Im Rausch der Saxofon-Klänge

Das Orchester in Aktion: Andreas Lehmann, Erika Kojima, Xinshan Huang, Achim Rinke-Bachman, Tanja und Dale Alsono (v. l.). Foto: bg

Oberursel (bg). Wer denkt beim Saxofon nicht an den berühmten Big-Band-Sound, vor allem im kollektiven Gedächtnis verankert durch Glenn Miller und „In The Mood“, mehr dazu später. Der besondere Charakter des Saxofons ist wichtiger und gern genutzter Bestandteil vieler Pop- und Filmmusiken. Die Hospitalkirche war ein wunderschöner Rahmen für das Konzert des Saxofonorchester „Saxlan“, ausgerichtet vom Kulturkreis Oberursel.

Bei seiner Begrüßung freute sich der Vorsitzende Klaus Glatthorn über ein volles Haus mit zahlreichen Gästen, darunter auch die Bürgermeisterin Antje Runge und der Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler. Im Publikum saßen aber auch zahlreiche Experten, die das Instrument lieben und gern bespielen.

Vor Beginn des Konzertes stand die ganze Bandbreite der Saxofone gut sichtbar aufgereiht vor dem Altar. Angefangen von dem allerkleinsten, dem Sopranino-Saxofon, aufsteigend über das Sopran-, Alt-, Tenor-, Bariton- bis zum Bass-Saxofon. Das kommt mit seinen Ausmaßen beeindruckend daher und ist mit zehn Kilo ein echtes Schwergewicht, aber beileibe nicht das größte in der Familie. Das Kontrabass-Saxofon ist doppelt so schwer und Instrumentenbauer Benedikt Eppelsheimer kreierte als neue Schöpfung das Sub-Kontrabass-Saxofon, von dem es nur wenige Instrumente weltweit gibt.

Wie Achim Rinke-Bachman erläuterte, wurde das Saxofon 1840 von dem Belgier Adolphe Sax erfunden. Trotz seines metallischen Korpus gilt es wegen des Rohrblatt-Mundstücks als Holzblasinstrument. Bei seinem kleinen Ausflug in die Geschichte des Instruments berichtete der Leiter von „Saxlan,“ dass es ursprünglich als Bindeglied zwischen Streich- und Blasinstrumenten gedacht war, klanglich zwischen Klarinette und Oboe gelegen. Besonders eignete sich das neue Instrument aber für Militärkapellen, die bei ihren Aufmärschen unter freiem Himmel reine Holzblasinstrumente wie das Fagott nicht einsetzen konnten. Schon Berlioz erkannte die Möglichkeiten des Saxofons und nahm es in seine Instrumentenlehre auf. Seinen Siegeszug rund um die Welt trat es als wichtigstes Melodie-Instrument des Jazz an.

Das Saxofonorchester gründet sich 2012 unter der Leitung von Achim Rinke-Bachman. Es sind aktuelle und ehemalige Studierende des Dr. Hoch’s Konservatorium, Frankfurt. Sie spielen in verschiedenen Besetzungen. Nach Oberursel war ein Septett angereist, bestehend aus Andreas Lehman, Mussa Malik, Tanja und Dale Alonso, Erika Kohima, Xinshang Juang und Achim Rinke-Bachman. „Wir nehmen Sie jetzt mit auf eine Reise in viele Länder“, versprach der Leiter bei der Vorstellung des Programms. Start war in Norwegen mit „Die Morgenstimmung“ von Edvard Grieg. Sie erklang an diesem Spätnachmittag besonders zart und stimmungsvoll schwebend durch den sakralen Raum. Danach kam das große Bass-Saxofon beim „Song For Peace“ zum Einsatz, gespielt durch den Orchester-Chef. Musikalisch setzte er damit bewusst ein Zeichen gegen alle die kriegerischen Auseinandersetzungen, die zurzeit weltweit toben. Dazu gesellte sich Andreas Lehman mit dem kleinen Sopranino-Saxofon. Die schweren, dunklen und die höchsten Töne der zwei Ins-trumente vermischten sich bei diesem Duett in hervorragender Weise und sorgten für einen ganz besonderen Sound.

Nächster Zwischenstopp des gesamten Septetts war, mit dem Präludium und der Fuge B-Moll von Johann Sebastian Bach, Deutschland, bevor es weiter ging nach Großbritannien. Bei den stimmungsvollen und sehr unterschiedlichen „Songs Of British Isles“ wurde mit jedem einzeln Stück ob „Amazing Grace“, „The Ash Grove“, „The Sky Boat Song“ oder dem abschließend „Paddys Green Shamrock Shore“, die ganze Vielfalt und dynamische Klangfülle der Saxofone aufs Schönste zelebriert. Mit viel Einsatz und Schwung spielten die Musiker auch nach der Pause auf. Nach der Klassik folgte die Moderne. Darunter ein Tango und „All Because Of You“ von Karen Street. Nicht fehlen durfte „Alexanders’ Ragtime Band“ und als Höhepunkt – wer kennt es nicht „In The Mood“. Das Publikum war begeistert, wippte und schnippte den Takt mit und erklatschte sich mehrere Zugaben, die mal wieder die große Bandbreite des Saxofons vorführten. Die Erste aus der Feder von Pedro Iturralde, einem zeitgenössischen, spanischen Komponisten, gefolgt zur fetzigen Filmmusik zum „Rosaroten Panther“ von Henry Mancini.

Zum Schluss gab es als unmissverständlichen „Rausschmeißer“, ganz liebevoll gespielt das bekannte Wiegenlied „Guten Abend, gute Nacht“, vertont von Johannes Brahms.



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