Feuer in Weißkirchen vernichtet Zuhause zweier Familien

Bis in die Nacht dauern die Löscharbeiten an. Was bleibt, ist eine ausgebrannte Ruine, in der Hitze, Qualm, Ruß und Wasser alles vernichtet haben. Foto:Feuerwehr Oberursel

Oberursel (ach). Immerhin ist niemand körperlich zu Schaden gekommen bei dem Großbrand, der am Mittwoch voriger Woche in einem Zwei-Parteien-Haus in der Straße Altkönigblick in Weißkirchen wütete. Von einem Sachschaden in Höhe von 700 000 Euro ist die Rede. Aufgrund der Einsturzgefahr des Gebäudes ist die Straße Altkönigblick aktuell teilweise gesperrt, die Anwohner werden gebeten den Bereich zu umfahren.

Gegen 13.15 Uhr wurde laut einem Bericht der Feuerwehr der Leitstelle des Hochtaunuskreises über den Notruf 112 ein Feuer mit Menschenleben in Gefahr in Weißkirchen gemeldet, woraufhin zunächst die Feuerwehren Weißkirchen, Stierstadt, Bommersheim und Oberursel-Mitte sowie der Rettungsdienst alarmiert wurden. Die Kräfte der Wehr Weißkirchen meldeten bereits auf der Anfahrt eine massive Rauchsäule und bestätigten nach Eintreffen einen Dachstuhlbrand mit Flammenbildung aus dem Dachbereich.

Direkt zu Einsatzbeginn wurden aufgrund unklarer Informationen, ob sich noch Personen im Gebäude befinden, insgesamt drei Trupps unter Atemschutz im Innenangriff eingesetzt.

Wie sich herausstellte, hatten jedoch alle Bewohner das Haus bereits selbstständig verlassen. Ein 13-jähriger Junge wurde dem Rettungsdienst übergeben und im Einsatzverlauf mit dem Verdacht auf Rauchgasintoxikation ins Krankenhaus eingeliefert.

Die Trupps im Innenangriff meldeten sehr schnell zurück, dass der Brand bereits auf den südlichen Dachbereich übergegriffen hatte und ein Vorgehen innerhalb des Dachgeschosses aufgrund massiver Rauch- und Wärmeentwicklung nicht mehr möglich sei. Im Außenbereich gingen zeitgleich die zwei Oberurseler Drehleitern in Stellung. Von dort aus begannen Einsatzkräfte, die Dachziegel zu entfernen, um den Brandherd zu erreichen.

Ein verbautes Polysterol-Wärmedämmverbundsystem, das unter der gesamten Dachhaut zwischen Decke und Unterdach verbaut war, sorgte für eine rasante Brandausbreitung. Es gelang nicht, die Ausbreitung zu verhindern, da die Feuerwehr aufgrund von Wärmeentwicklung und gefährlicher Brandgasatmosphäre (Durchzündungsgefahr) nicht mehr in das Dachgeschoss vorgehen konnte. Der Löschangriff beschränkte sich so zunächst auf das erste Obergeschoss und die Bereiche, die von außen zu erreichen waren. Im Verlauf des Einsatzes fraß sich das Feuer immer weiter durch die schlecht erreichbare Dämmung, bis auch der erste Stock nicht mehr begehbar war. Daraufhin wurde der Löschangriff im Innenbereich abgebrochen und eine dritte Drehleiter aus Bad Homburg angefordert.

Um die brennende Dämmung von außen von den Unterdecken zu lösen, wurden auf beiden Seiten des Daches großflächig die Dachziegel entfernt. Nun konnten mit einem speziellen Hochdrucklöschsystem der Berufsfeuerwehr Frankfurt die Polysterolplatten „herausgeschnitten“ werden. Dies war notwendig, um das Dach steif zu halten und einen Giebeleinsturz zu verhindern. Die Prozedur dauerte mehrere Stunden und führte schließlich unter andauerndem Einsatz der Drehleitern durch das Löschen mit Wasser auf beiden Dachseiten und nach innen in das Gebäude zum Löscherfolg.

Aufgrund der Rauchentwicklung wurden die Sirenen im südlichen Stadtgebiet ausgelöst und eine Warnung über die Warnapps ausgelöst. Eine Infoseite auf der Homepage der Stadt Oberursel wurde aktiviert und forderte die Bevölkerung von Weißkirchen und Steinbach auf, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Aufgrund der starken Rauchentwicklung wurden etwa 90 Atemschutzgeräte an der Einsatzstelle verbraucht. Die Feuerwehr Kronberg und die Feuerwehr Bad Nauheim unterstützten die Oberurseler Kräfte mit ihren Atemschutzlogistik-Komponenten. Das zeitliche Ausmaß des Einsatzes erforderte einen Personalaustausch, der größtenteils durch eigene Kameraden aller Wehren der Stadt Oberursel durchgeführt werden konnte, dafür wurde im Verlauf noch die Feuerwehr Oberstedten alarmiert. Die Einsatzkräfte der Feuerwehren Steinbach, Frankfurt und Bad Homburg unterstützen zudem bei den Löschmaßnahmen.

Die größtenteils ehrenamtlichen Feuerwehrleute wurden vom DRK-Ortsverband Oberursel verpflegt. Außer dem Brandschutzaufsichtsdienst des Hochtaunuskreises waren das Presseteam des Kreisfeuerwehrverbands, der Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes und drei Fachberater des Technischen Hilfswerks an der Einsatzstelle. Die Stadtwerke und der Energieversorger stellten die Medienversorgung zum Gebäude ab. An der Einsatzstelle waren im Verlauf des Einsatzes etwa 120 Einsatzkräfte tätig. Die Ermittlungen zur Brandursache dauern noch an.

Zwei Familien waren durch den Brand obdachlos geworden: das Vermieter-Ehepaar mit seinem 13-jährigen Sohn und einer Katze, die vor dem Brand weggelaufen war, und ein Ehepaar, das im Erdgeschoss zur Miete wohnte. Spontan wurden sie vom Rilano-Hotel aufgenommen. Gleichzeitig hatte das Oberurseler Forum eine Hilfsaktion organisiert, wo Geld- und Sachspender sich melden konnten. Bis Montag hatten den Beitrag 15 000 Personen gesehen, 105 Mal war er außerhalb der Gruppe geteilt worden, und viele Spenden von Klamotten über Möbel bis hin zu Küchengeräten und -utensilien, sogar neue Wohnungen wurden angeboten.

Schon am Tag nach dem Brand schrieb die Hauseigentümerin im Forum: „Ich bin sprachlos über so viel Hilfe und Engagement von Euch allen. Ich kann es nicht in Worte fassen, wie viel mir und uns das alles bedeutet. Mein Kind konnte gestern das Krankenhaus verlassen, die Werte waren dann alle in Ordnung, er steht unter Schock, aber das werden wir hinbekommen, wir haben ein Auge drauf und werden gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Unseren Kater haben wir heute Nacht gefunden. Vielen lieben Dank für die Hilfe. Es bedeutet uns so viel, und wir sind wieder komplett.“ Auch der Mieter meldete sich zu Wort: „Der Brand hat mir und meiner Familie alles genommen. Aber auch unsere lieben Vermieter stehen vor dem Nichts. Es ist mit Worten nicht zu beschreiben, wie wir uns alle fühlen. Doch diese Riesen-Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung lässt uns hoffnungsvoll in die Zukunft blicken. Danke!“

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