Interaktiv: In 25 Jahren mehr als 100 000 Stunden Ehrenamt

Oberursel (ow). Die Mitglieder des Vereins „Interaktiv – Generationen füreinander“ helfen einander in den großen und kleinen Dingen des Alltags. Was so nüchtern klingt, ist eine Erfolgsgeschichte der Nachbarschaftshilfe, die bereits ein Vierteljahrhundert besteht. Mitglieder helfen anderen Mitgliedern, wenn sie Hilfe brauchen. Sie kümmern sich aber auch um Menschen in Altenheimen, sie machen Hausaufgabenhilfe in Schulen und im Verein zur Integration von Kindern und Jugendlichen aller Nationen, lesen vor in Kindertagesstätten und im Kinderhaus. Gemeinsam mit den Kindern und Betreuern des Kinderhauses richten sie den Garten jahreszeitlich her und grillen gemeinsam.

Der Clou ist: Wer anderen hilft, erhält Zeittaler, die er einsetzen kann, wenn er selber Hilfe benötigt. Diese Form der nachbarschaftlichen Hilfe entstand in Oberursel nach einem Volkshochschulkurs „Alternativen im dritten Lebensalter“, in dem es um soziales Engagement ging. Er motivierte 19 Personen, am 23. März 1996 den Verein „Interaktiv – Generationen füreinander“ zu gründen. Schon damals lösten sich die herkömmlichen Familienstrukturen auf. Dem wollte man etwas entgegensetzen und Möglichkeiten schaffen, in der häuslichen Umgebung alt werden zu können und vor allem nicht zu vereinsamen.

Die Idee scheint einen Nerv getroffen zu haben. Denn im ersten Jahr hatte der Verein bereits 100 Mitglieder, im zweiten Jahr waren es schon doppelt so viele. Heute sind es mehr als 500. Dazu beigetragen hat auch die Vielseitigkeit der Angebote: Begleitung zum Einkauf oder beim Arztbesuch, einkaufen, Entlastung bei der Betreuung von Angehörigen, Gesellschaft leisten, gemeinsam spazierengehen, kleine technische Hilfen im Haushalt, Urlaubsdienste wie Blumen gießen oder Postkasten leeren. Diese Hilfen können auch Mitglieder ohne Zeittaler gegen eine geringe Gebühr erhalten. Alle Mitglieder können an den vielen, nach Corona wieder möglichen, gemeinschaftlichen Unternehmungen teilnehmen. Persönliche Kontakte sind das beste Mittel gegen Einsamkeit. Deshalb bietet Interaktiv in dieser Hinsicht eine Menge: Spaziergänge, Wanderungen, Gedächtnistraining, Spielenachmittage, Feldenkrais-Kurse, Vorträge, Ausflüge und eine jährliche Reise. Und Corona hat nicht das Singen genommen. Viele der 30 Sänger singen jetzt unter der Leitung von Helmut Kasper per Telefonkonferenz weiter zusammen. Auch die Telefonketten sind weiterhin im Einsatz. Jeden Morgen rufen sich die Kettenmitglieder reihum an. Geht jemand nicht ans Telefon, ist vielleicht etwas nicht in Ordnung. Dann wird die Leitung informiert und nachgeschaut. So konnte schon Leben gerettet werden.

Oberursel wäre um mehr als 100 000 Stunden ehrenamtlicher Hilfe ärmer, wenn es „Interaktiv – Generationen füreinander“ nicht geben würde. Ob der Verein weiterhin so erfolgreich arbeiten kann, hängt allerdings auch davon ab, dass es neue – auch jüngere – Mitglieder gibt, die sich für diese Sache engagieren möchten. Wer Interesse hat, meldet sich unter Telefon 06171-25587 oder per E-Mail an Kontakt[at]interaktiv-oberursel[dot]de. Weitere Informationen sind im Internet unter www.interaktiv-oberurel.de einsehbar.

Immer noch ist das Büro in den Räumen der Auferstehungskirchengemeinde in der Ebertstraße 11 die Anlaufstelle, allerdings residiert man nicht mehr im Mansardenzimmer wie in den ersten Jahren, sondern konnte ins Erdgeschoss ziehen und ist damit leicht erreichbar. Geöffnet ist das Büro von April an wieder montags bis freitags von 10 bis 12 Uhr. Die 15 Mitarbeiterinnen, die sich die Arbeit im Büro teilen, freuen sich über Besuche und Anrufe.



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