Oberursel. Die Gesundheitsmesse ist zurück in Oberursel. Das frühere Format aus der Zeit vor der Pandemie, die den Blick auf das Thema Gesundheit verändert hat, ist dem Megatrend wachsendes Gesundheitsbewusstsein angepasst worden. Der neue Name „Gesundheit im Fokus“ passt, auch zu dem neuen Organisationsteam vom Forum der Selbständigen Oberursel. Noch besser der Untertitel: „Das beste Projekt, an dem Sie jemals arbeiten werden, sind Sie selbst.“
Stichwort Selbstoptimierung: So soll es sein, und deswegen sind die Überthemen und zentralen Begriffe vorgegeben. Es geht um Gesundheit und Vitalität, um Lifestyle, Beauty und Wellness, Resilienz und Work-Life-Balance. Die neue Silver Society steht im Fokus, Relax-Yoga, Qi Gong und Taekwondo, Stressbewältigung und Achtsamkeit natürlich und was man alles so tun kann, um immer einen kleinen Vorsprung vor den drohenden Krankheiten im Prozess des Älterwerdens zu haben. Eigeninitiative also, vielfältige Prävention, auch mit audio-visueller „brainLight“-Technologie aus Bayern, wofür man allerdings erstmal ein paar Tausender für den passenden Massagesessel ausgeben muss. Manch einer der rund 1000 Besucher an zwei Tagen war überrascht, was allein da Oberursel auf dem wachsenden Markt alles zu bieten hat.
Was schon bei den früheren Gesundheitsmessen gut ankam, ist auch bei der elften Auflage in der Stadthalle und im Rathaus gern gesehen und genutzt. Der kleine Kick, die Herausforderung an sich selbst anzunehmen, und das bisweilen sogar vor Publikum. Mitten auf der Bühne hat die Deutsche Gesellschaft für Mann und Gesundheit (DGMG) ihren Stand aufgebaut. Mit der Möglichkeit zum kostenlosen Testosteron-Check. Ein heikles Thema, geht es dabei doch auch um des Mannes Männlichkeit mit Assoziationen, die nicht unbedingt im öffentlichen Raum ausgetragen werden wollen. „Frauen betreiben Vorsorgemedizin, Männer Reparaturmedizin“, sagt Bruni Thomas von der DGMG, die das Team auf der Bühne anführt. Genau das wollen sie mit der Aktion ändern, mehr Bewusstsein über „Männerkrankheiten“ schaffen und Männergesundheit in den Fokus stellen. Durch Vorsorgemedizin, denn auch Männer, oha, kommen in die Wechseljahre.
Und wissen oft ziemlich wenig über das „Königshormon“ Testosteron, so die erfahrene Projektleiterin. Über Symptome, Ursachen und Folgen eines Testosteronmangels. Dass es normal ist, wenn der Spiegel ab dem 40. Lebensjahr um jährlich ein Prozent sinkt. Und Folgen, wie Antriebslosigkeit, depressive Verstimmungen und Schlaflosigkeit nach sich ziehen können. Ganz abgesehen von möglicherweise verringerter Libido. Ein kleiner Pieks nur ist das Vorspiel zur Vorsorge, Blutentnahme durch zwei nette junge Damen. Der magische Wert sollte irgendwo zwischen 2,50 und 8,40 ng/ml (Nanogramm pro Milliliter) liegen, das Ergebnis der Blutuntersuchung kommt nach einigen Tagen ins Haus. Dann können Männerarzt oder Urologe bei Bedarf ins Spiel kommen, und es könnte um Ernährung, Bewegung, Sport und Bauchfett gehen, Möglichkeiten zur Testosteron-Substituierung gibt es. Um die 80 Männer werden bald mehr wissen und haben um die 60 Euro gespart, die so ein Test beim Doktor kostet.
Einen noch zärtlicheren Pieks gibt es bei Michaela Allert am Stand der Diabetes-Selbsthilfegruppe Bad Homburg. Auch so eine Volkskrankheit, der „Typ 2“, also die sogenannte Alters-Diabetes, wird schon als „Epidemie“ geführt. Frau Allert liefert das Ergebnis sofort, ein Glucose-Wert von 98 mg/dl (Milligramm pro Deziliter) ist völlig in Ordnung. Da kann man gleich weitergehen zur Entspannung auf dem „brainLight“-Massagesessel mit Kopfhörer und Visualisierungsbrille. Pech, wenn ausgerechnet bei zweimal Ausatmen in Folge in genau diesem Moment am Nachbarstand einer der vielen blauen Werbeluftballons platzt und die Sinne verwirrt. Der Schock kann bei der Klangschalen-Therapie ein paar Schritte weiter aber besänftigt werden.
So soll es sein bei „Gesundheit im Fokus“, ins Gespräch kommen miteinander sei ein ganz wichtiger Aspekt, sagen die langjährige fokus-O.-Vorsitzende Claudia Kaczinski an ihrem Stand einer Versicherung und die Säulensprecherin Gesundheit im Forum der Selbständigen, Ulrike Mathé-Schaaff, unsiono. Das gelingt, am frühen Nachmittag steigt der Lautstärkepegel der Gespräche, da wurde am Samstag gerade die 500-Besucher-Marke geknackt. „Wir sind sehr zufrieden“, so Mathé-Schaaff. Auch darüber, dass nicht nur örtliche Anbieter ihren Auftritt bei der Wiederbelebung der Gesundheitsmesse nach vier Jahren Pause hatten, sondern auch Unternehmen aus der Region, aus Bayern und gar aus Wien angereist waren. Geplant sei nun ein Zwei-Jahre-Rhythmus bei weiteren Messen. Und noch mehr Innovationen, damit auch die erhoffte jüngere Generation noch stärker auftritt als bisher.