Hand anlegen, um die Heide zu erhalten

Die Mitglieder Amelie Wagner, Melanie Kündiger und Annika Haas aus den Reihen der SDW-Jugendorganisation engagieren sich, um die Stierstädter Heide von Baumschößlingen zu befreien. Foto: fch

Oberursel (fch). Der Boden ist steinhart. Und damit ist das Entfernen von Fremdgewächsen wie Birken, Ginster, Kiefern, Eichen und Brombeeren aus dem Heidebewuchs eine schweißtreibende und kräftezehrende Tätigkeit. Vor allem, wenn die Sonne für hochsommerliche Temperaturen sorgt wie vergangenen Samstag.

„Durch den trockenen Boden ist es dieses Mal körperlich sehr anstrengend“, bestätigt Claudia Staroste von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) Oberursel. Dreimal im Jahr, im Frühjahr, im Herbst und im November, greifen die 15 Aktiven der 50 SDW-Mitglieder in Oberursel zu Hacken, Spaten, Rechen oder Sägen, damit der Lebensraum Stierstädter Heide erhalten bleibt. Mit dabei sind 15 Jugendliche aus den Reihen der Waldjugend, der 60 Mitglieder großen Jugendorganisation der SDW Oberursel. Helfende Hände sind bei den „Heideaktionen“ immer willkommen. Zu den ehrenamtlichen Helfern gehörten dieses Mal die beiden Oberurseler Neubürger Manuela Richter und André Gembler. Das Paar wohnt seit Februar in der Stadt und hörte auf der Neubürger Radtour von der Entbuschungsmaßnahme auf der 20 000 Quadratmeter großen Fläche. Von den Oberurseler SDW-Mitgliedern lernten sie, dass im Gegensatz zu den Baumschößlingen Gras und Wildkräuter dem Heidekraut (Calluna vulgaris) keine Probleme bereiten, da sie es nicht verdrängen. Da die Heidelandschaft durch den Menschen entstanden ist, kann auch nur er kann sie erhalten. Der erste Vorsitzende Matthias Holzhausen pflegt die Stierstädter Heide bereits seit fast 40 Jahren. „Unser Ziel ist der Erhalt dieses im Vordertaunus, südlich des Taunuskamms gelegenen, einmaligen Lebensraumes.“ Früher sei das Heidegebiet viel größer gewesen, berichtet Claudia Staroste. Die Mitglieder der Waldjugend führen seit 1981 Pflegearbeiten auf der Fläche durch wie Vorsitzende Annika Haas berichtet. „1994 beschlossen die Untere Naturschutzbehörde, das Umweltamt Oberursel, das Forst- amt, das Amt für Landwirtschaft und Land- entwicklung, die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und die Waldjugend, die Heidefläche zu erhalten. Unsere Gruppe entwickelte gemeinsam mit dem Umweltamt der Stadt Oberursel ein Pflegekonzept.

Humusboden abplaggen

Seither finden jährlich drei ganztägige Arbeitseinsätze statt, bei denen wir immer Baumjungwuchs beseitigen und Humusboden abplaggen. Beim Abplaggen handelt es sich um die intensivste Form der Heidepflege. Sie wird durchgeführt, wenn die Heidefläche bereits Rohhumus-Auflagen von über drei Zentimetern aufweist und stark vergrast ist. Bei dem Verfahren wird mit speziell konstruierten Plaggmaschinen oder per Hand die Vegetation mit einer Humusschicht bis zum Erreichen des Mineralbodens abgetragen. Das Heidekraut samt auf der von Humus befreiten Fläche aus und wächst dort gut. Ohne Pflegemaßnahmen vergrasen und verbuschen die Heideflächen bis hin zur Waldentwicklung. Die Pflegemaßnahmen dienen der Offenhaltung der Heide und dem Entzug von Nährstoffen. Zu ihnen gehören auch Beweidung, Mähen oder kontrolliertes Abbrennen. Ohne diese Pflegemaßnahmen sind alle Entbuschungen, langfristig sinnlos.

Wie die SDW-Mitglieder berichten, haben sich ihre Arbeitseinsätze ausgezahlt. „Mittlerweile haben sich auf der trockenen und besonnten Heidefläche verschiedene Pflanzen- und Tierarten eingefunden, die noch vor wenigen Jahren selten waren oder gar nicht beobachtet werden konnten. Neben dem dominanten Heidekraut haben sich Pfeifengras und Borstgras ausgedehnt. Diese Arten sind zusammen mit dem Wacholder Charakterarten der Heidelandschaft.“ Auch Kleintiere und Reptilien wie Wald- und Zauneidechsen sowie Blindschleichen fühlen sich auf der Stierstädter Heide wieder wohl. „Erst seit wenigen Jahren kommen der Kleine Heidehüpfer und die Blauflügel-Ödlandschrecke in größeren Mengen vor.“ Durch diese Erfolge angespornt sind alle Akteure voller Elan beim Rupfen und Zupfen auf der Stierstädter Heide dabei, um die seit Frühjahr ausgetriebenen Fremdgewächse aus dem Heidebewuchs in Handarbeit zu entfernen.

Die Waldjugend vertreten beim Arbeitseinsatz unter anderem Friedrich Staroste, Annika Haas , Nico Jung, Amelie Wagner und Melanie Kündiger. Am 4. November laden die Jugendlichen alle Kinder zwischen sieben und 13 Jahren zu ihrer neuen Gruppenstunde in den Altenhöferweg ein. Jetzt freuen sich alle Fleißigen neben den Bienen und den zahlreichen Kleintieren erst einmal auf das bevorstehende Heide-Blühen.

!Wer bei der Pflege und zum Erhalt der Stierstädter Heide tatkräftig beitragen möchte, der ist bei der Heideaktion am Samstag, 14. November, von 9.30 Uhr bis 15.30 Uhr, oder auch nur zeitweise, willkommen. Über die zahlreichen Aktivitäten der SDW Oberursel und Waldjugend Oberursel informiert der gemeinnützige Verein in seinem Jahresbericht 2019 und im Internet unter www. sdw-oberursel.de ausführlich.

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