Oberursel (bg). Theaterspielen hat bei der Feuerwehr Oberstedten eine lange Tradition. Sie wurde bei einem Winterball anno 1907 aus der Taufe gehoben. Damals wurden Sketche aufgeführt. Später wagte sich die Truppe auch an Theateraufführungen. Uwe Herzberger führt die Arbeit seines Vaters fort und hat viele Unterstützer wie Verena Herzberger, Hans-Dieter Potzi und Hans-Peter Schreiner. Regie führte auch diesmal Angela „Geli“ Herbert.
Die Blaulichtkomödianten der Freiwilligen Feuerwehr Oberstedten haben die Zwangspause durch Corona gut überstanden und sind mit ihrem neuen Stück „Zwei Bürgermeister für ein Hallelujah“ gestartet. Die Suche nach einem geeigneten Aufführungsort für das Luststück in drei Akten von Carsten Schreier nahm einige Zeit in Anspruch. Aber dann klappte es wieder im Hof Steden mitten in der Altstadt von Oberursel. Hier hat die spielfreudige Feuerwehrgruppe schon mehrfach ihr Publikum begeistern können. Das Erfolgsrezept: Schoppe trifft Lachmuskel. In der Straußwirtschaft wird deftige Hausmannskost serviert, dazu Ebbelwoi und alles, was aus ihm werden kann. Neben den gefüllten Bembeln wurde auch Rosé, Secco, Schaumwein aus Äpfeln und die alkoholfreie Version des hessischen Nationalgetränks ausgeschenkt. Schon vor Beginn des Bühnenspektakels herrschte gute Stimmung an den Tischen, das Publikum freute sich auf einen unterhaltsamen Abend und wurde nicht enttäuscht.
Auf der kleinen Bühne schnarchte, hinter Aktenordnern versteckt, der Bürgermeister. Um Himmels willen, wie sieht es denn hier aus? Bei der Unordnung musste sich die smarte Sekretärin Regina erst mal an ihrer Kaffeetasse festhalten, als sie ins Büro kam. Dann entdeckte sie ihren Chef. Der hatte zwangsweise sein Quartier im Rathaus aufgeschlagen, denn seine Frau Hilde hatte ihn rausgeschmissen. „Zum Hochzeitstag hat sie sich neue Dessous angeschafft, ganz in Gelb“, erzählte er. „Und dann?“, hakte Regina nach. „Da hab ich gleich gesagt, der Gelbe Sack muss raus und seitdem ist ‚Smog-Alarm im Schlafzimmer’“, so seine Erklärung. Für das „Ekelpaket“, der seine Frau, Sekretärin und Hausmeister Klausi gerne ganz von oben herab behandelt, sollte es aber noch schlimmer kommen.
Erst aber mal kam Briefträger Tom, der die Sekretärin unverhohlen anhimmelte, aber sehr schüchtern ist. Ein ganz anderes Kaliber ist da die resolute Tratschtante Paula, die sich ständig im Rathaus über alles und jeden beschwert. Obendrein hatte sich für diesen Tag auch noch hoher Besuch angesagt: Bischof Josef von Josefsbach, mit Haushälterin Maria im Gefolge. Er soll eine Einweihung vornehmen. Dafür will der Bürgermeister in der Amtsstube ein größeres Kreuz aufhängen. Hausmeister Klausi soll ihn dabei unterstützen, sprich die Leiter halten. Damit das klappte wurde erst einmal ein Gläschen Schnaps zur Brust genommen, obwohl die Sekretärin davor warnte. Es ging natürlich gründlich schief, der Schlag, als er von der Leiter fiel war nicht zu überhören. Als er das Bewusstsein verliert, nutzen die ewig Schikanierten die Gunst der Stunde. Sie verpassten ihm Engelsflügel und spielten die trauernden Hinterbliebenen, während der Bürgermeister völlig verzweifelt auf der Bühne umhertaumelte: „Ja bin ich dennim Himmel?“
Wie der Bürgermeister mit Hilfe der Seherin „Paulanski“ und des Schamanen „Tomboko“ dann vom Himmel wieder unsanft in irdischen Gefilden landete, nicht ohne vorher Besserung gelobt zu haben, ist so herrlich schräg und urkomisch, dass die Stimmung im Hof Steden besser nicht sein konnte. Der Zweck heiligt die Mittel, auch der Bischof machte bei diesem Streich gerne mit. Nach frechen Sprüchen, auch unter der Gürtellinie und aberwitzigen Dialogen hoben alle noch einmal das Glas auf den vermeidlich Toten, der ins Leben zurückgekommen war. Was für ein herrlicher Klamauk.
Mit viel Spaß an der Freud und urkomischen Szenen haben die Blaulichtkomödianten alles gegeben, als Ensemble wie aus einem Guß gespielt. Gerade die Darstellerinnen, an der Spitze, Kerstin Grunwald als perfekte Sekretärin, genauso wie Melanie Köhl als trauernde Witwe Hilde oder Annette Hack in ihrer Doppelrolle brachten ihre ganze Bühnenerfahrung mit ein. Aber auch das Männertrio Rainer Heiss als Bürgermeister, Kurt Hame als Hausmeister Klausi und Tim Köhl in Doppelfunktion Briefträger und Schamane setzten sich gut in Szene. Als geistliches Traumpaar, das fast verheiratet wurde, gefielen Uwe Herzberger als Bischof Josef und Tina Schickling als Haushälterin „Maria“. Als Souffleusen waren Manuela Hofmann und Yvonne Horvath im Einsatz. Die Technik hatten Thomas Bingenheimer und Sven Hochwitz an diesem vergnüglichen Theaterabend fest im Griff. Sie ließen es so einige Male richtig krachen. Das Publikum hatte viel zu lachen, amüsierte sich königlich und spendete alle Akteuren begeisterten Applaus.