Lesermeinung

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Unser Leser Peter Bernhard aus Oberursel meint zum Zustand der Bürgersteige in der Ebertstraße:

Panamahut, Fliege, schicke Weste, edle Taschenuhr mit Kette, und auch ein Stecktuch hat nicht gefehlt. Der Kontrast zu diesem bemerkenswerten Outfit eines älteren Herrn: Rollator und Hausschuhe?

Über 30 Jahre ist das her. Gerade waren wir in der Ebertstraße eingezogen. Von unserem Balkon konnten wir das Geschehen auf der Straße sehr gut beobachten. Dem älteren Herrn mit dem Rollator war ich einmal behilflich, als er vom löchrigen, schrägen Gehsteig auf die flache Straße wechseln wollte.

Die Begegnung und seine Worte habe ich bis heute in Erinnerung: „Danke, junger Mann, für ihre Liebenswürdigkeit. Ich werde ja bald 91, und das ist für mich sehr beschwerlich. Ich lebe seit kurzem allein. Dort vorne im Haus Emmaus. Hier drehe ich jetzt noch meine letzte Runde. Das heißt, ich weiß nicht, ob es schon die letzte ist. Allerdings habe ich mich etwas schick angezogen, so wie es meiner Frau gefallen hätte. Mit ihr war ich über 60 Jahre zusammen. Deshalb genieße ich noch einmal die herrliche, frische Luft.“

Szenen wie diese oder ähnliche haben wir oft erlebt. Viele „Gäste“ des Haus Emmaus haben in der Ebertstrasse ihre „letzte Runde“ gedreht. Da spazierte ein altes Ehepaar Hand in Hand Richtung Kleingärten. Kurze Zeit später war die alte Dame ohne ihren Mann unterwegs. Stumm, anteilslos in Decken eingehüllt im Rollstuhl. Eine Pflegerin schob den Rollstuhl mitten auf der Straße.

Warum mitten auf der Straße? Ganz einfach, weil die Gehsteige teils schräg, löchrig und völlig ungeeignet für Rollstühle sind. In den vergangenen 30 Jahren hat sich für unsere Alten nichts verbessert. Ein Zebrastreifen über die Erich Ollenhauer-Straße fehlt noch immer.

Die neuen Markierungen für Parkplätze und Fahrradfahrer sind durchaus nützliche Veränderungen. Vielleicht finden sich aber auch Verbesserungen für die Senioren und für die ganz Kleinen vom Kindergarten.



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