Funkensprühende Melange aus Erfahrung und Neuem

Alle Blicke richten sich zum Regisseur (v. l.): Selin-Zoe Goetz, Mariela Milkowa, Thomas Becker, Matthias Nitsch, Karl-Heinz Weiler, im Hintergrund Inge und Kurt Hame. Foto: bg

Oberursel (bg). Das Ensemble für die neue Saison im Theater im Park (TiP) steht: Eine Mischung aus „Best-Of“ und unbekannten Gesichtern hat Andreas Walther-Schroth für das neue TiP-Stück „Diener zweier Herren“ zusammengestellt. Für das 15-köpfige Ensemble gilt: Erfahrung trifft auf Neues – eine Melange, aus der er Funken schlagen will.

Vor 25 Jahren wurde das Theater im Park vom Theaterverein Oberursel aus der Taufe gehoben, als Veranstalter fungierte damals wie heute der Kultur- und Sportförderverein Oberursel (KSfO). 1994 ging die erste Aufführung im Park der Villa Gans über die Bühne, damals noch Sitz der ehemaligen Bundesjugendschule des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB), heute residiert in dem herrlichen, altenglischen Landschaftspark das Dorint-Hotel. Erstes Stück in dem verwunschenen Ambiente war „Don Carlos“ von Friedrich Schiller. 2010 wechselte man in den Park der Klinik Hohe Mark. Ganz in der Nähe der Endhaltestelle der U3 gelegen, wurde so das TiP zum einzigen Open-Air-Theater in der Rhein-Main-Region mit U-Bahnanschluss. In seinem Jubiläumsjahr hat der KSfO wieder seinen langjährigen Hausregisseur mit der Inszenierung beauftragt.

Carlo Goldonis rasante Verwechselungskomödie spielt in Venedig. Dort wurde der Dichter als Sohn eines Arztes geboren und erhielt eine humanistische Bildung. Das Werk machte ihn berühmt, es gilt als das bekannteste Stück der Commedia dell’arte. Vor der malerischen Silhouette Venedigs nimmt die Geschichte mit ihren überzeichneten Typen Tempo und Fahrt auf. Weil er den Bruder seiner Geliebten Beatrice (Viktoria Leschhorn) getötet haben soll, flieht Florindo (Dennis Kutt) in die Lagunenstadt. Als Mann verkleidet folgt ihm Beatrice und nimmt im selben Gasthaus Quartier wie Florindo. Als beide auch noch zufällig den ebenso schlitzohrigen wie chronisch hungrigen Truffaldino als Diener engagieren, beginnt ein höllisch verzwacktes Verwirrspiel. Es endet – für alle Beteiligten überraschend – mit einem glücklichen Ausgang.

In seiner Bearbeitung des Klassikers versucht Walther-Schroth, der auf Grundlage der deutschen Bearbeitung von Friedrich Ludwig Schröder ein eigenes Textbuch geschrieben hat, das Italien-Feeling der 60er-Jahre auf die Bühne zu bringen. Dazu hat er sich einige Überraschungen einfallen lassen, unter anderem den Auftritt einer ehemaligen Diva und Sängerin namens Catrine Valentine (Karin Gerber). Richtige Diener gibt es heute kaum noch – kein Problem, der Orschler Truffaldino wird von ihm zu einer Art Butler aufgepeppt. Die gelten eigentlich als Inbegriff der Diskretion und vornehmen Zurückhaltung, aber bei diesem Filou gibt es das nicht. Von Haus aus einfach gestrickt, dabei faul und bequem, bringen ihn seine Doppelfunktion und sein ewig knurrender Magen in höchste Verlegenheiten. Mit immer tolldreisteren Lügengeschichten gelingt es ihm lange, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

(Fast) volle Besetzung zum Start

Beim Probentermin ist die Stimmung famos, die Besetzungsliste steht, fast das gesamte Ensemble ist erschienen, es kann also losgehen. Mit Begeisterung und Elan stürzen sie sich alle wieder in das Vergnügen, echte Typen auf der Bühne darzustellen. Dafür müssen sie viel Zeit mitbringen. Bis zum Premierentermin am 10. Juli trifft man sich mindestens zweimal in der Woche, in der heißen Probenphase können es mit Einzelproben auch drei Termine sein. Vor dem Start in die Probenarbeit bespricht der Regisseur mit dem gesamten Team allgemeine Abläufe, passende Probentermine werden festgezurrt, anstehende Fragen geklärt. „Sag mal Roy, seit wann spielst du schon mit. Warst du nicht als ,Sakini’ beim ,Kleinen Teehaus’ 2008 mit dabei? Da weißt du noch immer nicht, das auch samstags geprobt wird“, flachst Andreas Walther-Schroth. Viele Überzeugungstäter und bekannte Akteure wie Roy Kullmann spielen in der Jubiläumssaison 2019 mit. Nach dem legendären „Kleinen Teehaus“ stand er als „Datterich“ auf der Bühne und glänzte 2017 als „Quasimodo“ im „Glöckner von Notre Dame“.

TiP-Urgestein Karl-Heinz Weiler

Dienstältester im TiP-Ensemble aber ist Karl-Heinz Weiler. Der Elektromeister ist quasi durch seinen Beruf zum Theaterspielen gekommen. Irgendjemand muss ja schließlich Licht in die Welt und erst recht auf eine Open-Air-Bühne bringen, wenn sich am Abend die Dämmerung und dann finstere Nacht über den Park legt. Seit seinem überzeugendem Debüt auf der Bühne im Jahr 1996 – da wurde das Stück „Des Teufels General“ gegeben – mischte er mit großem Einsatz und noch mehr Spaß auch bei vielen Aufführungen kräftig mit. Diesmal hat er eine Paraderolle ergattert, er spielt den Dottore Lombardi, einen Paten aus Neapel.

Sein Sohn Silvio (Matthias Nitsch) soll Clarice (Selin-Zoe Goetz), Tochter des Pantalone de Bisognosi (Thomas Becker) heiraten, so haben die beiden Clan-Chefs das geplant. Thomas Becker wiederum wurde im vorigen Jahr für seine 20-jährige Zugehörigkeit zum TiP-Ensemble geehrt. Er feierte seinen Einstand bei der Aufführung von „Turandot“. Mit Matthias Nitsch ist ebenfalls ein ganz erfahrener Theaterhase mit von der Partie. Geballte Bühnenerfahrung bringt aber auch der junge Denis Kutt ein, ein Nachwuchstalent aus den Reihen des Theatervereins. Seine Mutter hat sich von der Theaterbegeisterung ihres Sprößlings anstecken lassen und stand schon für den Theaterverein auf der Bühne. Sie spielt die bayrische Ehefrau eines Wirtes.

Dem Ensemble gehören an: Tamara Dirksen, Karin Gerber, Selin-Zoe Götz, Doris Kutt, Viktoria Leschhorn, Mariela Milkowa, Thomas Becker, Roy Kullmann, Denis Kutt, Matthias Nitsch, Karl-Heinz Weiler. Inge und Kurt Hame, zuständig für Requisten und Kostüme, übernehmen außerdem noch „tragende“ Rollen im Stück, auch Anette Hack und Marie Marks sind vor und hinter der Bühne wieder im Einsatz. Bühnenbild und Plakat für den „Diener zweier Herren“ wurden gerade vorgestellt, gestaltet von Schülerinnen der Fachoberschule Gestaltung an der Hochtaunusschule.

Zusätzliche Informationen:

Der Kartenvorverkauf für die witzig-spritzige Komödie hat bereits begonnen, der Preis ist konstant geblieben und beträgt 20 Euro plus Vorverkaufsgebühr. Premiere ist am Mittwoch, 10 Juli. Gespielt wird anschließend vom 12. Juli bis zum 17. August, immer freitags und samstags um 20 Uhr im Park der Klinik Hohe Mark. Ab 19 Uhr ist der Catering-Bereich geöffnet. Die Bewirtschaftung übernehmen Oberurseler Vereine.



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