Wenn Orscheler Orschelern helfen…

Oberursel (sis). …muss einfach etwas ganz Tolles daraus entstehen: Unterstützung für die, die sich bei Orscheler helfen Orschelern melden, Mut und keine Scham haben, diesen Weg einzuschlagen, glückliche Kindergesichter, die dankbar sind für die Erstausrüstung, um die Schule zu besuchen, eine Ferienzeit im Sommer oder einen Schwimmkurs im Herbst besuchen zu dürfen und entspanntere Eltern, denen das Wasser bis zum Hals steht, Kranke, die endlich wieder krankenversichert sind und ein Dach über dem Kopf haben, Hilfe und Zuwendung im Frauenhaus finden, ein gemeinsames Essen zu Weihnachten im Alt-Oberurseler Brauhaus oder aber der Wunschbaum in der Weihnachtszeit, die Unterstützung bei Antragstellungen und Ersatzgeräten, die zum Leben benötigt werden und einen so diversifizierten Vorstand, der flexibel und mit all seinen Möglichkeiten, die ihm gegeben sind, in enger Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Institutionen wie der Stadt, der Diakonie oder der Sozialstation die Nöte ihrer „Klienten“ in kürzester Zeit umsetzt.

Am vergangenen Montagabend fand im Elaya-Hotel die diesjährige Informationsveranstaltung des Vereins statt, die von sehr emotionalen Momenten geprägt war – nicht nur von Seiten ihrer Klienten, auch seitens des Vorstands, denen nicht bekannt war, was die Gäste erzählen werden, die sich als „OHO-Familie“ bezeichnet und für Zusammenhalt steht und hilft, wenn die Not am größten ist.

Inzwischen gehören dem Verein 120 Mitglieder an, nach der Veranstaltung waren es bereits 15 weitere, die sich von den 110 Anwesenden (davon 70 Prozent Interessierende) spontan zu einer Mitgliedschaft entschieden haben.

Der Vorstand, bestehend aus den Personen Zaklina Koch, Vorstandsvorsitzende, Klaus-Diether Peter, stellvertretender Vorsitzender, Anita Funke, Reiner Herrmann, Frank Metlicar (abwesend), Dirk Velte, Benjamin Müller und Peter Schüssler, auf dessen Fundament mit einer Schaffenszeit über zwei Jahrzehnte der Verein immer noch baut, möchte größer denken, um zukünftig noch mehr Menschen zu helfen, die Hilfe benötigen. „Die Räder greifen gut ineinander, jetzt ist es Zeit für andere Dimensionen“ beschreibt der Vorstand seine Zukunftsziele.

Und damit meinen sie vor allem die Gruppe von Menschen, die arm und einsam sind und nicht auf Augenhöhe die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen, die Senioren Oberursels. Ganz still wird es im Saal, als Reiner Herrmann unter Tränen aus seinem privaten Umfeld berichtet und „wenn ich nicht unterstützt hätte, dann wäre kein Geld zum Leben und für Essen da gewesen und das kann und darf nicht sein, wenn man sein ganzes Leben gearbeitet hat“.

Die wohl ergreifendste Geschichte berichtete die Krankenschwester Lilly Sommer (Hochtaunuskliniken), die wöchentlich einen schwer Erkrankten auf ihrer Station betreut, der sich bis zu diesem Moment gegen Astronautennahrung gewehrt hatte aber eines Tages darum bat. Ohne zu überlegen hinterfragte sie die Bitte und erfuhr, dass er andernfalls nichts mehr zu essen hätte. Parallel besuchten zu diesem Zeitpunkt die Vorstände Koch und Velte aus beruflichen Gründen die Klinik – ihr Glück aus zweierlei Hinsicht: sie hatte von Frau Koch und der OHO Familie zuvor gelesen und Herr Velte „zückte direkt sein Portemonaie, als er von dem Notfall erfuhr. Ich war baff von der spontanen Hilfestellung.

Dazu gehört schon viel Vertrauen, einer Person Geld zu geben, die man gar nicht kennt“. Und so machte sie sich auf den Weg zum Patienten, und sie sei „normalerweise nicht Schwester Stefanie, die man aus dem Fernsehen kennt“, sprach mit dem Patienten und half.

Das Ziel ist es nicht, Bargeld an die Bedürftigen zu verteilen, aber wenn die Not so groß ist, wie bei diesem Patienten, dann geht der Vorstand andere Wege und hilft, notfalls persönlich und mit eigenen Mitteln. Vielmehr werden Gutscheine über das ganze Jahr bekannter Discounter und Lebensmittelgeschäfte gekauft oder Edeka Georg aus Weißkirchen wandelte im vergangenen Jahr 5 000 Euro Pfandbons in Gutscheine um, die neben dem Verein auch über die örtlichen Kirchen, die Tafel und den Sozialen Dienst bezogen werden können.

„Wir möchten keine Konkurrenz zu den Tafeln sein, vielmehr verstehen wir uns als Kooperationspartner, der den 70 Familien, die auf der Warteliste der Tafel stehen, Unterstützung bietet. Das ist unsere Klientel, der wir helfen möchten“, betont Klaus-Diether Peter in seinen Ausführungen.

All das muss bezahlt werden und um die Lücke zwischen 35 000 Euro Kosten für Hilfsprojekte und Spendeneinnahmen in Höhe von 13 973 Euro und Mitgliedsbeiträgen in Höhe von 13 680 Euro zu schließen, bedarf es weiterer Mitglieder und Spenden, ob geschäftlich oder privater Natur, die würdig verwaltet werden. Im kommenden Jahr möchte der Verein den 80 Kindern, denen die Ferienfreizeit der rund 160 Bewerber verwehrt war, diesen anbieten, mehr in Not verschuldeten Personen ein warmes Essen zu Weihnachten bieten oder aber noch mehr Kindern ein Osterfest im Rushmoorpark ermöglichen, als die Jahre zuvor.

Und wer nicht spenden kann, darf gerne helfen, indem er tut, was er kann, wenn jede Hand benötigt wird. Neue Kontakte sind für den Verein essentiell wichtig, um einen Streueffekt zu erreichen, Ziele umzusetzen und Nöten zu helfen.

John Degenkolb, bekannter Radrennfahrer, unterstützt den Verein Orscheler helfen Orschelern seit Anbeginn und führt in seiner kurzen Rede aus, wie wichtig es ist, Hilfe anzunehmen, wenn man sie braucht, so widerfuhr es ihm nach in seiner viermonatigen Genesungsphase nach einer Verletzung von seiner Familie und Freunden und ermutigt damit die Anwesenden, Fördermitglied zu werden und zu helfen. Hilfe bekommt der Verein auch von Björn Hahn, der sich um die Pressethemen kümmert, Paul Thoma, der sich den IT-Themen widmet und Graham Tappenden bedient den Social Media Part.

Der gesamte Vorstand arbeitet ehrenamtlich, die Hilfe kommt da an, wo sie benötigt wird. Das belegen auch die sehr geringen Verwaltungskosten in Höhe von 517 Euro im vergangenen Jahr, wie es Udo Peschke in seiner Rede zusammenfasst.

Vielmehr zählt aber der 365 Tage-Einsatz im Jahr, das leidenschaftliche Engagement auf allen Ebenen und die sehr gute Zusammenarbeit - das wurde unter anderem von Frau Neuhäuser, Geschäftsbereichsleiterin Familie, Bildung und Soziales der Stadt Oberursel, Frau Gintare Bertasius von der Diakonie Main und Hochtaunus und den Ehrengästen Landrat Ulrich Krebs sowie Thorten Schorr, Kreisbeigeordneter, besonders hervorgehoben. „Ich freue mich auf alle weiteren Aktionen, die kommen“ betonte Ulrich Krebs und der Verein hofft auch weiterhin auf die blitzschnelle Hilfe von Thorsten Schorr bei Einzelschicksalen, wie es auch bei dem Patienten der Fall war, der wieder in geordneten Verhältnissen lebt, sich Essen leisten kann und vor allem krankenversichert bleibt, um nicht dem Tod geweiht zu sein.

Wegschauen gilt nicht, helfen ist die Devise! „Es gab bisher keinen Fall, wo wir nicht helfen konnten! Scham und Datenschutz werden bei uns großgeschrieben“ garantiert Zaklina Koch. Die Zukunft gehört den Bedürftigen in Oberursel und Umgebung, die keinen anderen Ausweg sehen und Hilfe annehmen möchten. Ja es gibt sie, „die Engel, die für mich da sind, wenn ich sie am meisten brauche“, war die Rückmeldung einer Klientin. Und einer dieser Engel war René Ressler auf Erden und nun im Himmel, ein guter Freund und Fördermitglied die letzten vier Jahre, der viel zu früh verstorben ist und an den man in einer Schweigeminute gedachte.

Dirk Velte, Anika Funke, Reiner Herrmann, Benjamin Müller, Zaklina Koch, Klaus-Diether Peter, Peter Schüßler (v.l.n.r.). Foto: gt

André Gide bringt es auf den Punkt und spiegelt die Vision von Orschelern helfen Orschelern wider.Foto: sis

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