Reiner Herrmann übernimmt das Steuerruder im fokus O.

In schwieriger Zeit begleitet Hans-Georg Brum den Stabwechsel von Michael Reuter an Reiner Herrmann (v. l.).Foto: Käfer

Oberursel (js). Der langjährige Kapitän verlässt die Kommandobrücke, aber in unruhigen Zeiten und schwerem Gewässer nicht das Schiff. Nach zwölf Jahren am ersten Ruder hat Michael Reuter den Vorsitz im „Forum der Selbständigen fokus O.“ aufgegeben und das symbolische Kapitänspatent an Reiner Herrmann weitergegeben. Der Inhaber des Reformhauses Liwell in der Rompel-Passage ist als nun dienstältestes Vorstandsmitglied als designierter neuer Vorsitzender in die Jahreshauptversammlung am Montagabend gegangen. Seine Wahl war intern bereits ausgemachte Sache, der Abschied von Michael Reuter kam nicht unvorbereitet. Herrmann gehört dem Vorstand seit 2009 an, zuletzt als Erster Vorstand Finanzen. Sein Motto: „Ich möchte Prozesse anschieben und voranbringen, Mitstreiter gewinnen und begeistern.“ Die Mitgliederliste umfasst derzeit rund 220 Namen.

Knapp über 40 aktive fokus O.-Mitglieder konnte Reuter bei seinem letzten Abend als Vorsitzender begrüßen. In einer Zeit, die „kein Zuckerschlecken“ für Handel und Gewerbe und alle anderen Mitglieder der großen Gemeinschaft bedeute. „Wir brauchen tröstende Worte“, sagte er in Richtung Bürgermeister Hans-Georg Brum, der mit den Vorstandsmitgliedern an großzügig verteilten Tischen im Hotel Rilano saß, die anderen waren per Videokonferenz zugeschaltet. Der Bürgermeister brauchte einen längeren Anlauf für die gewünschten tröstenden Worte, das Lob für die Zusammenarbeit im Netzwerk mit Stadt, Wirtschaftsförderung und Institutionen, den Ausdruck für Hoffnung auf „neue robuste Wege“, um die es jetzt unter dem Stichwort „Auf geht’s Oberursel“ gehe. Und die Hoffnung, „dass es bald überwunden ist“.

Alle wissen, was „es“ ist. Es, was sie fast ausschließlich beschäftigt hat im vergangenen Geschäftsjahr, das sich bei „fokus O.“ immer von Frühjahr zu Frühjahr zieht und dann mit einem schönen Empfang in großer Runde beendet wird. Kein Ball auch in diesem Jahr, keine „Autos in der Allee“ im vergangenen Jahr, kein Theater im Park, kein Herbsttreiben, kein Weihnachtsmarkt, keinerlei Großveranstaltungen, wenn man mal vom Forum Gesundheit in Hybridform mit kleinem Publikum absieht. Es gab wenig zu berichten von den Säulensprechern, Corona hat fast alle üblichen Aktivitäten ausgebremst. „Was haben wir gemacht? Wir haben zoomen gelernt“, so Reuter im Rückblick. Und ein paar Online-Formate in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderung entwickelt. Auch der nun 6. Werte- und Wirtschaftskongress, für Mai geplant, wird ohne die so wichtigen direkten Begegnungen stattfinden.

Nur die Baumpflanzaktion der Handwerker fand im analogen Raum im Umfeld der Emminghaushütte statt. Eigentlich sollten die 2020 Bäume analog zur Jahreszahl mit Geschäftspartnern, Kunden und Freunden in einer großen Aktion gepflanzt werden, dank Corona waren nur die Handwerker im Morgennebel des winterlichen Waldes unterwegs. Meisterschmied Dirk Velte, der das Sprecheramt inzwischen abgegeben hat, kündigte eine Wiederholung der Aktion an. In diesem Jahr sollen dann eben – es klang fast trotzig – 2021 Bäume gepflanzt werden.

Als Macher und Antreiber würdigte Reuters langjährige Vize Claudia Kaczinski den inzwischen 69-jährigen Kollegen. Unter seine Verdienste ordnete sie etwa die Umgestaltung der Bärenkreuzung als Verbindung zwischen Allee und Vorstadt, die Einrichtung mehrerer verkaufsoffener Sonntage im Jahr und deren Organisation, die Entwicklung des Werte- und Wirtschaftskongresses mit illustren Gästen und den „fokus O.-Brunnen“ als Symbol der Schaffenskraft der Mitglieder des Vereins. Der Bürgermeister nannte die Zusammenarbeit mit Reuter „stets intensiv, vertrauensvoll, angenehm und produktiv“.



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