Oberursel (js). Trainer Florian See konnte in der ersten Ruhe nach dem Sturm aus gutem Grund von einem Sieg seines Kollektivs reden. Mit einer Energieleistung, bei der das Team vor allem in der zweiten Halbzeit an seine derzeitigen Grenzen ging, hat der Aufsteiger in der Handball-Landesliga vor begeistertem Publikum den klaren Favoriten HSG Dotzheim/Schierstein mit 35:32 Toren niedergerungen und seinen Platz im vorderen Tabellendrittel verteidigt. Ein paar Minuten zuvor war der Coach noch wie ein Irrwisch an der Seitenlinie auf und ab getigert, hat bis zum Schluss versucht, seine Jungs zu pushen. Vor allem das Tempo hochzuhalten gegen die Wiesbadener Vorstädter, die an diesem Tag nicht ganz so breit aufgestellt waren wie die TSGO. Ein Lächeln nur noch im Rückblick auf das Hinspiel in der Dotzheimer Sporthalle Am Schelmengraben, aus der die Orscheler mit einer 28:41-Klatsche heimreisten. Bis auf Spitzenreiter TuS Holzheim hat Oberursel gegen alle Top-Teams der Liga mindestens einmal gewonnen oder ein Unentschieden geholt wie gegen Vize HSG Wettenberg.
Es war ein flottes Spiel, eine zum Teil rasante Partie, nicht hochklassig, aber von Tempo und Kampfgeist beseelt, mit vielen schönen Toren auf beiden Seiten angereichert, mit sehenswerten Flugeinlagen und tollen Torhüter-Paraden auf Oberurseler Seite garniert. Ein Spiel mit entscheidenden Wenden in jeder Halbzeit, in dem die TSG Oberursel zu Beginn der frühen Crunchtime nach 45 Minuten die entscheidenden Hebel umlegen konnte. An den flotten Start wird sich Kilian Witzel vor allem erinnern, immer ein bisschen nur der dritte Torwart im Team. Diesmal bekam er zu Beginn seine Chance und war sozusagen der Player of the match bis zur 15. Minute. In den ersten zehn Minuten vernagelte er das Oberurseler Tor mit starken Paraden komplett, die TSGO kam über 4:0 zur 6:2-Führung. Als Dotzheim sich nach einigen technischen Fehlern auf Oberurseler Seite auf 6:7 herangepirscht hatte, bahnte sich die Wende nicht nur an, der Favorit vollzog sie auch gnadenlos. Vier Tore in Folge zu eigener 10:7-Führung markierten diese Wende, bis zur Halbzeit war der Vorsprung beim deutlichen 19:14 auf fünf Tore angewachsen und die Gastgeber ernüchtert.
Aber sie kamen erneut mit Elan und als Überfallkommando aus der Kabine, am Ende sollte der zweite Durchgang mit 21:13 an die Heimmannschaft gehen. Wie am Anfang vier Tore in Folge, beim 18:19 aus Oberurseler Sicht wenige Minuten später wurden die Karten wieder neu gemischt, beim 23:22 in der 38. Minute nach vorherigem Ausgleich durch den überragenden Rückraumakteur Timo Günther (neun Tore insgesamt) war der Weg zum Licht wieder frei.
Die nach 45 Minuten relativ früh eingeläutete Crunchtime mit geringerer Torfrequenz in der Anlaufphase begann mit dem 27:26 für die TSGO. Dann die Adrenalin-Hochphase des eingewechselten Torwarts Basti Lang, der wie Witzel am Anfang zu einem entscheidenden Rückhalt wurde. Binnen drei Minuten partierte er zwei Strafwürfe des erfolgreichsten Dotzheimer Werfers Moritz Schubert (12/7), Oberursel konnte erstmals zwei Tore (29:27) vorlegen und wenig später gar das 31:28 erzielen. Die dramatische Schlussphase markierten ein „Dreier“ der Gäste zum 31:31 mit einem darauffolgenden „Dreier“ zur erneuten 34:31-Führung. Tore auf beiden Seiten in einem Tempo, das höheren Ansprüchen genügte. Auch die kollektiv starke Leistung der Oberurseler mit einer robusten Abwehr im zweiten Durchgang und zehn Torschützen auf der Scorerliste: Günther (9), Wienand (6), Haupt, Ljubic (je 4), Oliver Avemann, Rummel, Dießner (je 3), F. Juli, J. Juli und Gogolin (je 1).