Neuer Glanz für altes Gemäuer

Sie können wieder lächeln: Noch geht es in den Innenräumen reichlich chaotisch zu, das dauernde Räumen hin und her zwischen verhüllten Seifenkisten und anderen Museumsgütern hält an, aber inzwischen sehen Bürgermeisterin Antje Runge, Museumsleiterin Renate Messer und Erster Stadtrat Jens Uhlig (v. l.) Licht am Ende des Sanierungstunnels. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Es geht voran im Museum am Marktplatz. Langsam, kaum zu sehen hinter Einrüstung und großen Abdeckplanen. Die Sanierungsarbeiten an Fassade und Fachwerk sollen die historische Bausubstanz im Denkmal sichern, Bürgermeisterin Antje Runge spricht von einem Vorzeigeobjekt der Stadt. Es wird noch dauern, aber irgendwann 2025 soll das alte Haus in neuem Glanz wieder eröffnet werden. Rund 800 000 Euro muss die Stadt in den Erhalt des Gebäudes am Rand der Altstadt investieren.

Auf der Hofseite, wo es zum Seiteneingang und zum Ratskeller geht, sind die ersten Erfolge nun sichtbar. Das Fachwerk ist erneuert, die tragenden Teile sehen wieder so aus, wie es sein soll, beschädigte Hölzer wurden entfernt und durch gesunde Holzteile ersetzt. Teilweise mussten bis zu vier Meter lange Hölzer ausgetauscht werden, an anderen Stellen reichte es aus, die schadhaften Stellen vorsichtig zu entfernen und durch passgenaue Stücke zu ersetzen. Mussten die Gefache zwischen den Balken entfernt werden, müssen sie nach historischem Vorbild mit Lehmsteinen ausgemauert und anschließend wieder verputzt werden. Der neue helle Anstrich komplettiert das komplizierte Sanierungsverfahren.

Der Denkmalschutz schaut den Architekten, Planern und Handwerkern am Ort bei jedem kleinen Schritt genau auf die Finger. Ein Grund nur, warum sich der Prozess so lange hinzieht. „Was wirklich ist, sieht man immer erst, wenn die Gefache offen sind“, erläutert Zimmermann Lukas Dietzel von der Friedrichsdorfer Holzbau-Firma, die seit Beginn der Sanierungsarbeiten im April 2023 mit im Boot ist. Und da sind die Überraschungen manchmal groß und machen die Arbeiten zeitaufwendig. Vorsichtig müssen die Wunden freigelegt und dann versorgt werden. Bei einem Haus, dessen solide Grundfesten in einzelnen Bauteilen aus dem 17. bis hinein ins 19. Jahrhundert stammen und über die Jahrhunderte mehrfach kleinteilig saniert und auch in Teilen verändert wurden, kann es immer zu Überraschungen kommen, auf die individuell reagiert werden muss. Bei jedem einzelnen Gewerk muss man sich denkmalpflegerisch auf die Ausführung verständigen. Und dabei geht es um Form, handwerkliche Verbindungen, Farben und Materialien, alles muss stimmen, damit die Wächter der Baukultur am Ende zufrieden sind.

Der mittlere Teil des Gebäudes mit der Fassade in Richtung historischen Marktplatz ist der älteste Teil des verschachtelten Komplexes. Es war wohl früher mal eine Hofreite, dann wurde es immer mehr erweitert um Tanzsaal und Braukeller, erläutert Museumsleiterin Renate Messer. Sie und ihr Team leiden seit mehr als einem Jahr mit, denn auch drinnen im Museum geht es seitdem drunter und drüber. Ausräumen, einräumen, wegräumen, improvisieren, abbauen, aufbauen, abhängig davon, wo gerade die Kernarbeiten stattfinden. Immer wieder müssen sie Menschen vertrösten, die das Schmuckstück besuchen wollen, auf unbestimmte Zeit vertrösten. „Wir haben immer versucht, trotz langer Bauzeit etwas anzubieten“, sagt Renate Messer fast entschuldigend.

An der Marktplatz-Fassade und weiter ums Eck Richtung Rahmtor wird derzeit gearbeitet. Die einzelnen Firmen arbeiten versetzt zueinander, Restauratoren, Maler, Schreiner, Dachdecker und immer wieder Zimmermann Lukas Dietzel, der mit vielen Überraschungen umgehen muss. Oder Karl Kaiser am aktuell kritischen Eck Marktplatz/Rahmtor, wo er sich um den Einschub kümmert. Bautechnisch hat sich an dieser Ecke eine schwierige Situation ergeben, weil der sogenannte Eckständer komplett marode ist. Das zeigte sich nach dem Entfernen aller Farbschichten, das alte Holz muss raus und ersetzt werden. Dafür muss das Gebäude in diesem Bereich abgefangen werden, um ein sauberes und sicheres Arbeiten zu gewährleisten.

Auch das kostet Zeit, Petra Holzwarth, die das Immobilienmanagement des städtischen Eigenbetriebs BSO steuert und das Sanierungsprojekt von Anfang an begleitet, ist aber ziemlich sicher, dass jetzt keine großen Sanierungen mehr anstehen und langsam die Zielgerade angesteuert werden kann. Noch ist das Vortaunusmuseum um die Ecke zum Rahmtor eingerüstet und die Fassade mit Planen überzogen, aber es geht voran, das ist die Botschaft, die bei einem Rundgang mit der Bürgermeisterin, dem Ersten Stadtrat und der Museumsleiterin immer wieder durchdringt. Sie wird auch nach außen transportiert, auf zwei Blatt Papier in einer Klarsichthülle, festgemacht am Gerüst, nicht weit entfernt vom schon so lange geschlossenen Haupteingang. Das Team des Vortaunusmuseums beschreibt darauf die Situation und ihre Herausforderungen, erläutert die Problematik und was trotzdem schon geht oder angeboten wird, und bittet die treuen Fans und potenziellen Besucher noch um ein bisschen Geduld bis zur Wiedereröffnung.

Direkten Blickkontakt vom Vortaunusmuseum zu einer neuen Baustelle wird man möglicherweise schon bald danach haben. Denn das Historische Rathaus mit dem Torbogen Richtung St.-Ursula-Kirche ist auch reif für Sanierungsarbeiten am Dach und an der Fassade. Diese könnten 2026 starten, so Petra Holzwarth. Also, wenn bis dahin alles am Museum weiter nach Plan läuft.

Weitere Artikelbilder



X