Mit der Gulaschkanone aus dem Camp King fing es an

1973 – Siegerehrung mit Turniersieger VTDO Amsterdam und dem damaligen Bürgermeister Karlheinz Pfaff (links), Direktor Rudolf Bernhardt (der die Alte Leipziger Versicherungsgruppe vertrat, die die Schirmherrschaft übernommen hatte) und Reinhart Odekerken (rechts), Turniergründer und bis 1973 Jugendleiter des SC Eintracht Oberursel. Repros: Streicher

Oberursel (js). Umkleidekabinen gab es 1968 noch nicht am Eschbachweg, Duschräume schon gar nicht. Der Sportplatz der Eintracht Oberursel zwischen Wohnsiedlung und dem Militärgelände Camp King präsentierte sich noch rustikal und aufs Nötigste beschränkt, als eine Tradition aus der Taufe gehoben wurde, die in Deutschland wohl einmalig ist. Der Premiere des Pfingstturniers im Frühsommer 1968 für D-Jugend-Mannschaften folgten 48 weitere stets international besetzte Turniere, Oberursel gilt als ältester Wettbewerb in dieser Jugendsparte. Und war eigentlich von Anfang an international durch die benachbarten „Amis“ aus dem Camp. Die US-Army brachte eine Gulaschkanone und dazu auch Mr. Joyner als Koch mit, baute Zelte auf, in denen sich die Mannschaften umziehen konnten, und kam mit einem Tankwagen, gefüllt mit Wasser, damit sich die Buben nach dem Spiel waschen konnten.

Erinnerungen an die Anfangszeit und die Jahre danach werden reichlich aufflackern, wenn die Eintracht an Pfingsten 2019 zur Jubiläumsauflage des Traditionsturniers einlädt. „50 Jahre Internationales D-Junioren Fußball-Pfingstturnier“, wie es offiziell heißt, da werden besonders viele Ehemalige am Eschbachweg erwartet. Ja, die Veranstalter haben sich nicht verzählt, in den Jahren 2015 und 2018 konnte das Turnier wegen Umbauarbeiten auf dem Gelände nicht stattfinden. Zeit, sich intensiv auf das Jubiläumsturnier am 9. und 10. Juni vorzubereiten. Nach den Spielen am Pfingstsonntag klingt der erste Turniertag bei Stadionwurst und Bier im Kreis der Spieler aus, die einst die Farben – meist Grün-Weiß – des SC Eintracht getragen haben. Natürlich sind auch die Trainer und Betreuer von einst eingeladen.

Vom Eschbachweg nach Afghanistan

Es könnte eine illustre Runde werden, denn der ein oder andere Spieler hat es im weiteren Verlauf seiner Spielerkarriere auch in höhere Fußballer-Gefilde geschafft. Mike Kahlhofen etwa, der Mitte der 70er-Jahre in der E- und D-Jugend der Eintracht gespielt hat. Zuerst im Tor, weil er bei seinem ersten Auftritt nach eigener Einschätzung auf dem Platz einfach nur „grottenschlecht“ war, später als Verteidiger und auch als Stürmer. In die Jugendnationalelf hat er es geschafft, in seiner Bundesligazeit stand er wieder als Vorstopper auf dem Platz. In der Jubiläumsausgabe des Turnierhefts (extra im Großformat) sind solche Geschichten schön nachzulesen. Wolfgang Borgfeld, Sohn von Marianne und Roland Borgfeld, die beide einst Vorsitzende des Sportclubs Eintracht waren, und selbst früherer Jugendspieler, hat die Geschichten aufgestöbert. Hat Interviews geführt, mit dem legendären Trainer Thomas Schaaf von Werder Bremen etwa, der „1972 oder 1973, vielleicht sogar in beiden Jahren“ als früher „Werderaner“ am Eschbachweg gekickt hat und von der Stadt noch das „Bild eines Brunnens auf einem Marktplatz im Kopf“ hat. Mit Slaven Skeledzic, der in der Oberurseler F-Jugend begann, zur Frankfurter Eintracht wechselte und 2015/16 sogar Nationaltrainer in Afghanistan war. Wolfgang Borgfeld zeichnet auch verantwortlich für die wunderbar zu lesenden Protokolle mit Erinnerungen von Mike Kahlhofen und Ralf Falkenmeyer an ihre Fußballwelten mit Oberurseler Knotenpunkten.

Natürlich wird vor allem Fußball gespielt an Pfingsten, und wie immer wird das Turnier stark und international besetzt werden. Die Gastgeber haben das in all den Jahren (gerne) spüren dürfen, denn am liebsten misst sich jeder Fußballer auch schon in jungen Jahren mit den richtig guten Teams der Branche. Immerhin sechsmal (drei zweite und drei dritte Plätze) haben es die Orscheler aufs Treppchen geschafft, zuletzt 1992. Auch davon wird bei Stadionwurst und Bier sicher die Rede sein. Natürlich auch vom Finale bei der Premiere, das die Eintracht-Buben mit 0:1 gegen den FSV Frankfurt verloren haben. Auf damals aktive Akteure freut sich die Eintracht beim Wiedersehenstreffen besonders. Einige leben nachweislich noch in Oberursel.

16 Mannschaften sind beim Jubiläum am Start, die Eintracht hat es in ihrer Vorrundengruppe A mit den Gästen aus der französischen Partnerstadt Epinay, TUS Makkabi Frankfurt und dem Hamburger SV zu tun. CSM Epinay-sur-Seine wird in der „ewigen Siegerliste“ übrigens als fünfmaliger Champion geführt, öfter erfolgreich waren mit je acht Titeln nur Werder Bremen und Hertha Zehlendorf, die beide in diesem Jahr nicht dabei sind. Gespielt wird bei der Auflage 2019 auf einem Rasen- und einem Kunstrasenplatz. Das Endspiel wird am Pfingstmontag um 15 Uhr angepfiffen.

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