Oberursel (js). „Zwischen Welten“, der Titel passt zur Bilderschau. Nicht nur inhaltlich liegen Welten zwischen den Linoldrucken von Bernhard Keßeler und den akribischen Zeichnungen von Peter Zielatkiewicz, der hinter zerfetzter Tapete versteckten Vergangenheit von Inge Jourdan und den ganz neuen Fotocollagen von Dagmar Lichtblau, auch der zeitliche Takt ihrer Produktion bewegt sich in Welt-Räumen. Die ältesten Werke der Künstlergruppe „Farbwerke Oberursel“, die in diesen Tagen in der Stadtbücherei am Marktplatz gezeigt werden, sind schon mehr als 20 Jahre alt, da gab es die Gruppe in dieser Form noch gar nicht. Erst seit 2016 stellen die Künstlerpaare gemeinsam aus, und das immer wieder mit kleinen Überraschungen. Das kann auch mal eine kleine Installation sein, die der stets produktive Peter Zielatkiewicz wie jetzt schnell noch inszeniert hat, ganz diskret lauert die Zwischenwelt zwischen den Welten am oberen Treppenabsatz, ein Gimmick am Rande mit einem Erdball, der keine Luft mehr (zum Atmen?) hat.
Zwischen Welten bewegen sich auch die Zeichnungen einer kleinen Serie mit Tusche und Buntstift von Zielatkiewicz, wenn man das so sehen will. In Werkstätten hat er da geschaut, von Schneider und Mechaniker, Schuster und Uhrmacher, nach Feierabend, wo gar Seltsames passiert, wenn der Meister schon unter einer Lampe mit Lesen den Abend feiern und skurrile Wesen sich wie aus dem Nichts ins Bild schleichen. Mal mehr, mal weniger Welt steckt in den Collagen von Dagmar Lichtblau, Inge Jourdan bleibt experimentierfreudig und macht richtig neugierig auf einen Blick auf die Welt hinter den zerfetzten Tapeten über den Bilderrahmen. Schade ist, dass auch die Stadtbücherei als freundliche Gastgeberin zwischen den Kunst-Welten mitmischt. Coronabedingt musste sie ihr Angebot entzerren, zwischen den Welten der Künstler kann auch mitten im Raum nach „Tonies“ gestöbert werden.
Die Ausstellung in der Stadtbücherei ist bis 8. Oktober zu den üblichen Öffnungszeiten der Bibliothek zu sehen. Pandemiebedingt hat es keine Vernissage gegeben, die Kunstschaffenden bieten bei Interesse jedoch gerne Kontakt am Ort oder eine Führung im kleinen Kreis an. Das gilt auch für eine Folgeausstellung wenig später vom 3. bis zum 20. November am gleichen Ort in der Bücherei. „Vielerlei … von Drei“ heißt es da, außer dem Künstlerpaar Inge Jourdan/Peter Zielatkiewicz ist dann Barbara Stark dabei, die einst erste Erfahrungen mit Pinsel und Farbe bei der berühmten Gerda Jo Werner, der „Frau vom 50-Pfennig-Stück“, gesammelt hat. Jourdan und Zielatkiewicz präsentieren sich dabei auch als gemischtes Doppel, zeigen Bilder von Inge Jourdan vor und dann nach einer Bearbeitung durch ihren Partner im Leben und in der Kunst. Kontakt für eine Führung unter Telefon 06171-582616 oder 06171-25464.