Hauptamtsleiter ist Fußballfan

Sebastian Köhler hat den Weltcup mit an seinem Arbeitsplatz. Foto: Biedermann

Steinbach (HB). Auf dem Schreibtisch steht eine Nachbildung des Pokals, den die Bundes-Kicker schon viermal gewonnen haben. Doch der Arbeitsplatz liegt nicht in der Zentrale des Deutschen Fußball-Bunds im Frankfurter Stadtwald, sondern im ersten Stock des Steinbacher Rathauses. Hier sitzt seit 1. Oktober der neue Hauptamtsleiter, die Nummer eins in der Administration. Sebastian Köhler macht keinen Hehl aus seiner Fußball-Affinität, wenngleich er mit der Eintracht wenig am Hut hat. Sein Verein ist der 1. FC Köln, für den der Vater schon geschwärmt hat, als die Rheinländer die Topp-Adresse in Deutschland waren. Auch der Sohn hat in Müngersdorf eine Dauerkarte auf der Tribüne.

Der Chef der Kämmerei ist der einzige Beamte in der Stadtverwaltung und dabei bleibt es auch. Köhler ist Angestellter, steht auf einer Gehaltsstufe mit einem Oberstudienrat, muss mindestens 39 Stunden pro Woche arbeiten, wird aber regelmäßig Überstunden machen müssen, denn ihm unterstehen 83 Mitarbeiter, darunter das Kindergartenpersonal. Der Mann ist ein Profi, hat in diesem Job in Gedern und Eppertshausen gearbeitet. Die Steinbacher Verwaltung lernte er bereits vor zwei Jahren kennen, als externer Dienstleister für Stellenbewertung. Damit macht er weiter, allerdings ausschließlich in seiner Freizeit. Steffen Bonk, seinen Vorgänger im Haupt- und Vorgesetzten im Bürgermeisteramt hat er seinerzeit schätzen gelernt. Man begegnet sich auf Augenhöhe. Politische Ambitionen hat er jedoch keine. Das Betriebsklima im Rathaus sei Spitze, sagt der geborene Heppenheimer. Seine ruhige, freundlich Art soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass er erstklassige Leistungen verlangt und diese bei Bedarf auch konsequent einfordert.

Nach einem Knorpelschaden im Knie musste er mit dem Fußballsport aufhören, doch stattdessen spielt er Badminton, macht Bogenschießen und ist im Rennradsattel ziemlich ausdauernd. Er engagiert sich im Tierheimverein, war Sportvereinsvorsitzender und trägt das gelbe Armbändchen der Krebsstiftung von Lance Armstrong, obwohl ihn der Radstar als Dopingsünder maßlos enttäuscht hat.

Gut möglich, dass Köhler in absehbarer Zeit in den Vordertaunus zieht, und denkbar ist, dass er sich hierzulande in einen Sportverein einbringt. In jedem Fall geht er Ende des Jahres auf Kulturreise nach Sankt Petersburg. Mauritius und die Malediven kennt er schon.



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