Die Kirche in Zeiten von Corona

Oberursel (ow). „Kirche“ und „Gemeinschaft der Gläubigen“ sind Begriffe, die untrennbar miteinander verbunden sind. Wie kann man als Kirche also der Herausforderung begegnen, wenn aufgrund der Corona-Pandemie Gemeinschaft untersagt ist? Von heute auf morgen wurden Gottesdienste, Gruppen und Kreise, Filmabende, Lesungen, Bastelstunden und auch gemeinsames Essen und Kaffeetrinken bis auf weiteres abgesagt. Besonders Kirchengemeinden, in denen vor allem ältere Menschen aktiv sind, hat es hart getroffen. Denn gerade diese gehören zur Risikogruppe und bedürfen des besonderen Schutzes. Was also tun, wenn das gesamte Gemeindeleben mit einem Mal brach liegt? Ganz sicher nicht in Schockstarre verharren, bis Corona wieder vorbei ist.

Die evangelische Kirchengemeinde Oberstedten hat sofort eine Nachbarschaftshilfe auf die Beine gestellt und das Technik-Team zusammengetrommelt, damit es den Gottesdienst live im Internet streamt. Über die Gemeindehomepage www.evangelisch-oberstedten.de kann nun jeder von zu Hause aus sonntags um 10.30 Uhr mitfeiern.

Die katholische Kirche St. Ursula hat sogar einen eigenen Youtube-Kanal unter dem Namen „Ursula Oberursel“ gestartet, über den unter anderem auch die Osternacht verfolgt werden kann.

Die evangelische Heilig-Geist-Kirchengemeinde hat ihren neuen offenen Bücherschrank auf den Kirchplatz zum Kommunikationsmedium umgewidmet. Dort finden alle Gemeindeglieder, Nachbarn und andere Spaziergänger zu jeder Zeit Briefe mit der Überschrift „Gemeindeleben im Briefumschlag“, die mit erbaulichen Texten, Aufmerksamkeiten und Anregungen zum Gemeindeleben trotz Einschränkungen gefüllt sind. Weitere Infos gibt es im Internet unter www.heilig-geist-oberursel.ekhn.de.

Außerdem haben viele Kirchen täglich ihre Türen geöffnet zum Gebet in gebotenem Sicherheitsabstand, und sie laden auch zum gemeinsamen Stadtgebet ein: alleine oder im engsten Familienkreis und doch mit anderen Christen verbunden. Eine gemeindeübergreifende Liturgie gibt es sogar für Familien mit Kindern, die Pfarrer Klaus Hartmann von der evangelischen Versöhnungsgemeinde allen Interessierten zur Verfügung gestellt hat. Über die Gemeinden wie etwa den offenen Bücherschrank von Heilig-Geist, erhalten alle das Gebetsblatt zum Mitnehmen.

Immer wieder abends gegen 19 Uhr ist „Der Mond ist aufgegangen“ auf den Straßen zu hören. Christen folgen damit dem Aufruf der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zum gemeinsamen Balkonsingen, dem sich auch die Oberurseler hörbar anschließen.

Musik verbindet. Glaube verbindet. Fürsorge füreinander verbindet. Darin wird die Gemeinschaft der Gläubigen, die Kirche, sichtbar – auch und besonders in Zeiten von Corona.



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