Oberursel (ach). Nein, der Bommersheimer Carneval Verein (BCV) erzieht die kleinen Besucher seiner Kinderfassenacht nicht zu Ja-Sagern. Auch wenn es zunächst den Anschein hat. „Habt ihr Lust aufs Feiern?“ fragt Sitzungspräsident Steffen Kitz. „Jaaa!“ schallt es ihm am Sonntagnachmittag aus hunderten Kehlen entgegen. „Habt ihr Lust auf Fassenacht?“ – „Jaaa!“ – „Habt ihr Lust, mit uns zu tanzen?“ – „Jaaa!“ Prinzessin Fabiana I. vom Usinger Carneval Verein, die zusammen mit der Bad Homburger Prinzessin Janina I vom Carnevalverein „Heiterkeit“ einen Besuch abstattet, setzt das Spiel fort: „Wollt ihr Bonbons?“ – „Jaaa!“ – „Ich kann euch nicht hören.“ – „Jaaaaa!“ – „Wie bitte“ – „Jaaaaaaa!“ Es besteht akute Tinnitus-Gefahr. Und dann sagt Janina: „Dieses Jahr gewinnen, wir, die Großen, das Tollitäten-Tauziehen. Was meint ihr?“ Von wegen Ja-Sager! Die Halle vibriert fühlbar, als ihr noch viel lauter als alles Dagewesene ein entschlossenes „Neiiiiin“ entgegenschallt.
Das Tollitäten-Tauziehen ist der Höhepunkt der Kinderfassenacht des BCV und eine Besonderheit, die es nur in Bommersheim gibt. Denn hier treten alle großen Taunus-Tollitäten gemeinsam gegen die Kinder an, auf deren Seite sich selbstverständlich auch das Kinderprinzenpaar Leonhard I. und Emilia I. vom gastgebenden BCV mit seinem jungen oder auf jeden Fall junggebliebenen Hofstaat schlägt. Und auch wenn das Oberurseler Prinzenpaar Patrick I. und Yvonn I. sich zusammen mit dem Kransberger Prinzen Sascha I., Andrea I., 76. Sodenia aus Bad Soden und den anderen noch so sehr ins Zeug legen, gegen die hundertfach geballte Energie des jungen Fassenachter-Nachwuchses haben die Alten keine Chance. Einen von drei Durchgängen können sie gerade so zur Ehrenrettung für sich buchen. Aber ein Sieg kann doch nur an die Kinder gehen!
Sie sind für den sportlichen Einsatz auch schon auf idealer Betriebstemperatur, denn gleich nach der Eröffnung durch den tierisch kostümierten Elferrat singen und tanzen sie das „Fliegerlied“, holen „das Lasso raus und spielen Cowboy und Indianer“. Dann lassen sie die BCV-Garden für sich tanzen, bejubeln deren Polka, die sie gemeinsam auf der rappelvollen Bühne zeigen. Die Mini-Minis bringen die Gäste wenig später mit ihrem magischen „Feen“-Showtanz zum Kreischen, als sie sich sogar zu einer Hebefigur formieren. Den Minis folgen die Besucher bei ihrem Piratentanz auf hoher See von der Karibik bis in stürmisch-kühle Nordseegefilde. Zum Aufwärmen führt dazwischen der Weißkopfadler vom Elferrat eine „Polonaise Blankenese“ über „eine Insel mit zwei Bergen“ an, und mit „Frosch Thorsten“ zieht die Karawane weiter. Das Tanz-Duo des BCV mit Lisa Lungu und Pauli Ihlenfeld zeigt eine tänzerische Höchstleistung, und der Showtanz der Midis zur Fernsehserie „Haus des Geldes“ (La casa de papel) findet die höchste Aufmerksamkeit der feiernden Kinder. Nach dem ausgiebigen Showprogram noch eine Stärkung beim Schokokuss-Wettbewerb, und schon kann beim Tauziehen nichts mehr schiefgehen.
Hier geht’s Schlag auf Schlag
Die Kinderfassenacht ist nicht zuletzt auch deshalb eine außergewöhnliche Herausforderung, als für einige eingefleischte Karnevalisten nur wenige Stunden zuvor der BCV-Sitzungsabend zu Ende gegangen ist. Den Gardemädchen und Tänzerinnen ist nicht anzumerken, dass ihnen noch der Auftritt vom Vorabend in den Gliedern stecken könnte, an dem das Tanzmariechen Mara Tomillo höchste Bewunderung erntete und das BCV-Männerballett mit seiner „Froschkönig“-Nummer Beifallsstürme auslöste. In der Bütt präsentierte „Die Dolle“ Corinna Kühn haarsträubende Geschichten, Romina Watteroth aus Weißkirchen legte auf unwiderstehlicher Weise im Verein des Kinderprnzenpaars ihre Bewerbung vor, um sich ihren ganz persönlichen „Prinzessinen-Traum“ erfüllen zu können.
Von seinem Leben als „Gelegenheitsarbeiter“ erzählte Björn Müller und strapazierte damit die Lachmuskeln des Publikums. Holger Pritzer hatte eine Geschichte mitgebracht, die er mühelos mit Liedertiteln zu erzählen vermochte. Immer wieder ein besonderes Erlebnis und ein Höhepunkt jeder Veranstaltung ist der Auftritt der „Kinziggeister“ mit ihrer unnachahmlichen Guggemusik. Die geht mühelos auch noch weit nach Mitternacht, denn wer will entscheiden, ob da alle Töne richtig sind oder sich ein falscher dazwischenmogelt. Und dass die Stimmung dabei ihren Höhepunkt erreicht, steht ohnehin außer Frage