Gefahrenabwehrzentrum bringt viele Veränderungen

An der Alarmausfahrt an der Lahnstraße werden neue Ampeln auf rot schalten, wenn die Feuerwehr ausrückt, dafür wird die Ampel Richtung Hohemarkstraße auf grün schalten.Fotos: gt

Oberursel (gt). Das Thema Gefahrenabwehrzentrum (GAZ) beschäftigt die Feuerwehr und die Kommunalpolitik bereits seit mehreren Jahren. Nun, wo der Bau der Fahrradstraße in der Dornbachstraße bevorsteht und die Kleingärten vom Grundstück entfernt worden sind, fand ein neuer Informationsabend für die Anwohner statt.

Stühle für 50 Personen hatte man in der Wagenhalle der Feuerwehrwache Mitte aufgebaut. Diese reichten bei weitem nicht aus für die interessierten Anwohner und Kommunalpolitiker und bald machten sich die Mitglieder der Feuerwehr an die Arbeit und besorgten Bänke, um die Sitzkapazität zu verdoppeln. Als auch diese Plätze voll waren, haben sie sich noch um ihre eigene Sitzgelegenheit kümmern müssen, so dass schätzungsweise zwischen 120 und 150 Personen die Veranstaltung besuchten.

Vorne am Tisch wartete eine breite Auswahl von Rednern: Petra Holzwarth von BSO Immobilienmanagement, Stadtkämmerer Jens Uhlig, Anna Latsch (Referentin für Bürgerbeteiligung der Stadt Oberursel), Erster Stadtrat Christof Fink, Stadtbrandinspektor Valentin Reuter, sein Stellvertreter Andreas Ruhs und schließlich Uli Both (Wehrführer der Feuerwehr Oberursel-Mitte). Hinzu kamen zwei städtische Mitarbeiter, die in der ersten Reihe Platz genommen hatten: Eva Maria Back aus dem Bereich Stadtplanung und Dr. Uli Molter (Leiter der städtischen Verkehrsplanung).

Ziel des Abends war, so Fink, über den Fortgang zu berichten. Im Voraus waren sieben Fragen eingerichtet worden und diese sollten im Laufe des Abends beantwortet werden, erklärte Latsch. Neue Fragen durften erst am Ende der Veranstaltung gestellt werden.

Wehrführer Both erklärte die Aufgaben der Feuerwehr Mitte und warum sie mehr Platz im neuen Gefahrenabwehrzentrum benötigen. Bereits jetzt hat die Wehr Mitte einige Spezialaufgaben, zum Beispiel wenn es Einsätze an der U-Bahn gibt. Nur auf dem Gelände sind kaum Übungsmöglichkeiten vorhanden. Am neuen Standort soll ein Übungsstandort für die gesamte Feuerwehr Oberursel und den Hochtaunuskreis entstehen, mit Übungsturm, Fitnessraum, Nass- und Heißausbildungsmöglichkeiten und eine Atemschutzübungsstrecke. Die Übungsanlage wird gasbetrieben und geruchsneutral sein.

Ausweichzentrale für Rathaus

Stadtbrandinspektor Reuter erklärte, welche Verwaltungsrollen am neuen Standort ausgeführt werden sollen. Die Stabsstelle wird sieben Arbeitsplätze haben, sowie Werkstätten für alle Feuerwehren in Oberursel. Dazu gehören eine Feuerlöscherwerkstatt, Metall- und Holzwerkstätten sowie eine Anlage zur Reinigung und Auffüllen von Sauerstoffflaschen.

Auch das Personalwesen der Feuerwehr wird im neuen Gebäude seine Arbeitsplätze haben. Tagsüber bilden die Mitarbeiter den Wachalarm, um bei kleineren Einsätzen wie brennenden Mülleimern oder Türöffnungen die ehrenamtlichen Mitarbeiter nicht auf der Arbeit alarmieren zu müssen. Im aktuellen Gebäude ist der Platz so eng, dass zwei Mitarbeiter zur Zeit im Stuhllager untergebracht sind. Bereits jetzt werden Großeinsätze von der Wehr Mitte koordiniert, zum Beispiel wenn es Starkregen gibt oder bei Waldbränden. Außerdem ist ein Notfallinformationspunkt (NIP), der im Falle eines längeren großflächigen Stromausfalls besetzt wird, um die Bevölkerung mündlich mit Information zu versorgen und Notfallalarmierungen entgegenzunehmen und weiterzuleiten.

Das neue Gebäude wird auch als Ausweichzentrale für die Stadtverwaltung dienen können, falls das Rathaus evakuiert werden muss.

Ruhs erläuterte anschließend, warum der Umzug notwendig ist. Denn ursprünglich war gedacht, die Wache an der Marxstraße zu erweitern. Allerdings macht die Hauptgasleitung unter dem Grundstück sowie die Steigerung der Straße die Realisierung der Pläne schwierig.

Der neue Standort berücksichtigt weiterhin die gesetzliche Hilfsfrist von zehn Minuten, die bei Einsätzen gilt: Nach der Alarmierung müssen innerhalb dieser Zeit sechs Personen vor Ort an der Einsatzstelle sein. Das beinhaltet auch den Weg zur Wache für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Während die Wache normalerweise nur das Gebiet zwischen Bahnhof und Hohemark abdeckt, erreicht der Wachalarm innerhalb von zehn Minuten das gesamte Stadtgebiet.

Durch den Neubau können auch veränderte Vorgaben des Arbeitsschutzes und der Unfallkasse Hessen berücksichtigt werden. Durch eine Trennung der Wegeführung für an- und abrückende Kräfte, kann eine sogenannte „Schwarz-/Weiß-Trennung” realisiert werden. Das heißt, die rückkehrenden Einsatzkräfte fahren mit ihren verschmutzten Sachen nicht direkt in die Halle und übertragen den Schmutz – der durchaus gefährliche Substanzen enthalten kann – somit nicht auf ihre eigenen Klamotten. Außerdem können am Standort die Werkstätten ebenerdig angelegt werden.

Stadtkämmerer Uhlig präsentierte nun die Daten und Fakten zum neuen Gefahrenabwehrzentrum: Das gesamte Grundstück hat eine Fläche von rund 14 500 Quadratmetern, das Gebäude hat eine Bruttogeschossfläche von 9433,07 Quadratmetern und eine einheitlich, vorgehängte Metallfassade mit akustischen Eigenschaften. Tatsächlich werden es zwei Gebäudeteile sein. Das Hauptgebäude wird eine Halle für 23 Fahrzeuge haben, sowie Umkleideräume, Werkstätten und Technik im Erdgeschoss. Im ersten Stock wird die Einsatzzentrale sein sowie die Verwaltungsräume, weitere Umkleidemöglichkeiten und Ruhe- und Lagerräume. Im zweiten Stock sollen die Schulungs- und Fitnessräume sowie die Übungsbereiche untergebracht werden. Im Nebengebäude wird es einen Abstellraum für zehn Abrollbehälter geben.

Mit vielen Karten und Plänen stellte Back von der Stadtplanung den Bebauungsplan vor. Die Gebäudeteile werden unterschiedlich hoch sein. Während die Fahrzeughalle eine Höhe von 9,05 Metern haben wird, wird dahinter das Hauptgebäude eine Höhe von 13,4 Metern haben. Ganz am Ende des Gebäudes Richtung Autobahn wird es einen Übungsturm mit einer Höhe von 25,8 Metern geben. Der zweite Gebäudeteil mit den Abrollbehältern wird an der hinteren Ecke Richtung Hans-Thoma-Schule zu finden sein. Der Fuß- und Radweg an der gelben Brücke über die A661 bleibt bestehen. Der Radweg, der zur Zeit das Gelände durchquert, kommt allerdings weg und wird über die Mainstraße zur neuen Fahrradstraße in der Dornbachstraße geführt.

Die Einsatzkräfte, Mitarbeiter und Besucher fahren über die Dornbachstraße zur Wache, beim Herausfahren im Einsatzfall nutzen Sie die Alarmausfahrt an der Lahnstraße, die ungefähr dort sein wird, wo der Radweg an der Lahnstraße im Moment anschließt.

Um den Lärm für die Anwohner zu vermindern, werden Carports im hinteren Bereich des Geländes angelegt, die mindestens drei Meter hoch sind. Der geringste Abstand des Gebäudes zur Grundstücksgrenze Dornbachstraße 5a/5b wird mit 7,31 Metern geplant und zwischen den Gebäuden wird es ein Abstand von ungefähr 16 Metern an der engsten Stelle geben, gemessen von der Außenwand des Hauptgebäudes zum Treppenhaus des Hauses Dornbachstraße 5b.

Neue Spuren und Ampelschaltung

Molter, Leiter der städtischen Verkehrsplanung, ergänzte die Informationen zu den Ein- und Ausfahrten. Tagsüber fahren die rückkehrenden Einsatzfahrzeuge über die Dornbachstraße auf das Gelände, aber nachts werden sie über die Lahnstraße einfahren, um den Lärm für die Anwohner zu vermindern. Hierzu wird es auf der Lahnstraße eine eigene Feuerwehr-Linksabbiegerspur geben, dafür fällt allerdings der Fußgängerweg auf der Seite der Alten Leipziger weg.

An der Lahnstraße wird es eine neue Ampelanlage an der Alarmausfahrt geben, die von der Feuerwehr ferngesteuert wird. Im Einsatzfall wird sie in beiden Richtungen auf rot geschaltet, damit die Feuerwehr problemlos herausfahren kann. Da 90 Prozent der Einsätze Richtung Hohemarkstraße führen werden, wird die Ampel an der Kreuzung Lahnstraße/Dornbachstraße daran gekoppelt und in dieser Richtung auf grün geschaltet, um die Kreuzung freizuräumen.

Dabei darf es nicht zu Rückstau auf der Autobahnrampe kommen, so hat man hier berechnet, dass es in der absoluten Spitzenzeit - nämlich morgens früh um 7.56 Uhr – beim Herausfahren von zwei Einsatzfahrzeugen es zu einer Verkehrsunterbrechung von maximal 80 Sekunden kommen wird.

Da die Feuerwehr theoretisch hier freie Fahrt hat, werden sie das Signalhorn beim herausfahren vermutlich nicht einschalten müssen, sollte der Verkehr sich dennoch zurückstauen, müssen sie es aber tun, um von ihren Sonder- und Wegrechten gebrauch zu machen.

Auch an der Kreuzung Lahnstraße/Dornbachstraße wird sich einiges ändern. Die sogenannten „bedingt verträglichen Ströme” fallen weg. Sprich: Wenn Fahrzeuge, Fahrräder oder Fußgänger „grün” haben, dann hat niemand anderes grün, der über den Weg führen könnte. Die blinkenden Warnlichter an den Fußgängerüberwegen fallen weg. In der Dornbachstraße wird ebenfalls eine zusätzliche Linksabbiegerspur angelegt, um von der Straße Richtung GAZ an der Kreuzung zu führen.

Auf dem Gelände des Gefahrenabwehrzentrums wird es 55 Pkw-Stellplätze und 26 Fahrrad-Stellplätze geben. Das soll für alle Einsatzkräfte, Mitarbeiter und Besucher reichen. „Für die Anwohner ändert sich nichts“, behauptete Molter, außer dass die Parkplätze in der Dornbachstraße umgedreht werden, um die Fahrradstraße zu ermöglichen. Die Parkplätze werden dann von der Seite der Dornbachstraße angefahren .

Während der Bauzeit sollen die Baufahrzeuge die Baustelle über die Lahnstraße oder über die neue Einfahrt in der Dornbachstraße anfahren, aber nicht über die Mainstraße.

Back ergänzte, dass die Fahrbahnen auf dem Gelände leicht schräg angelegt werden, um das Regenwasser zum Dornbachnebengraben zu führen. Außerdem werden Bäume und Sträucher auf dem Grundstück als Vorsorgemaßnahme gepflanzt, um das Regenwasser besser ablaufen zu lassen. Schließlich erklärte Uhlig, dass der BSO künftig das fertige Gebäude pflegen wird und dass der Beschluss der Stadtverordnetenversammlung eine Kostenobergrenze festgelegt hat.

Nun durften Fragen von den Anwesenden gestellt werden. Als Erstes hat eine Anwohnerin zum Lärm für die Anwohner entlang der Lahnstraße gefragt. Dies lässt sich aber nicht vermeiden, wenn das Signalhorn dort eingeschaltet werden muss, aber so wie es jetzt in der Marxstraße ist, wird man versuchen, dies erst zu tun, nachdem man an der Wohnbebauung vorbeigefahren ist.

Außerdem gab es Fragen zur Finanzierung. Stadtkämmerer Uhlig erläuterte, dass der Beschluss aus 2022 35 Millionen Euro vorsieht, zuzüglich. fünf Prozent Steigerung per Jahr bis zum Baubeginn, also letztendlich 39 Millionen Euro. Die Finanzierung erfolgt aus Rücklagen, über Darlehen und durch die Vermarktung der Fläche in der Marxstraße. Hier wurde mit einer Zahl von 16 Millionen Euro gehandelt, jedoch kann sich dies noch ändern nach der Erstellung der neuen Starkregenkarte, wenn es das Baugebiet betrifft.

Anwohner Andreas Kuttler fragte, warum die Dornbachstraße überhaupt umgebaut wird und erklärte, dass mit der Ausfahrt Richtung Lahnstraße die Anwohner befürchten, zu Stoßzeiten nicht rausfahren zu können. „Da gibt es einen Beschluss, da kann ich nichts [daran] ändern“, antwortete Molter.

Auf die Frage, warum vier Parkplätze wegfallen müssen, stritt Molter dies ab und meinte, die Anzahl der Parkplätze würde so bleiben wie es jetzt ist, wenn man sie richtig mit 2,5 Meter Breite messen würde. Dies widerspricht jedoch den Angaben auf der Webseite der Stadt (www.oberursel.de/gaz), auf der die Pläne und die Präsentation des Abends zu finden sind. Dort ist die Rede von rechnerisch 33 Stellplätzen im Bestand (zuzüglich fünf Stellplätzen an der Bushaltestelle), aber nur 29 Stellplätzen in der Planung. Eingezeichnet sind sogar nur 21 Stellplätze, zuzüglich zwei Plätze für Carsharing Autos und zwei Plätze für Lieferdienste.

Auch eine Variante des Fahrradweges, über den Dornbachnebengraben zum Fahrradweg aus Oberstedten zu führen, wurde geprüft, aber aus Kostengründen verworfen.

Eine weitere mögliche Änderung in der Dornbachstraße könnte die Einführung von Tempo 30 sein. Hier will Molter versuchen das Regierungspräsidium davon zu überzeugen, denn im Moment sind die Voraussetzungen dafür nicht gegeben. Zukünftig werden allerdings in der Dornbachstraße die parkenden Autos rückwärts in den fließenden Verkehr fahren müssen, außerdem werden Schulkinder über die Fahrradstraße die Einfahrt zum GAZ vorbei zur Ampel geführt werden. Ganz zu schweigen von den Anwohnern, die gegen die Verkehrsrichtung auf die Dornbachstraße herausfahren müssen. Hier plädierten die Anwohner dafür, dass die Ausfahrt der Fahrradstraße für sie oben an der Mainstraße bleiben soll.

Von einem Vertreter des Dampfbahnclubs wurde gefragt, ob ein Wendehammer neben deren Tor geplant ist, denn dort – direkt neben dem GAZ – werden Loks und Maschinen abgeladen. Wenn nicht, „ist es der Tod des Dampfbahnclubs“, behauptete er. Hier antwortete der stellvertretende Stadtbrandinspektor Andreas Ruhs, dass es bereits ein Gespräch mit dem Club gegeben hat und zeigte auf der Karte, wo ein Wendehammer für den Club geplant ist. Nebenan hat die Feuerwehr eine Notfallausfahrt, über die sie zur Mainstraße gelangen können wenn sie auf der Lahnstraße und Dornbachstraße gar nicht rauskommen. Sollte dem Dampfbahnclub der Wendeplatz irgendwann nicht ausreichen, macht die Feuerwehr für sie gerne das Tor auf, versicherte Ruhs.

Als alle Fragen beantwortet waren, lag es an Uhlig das Schlusswort zu geben. „Natürlich ist es eine Veränderung in Ihrer Nachbarschaft“, sagte er, bevor er den langen Informationsabend beendete.

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