Das Kino der Träume ist eröffnet

Die Festival-Direktion Alexander Mereien und Eva Debrodt tritt vor großem Publikum am Veranstaltungsort im Rushmoor-Park am ersten Kurzfilm-Abend auf. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Das Filmfest bricht auf zu neuen Ufern. Es wird bunter, vielfältiger, noch internationaler. Und sein Ruf soll wahrgenommen werden in der großen weiten Filmwelt. Erstmals im nun 13. Jahr wurde das Oberurseler Filmfest unter neuer Leitung mit einem Galaabend samt rotem Teppich im Eingangsbereich des Hotels Elaya eröffnet. Mit Premierenfilm vor illustrem Publikum, mit einem Dutzend Filmen im Wettbewerb der Langfilme im „Kino Elaya“, mit zwei langen Kurzfilm-Abenden in neuem Format im Rushmoor-Park und mit Workshops und Netzwerk-Veranstaltungen für die Branche und Newcomer.

Das Kino der Träume ist eröffnet. Seit diesem lauen Abend im Garten des Hotels Elaya jedenfalls ist das Träumen intensiver geworden. Und vielschichtiger, weil die Träume der Festivaldirektoren Eva Debrodt und Alexander Mereien Multiplikatoren gefunden haben. Menschen, die vielleicht schon im nächsten Jahr mitarbeiten werden an der Verwirklichung der Träume jener Frauen und Männer der ersten Stunde der neuen Zeitrechnung. Die 13. Auflage, das ist klar, war ein Neustart mit Perspektiven. So sahen das alle, nicht nur die etwa 200-köpfige Gala-Gesellschaft, die sich sichtlich wohl fühlte beim Gang über den roten Teppich in der Abendsonne und die persönliche Begrüßung durch die Dame im roten Abendkleid und den Herrn im Nadelstreifen-Zwirn mit roter Fliege und Stecktuch. Bei Sekt und Häppchen und Gesprächen mit Gleichgesinnten.

Ein Filmfest in einer Stadt ohne Kino, zumindest bei Alexander Mereien hat das zarte Skepsis hervorgerufen. Er war ja schon im vergangenen Jahr im Kino-Flow beim Kurzfilm-Festival im Rushmoor-Park unter ganz anderen Bedingungen als Macher. Da hat er in Eva Debrodt, die damals einen Film eingereicht hatte, die Partnerin gefunden, die den gleichen Kino-Traum verfolgte. „Die Phantasie ist der Anfang von allem, was entsteht“, zitierte Eva Debrodt bei ihrer Begrüßung der Gala-Gäste Bernhard Shaw. „Wir wollten bunter werden, vielfältiger und wir wollten mehr. Wir haben geträumt und wollten probieren“, so die Juristin Debrodt.

Und zack, dann haben sie einfach gemacht. Jetzt begrüßen sie Filmschaffende aus ganz Deutschland, England, der Schweiz, Kanada und den USA, Leute vom Fach, Produzenten. Schauspieler Leonardo Nigro aus der Schweiz sitzt bei der Premiere als Stargast im Hotel-Kino, er spielt eine der Hauptrollen im flotten Auftaktfilm, der rasanten Komödie „Bonjour Switzerland“, die in der Schweiz schon ungefähr 400 000 Menschen in die Kinos gezogen hat. Gut ausgewählt, der Film hat bei allen, die da waren, die Lust auf mehr geschürt, auch bei Kulturstaatssekretär Christoph Degen, wie er freimütig bekannte. Das klang gut in den Ohren der Festival-Direktion, jede Fürsprache und vor allem Unterstützung über die Hessische Filmförderung und andere Kanäle kann das noch junge Festival in der neuen Form dringend gebrauchen.

Auf das noch etwas zaghafte „Wir probieren das einfach“ von Mereien bei der Begrüßung hatte Debrodt die passende Replik. „Wir haben das schon gemacht“, sagt sie selbstbewusst, denn die Ausgabe 2024 des „Filmfests Oberursel“ ist ein großer Sprung in neue Kino-Sphären. Um das Direktionsduo der Festivalleitung mit Assistentin Natascha Berner ist ein Team gewachsen, das komplett ehrenamtlich arbeitet. Allein sieben Leute, die sich mit Filmexperte Wolfgang Borgfeld durch Berge von eingereichten Filmen geguckt haben, um letztendlich zwölf Langfilme für diesen Wettbewerb auszusuchen, um die 22 Starter beim Kurzfilm-Festival zu nominieren und die drei für den ausgeschriebenen Sonderpreis „Inte-gration“. Dazu neun Experten in den Branchen Marketing, PR, Technik und Eventmanagement. Geschaffen wurde ein Filmfest mit Festivalzentrum zum Austausch und Netzwerken, spannende Workshops von „Drehbuch schreiben“ über Sounddesign bis hin zur „Acting Master Class“ mit dem Produzenten, Regisseur und Performance Coach Tom Toderoff, der dafür online aus New York zugeschaltet wurde.

Passend zum Thema „Vom Essen, Leben und Lieben“ kam die Kulinarik bei fast allen Veranstaltungen nicht zu kurz. In den Filmen und in Echtzeit im Hotel-Kino mit Wein- und Whisky-Tasting passend zum jeweiligen Streifen „Das Land der tausend Weine“ (Spanien) und „The New Spirit of Whisky“ aus Deutschland. Beim aufgewerteten Kurzfilmfest im Rahmen des „Orscheler Sommers“ im Rushmoor-Park an zwei Abenden mit internationaler Küche und Popcorn, Wein und Crêpes. Und bei der ebenfalls öffentlichen Matinee zur Preisverleihung im Kulturcafé Windrose mit einem syrischen Brunch. (Dazu mehr auf Seite ???).

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