Wenn der Musikunterricht ins Wohnzimmer kommt…

Online-Trompetenunterricht in Zeiten der Corona-Krise? Läuft… Foto: privat

Oberursel (ow). Die Schüler der Musikschule Oberursel erleben zurzeit ihren Instrumentalunterricht online und sind davon begeistert – im Zuge der Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus hat die Musikschule diesen neuen Weg eingeschlagen. Wie viele andere Einrichtungen musste die Musikschule ihr Haus für den regulären Unterricht schließen und konnte ab sofort auch nicht mehr die Räume in den Schulen und Kindergärten nutzen. „Das war natürlich auch für uns ein herber Schlag, aber es ist toll, was wir jetzt mit Hilfe des engagierten Einsatzes unserer Lehrer auf die Beine stellen“, freut sich Musikschulleiter Holger Pusinelli.

Der größte Teil der Instrumentallehrer ist innerhalb weniger Tage auf Online-Unterricht umgestiegen, natürlich in Absprache mit den Eltern und Schülern. Über die verschiedenen verfügbaren Video-Chat-Dienste kommen die Lehrer jetzt virtuell in die Wohnzimmer der Schüler, oft zur regulären Unterrichtszeit oder nach Absprache auch am Vormittag – und unterrichten gar nicht so viel anders als sonst. Andere Lehrer rufen ihre Schüler an, lassen sich das Geübte vorspielen, verschicken neue Aufgaben. „Natürlich ist das alles sehr ungewohnt, anstrengend und improvisiert. Manches geht nicht wie sonst. Aber wenn ich meine jüngeren Schüler sehe, wie sie sich freuen, wie sie mir zuwinken, wie die etwas Älteren vielleicht etwas cooler ‚Hey‘ sagen und ganz konzentriert bei der Sache sind, dann weiß ich, dass wir das Richtige tun“, resümiert Klavierlehrerin Heike Römming. „Mir ist es auch schon passiert, dass ich einen Bleistift zum Notieren durch den Bildschirm reichen wollte, so viel Präsenz erzielt der Unterricht via Video-Chat“, erläutert die stellvertretende Schulleiterin weiter.

Und das bekommt die Musikschule auch zurückgespiegelt. Die Eltern freuen sich, dass ihre Kinder wenigstens noch einen festen Termin in der Woche haben. „Beste Musikschullehrer ever – unsere Kids sind total begeistert, wie ihr die Situation meistert!“, schreibt ein Vater. „Meine Tochter findet den digitalen Unterricht toll“, teil eine Mutter mit. Und die Kinder machen weiter Musik – was der Musikschule natürlich auch sehr wichtig ist, um ihrem musikpädagogischen Anspruch gerecht zu werden.

Nun bietet die Musikschule ja nicht nur Einzelunterricht an. Was ist mit den Kinderkursen, den Chören, den Ensembles? „Auch hier werden wir kreativ“, erläutert Holger Pusinelli. Die Lehrerinnen der Kinderkurse wie „Musikalische Früherziehung“ oder „Musik für Mäuse“ drehen kleine Videos für ihre jüngsten Schüler, die diese in einem eigenen Musikschul-Video-Kanal anschauen können – und natürlich regen diese auch zum Mitmachen an. Die Kinder der Schulchöre erhalten ebenfalls Videos zum Mitsingen, auch ein „Wir zeigen euch mal das Musikschulhaus von innen“-Video gibt es inzwischen. Chorleiter Holger Pusinelli hat seinen gemischten Chor „CHORiosum“ zu einer Probe per Video-Konferenz eingeladen. „Natürlich können wir nicht zusammensingen, das geht mit den zeitlichen Verzögerungen nicht, aber wir machen Singübungen und üben einzelne Stimmen und einzelne Passagen durch Vor- und Nachsingen. Auch nicht zu unterschätzen ist der soziale Kontakt, den wir dadurch halten“, erläutert er. „Das ist in der momentanen Situation besonders wichtig.“

Natürlich freut sich die Musikschule über Rückmeldungen wie diese: „Wenn in diesen Tagen auf unterschiedliche Arten den vielen Menschen gedankt wird, die unser ‚Leben‘ aufrechterhalten, dann denken meine Familie und ich stets an Sie und ihre Kollegen der Musikschule!“



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