Viele Leute möchten sich aussuchen, mit wem sie zusammensitzen.“ Spürbare Einbußen bei der Bewirtung vor den Vorstellungen befürchten sie eher nicht: „Für die meisten gehört zu einem schönen Abend mit Bühnenprogramm zuvor ein gutes Essen.“

!Der Hof wird mit Bewirtung um 18 Uhr geöffnet, Vorstellungsbeginn ist gegen 19.30 Uhr. Während der Vorstellung wird nicht bedient, lediglich in der Pause kann bestellt werden. Karten für das Bühnenprogramm gibt es für nummerierte Plätze im Ticketshop Oberursel, Kumeliusstraße 8, im Internet unter www-frankfurt-ticket.de oder unter der Tickethotline 069-1340400.



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