Superblocks – eine gute Idee für Oberursel?

Die Info-Veranstaltung zum Thema Verkehr und Superblocks zieht viele Menschen an.Foto: gt

Oberursel (gt). Rund 50 interessierte Oberurseler waren in der vergangenen Woche ins Rathaus gekommen, um zu erfahren, was „Superblocks“ sind. Der Informationsabend wurde von der Arbeitsgruppe Mobilität des Klimabeirats organisiert. Zur Arbeitsgruppe gehören Ulrike Heitzer-Priem vom ADFC und Markus Mayer vom VCD (Verkehrsclub Deutschland).

„Superblocks – eine gute Idee für Oberursel?“ lautete die Frage auf der Leinwand. Dabei, so stellte Heitzer-Priem gleich klar, passt der Begriff nicht ganz. Dennoch wurde er vom Klimabeirat beibehalten und sollte an diesem Abend auch näher erläutert werden. Konkret ging es der Arbeitsgruppe um die Verkehrsberuhigung in der Innenstadt.

Weniger Verkehr bedeutet weniger Lärm, und weniger Lärm ist besser für die Gesundheit der Menschen. Weniger Verkehr bedeutet auch mehr Platz für Grünflächen in der Stadt. Die Straße wird zum Ort der Begegnung, was die Lebensqualität erhöht. Und wo man sich wohlfühlt, hält man sich länger auf, was der Gastronomie zugute käme, so die Erklärung der Arbeitsgruppe.

Das zweite Thema des Abends war das Liebfrauenquartier, in dem die Stadt bereits seit einiger Zeit Maßnahmen plant. Superblocks sind eine Idee aus Barcelona, wo sie „Superilla“ genannt werden. Superblocks sorgen dafür, dass der Durchgangsverkehr aus der Stadt oder zumindest aus dem Stadtteil herausgehalten wird. Gastreferent Mathias Biemann (VCD) erläuterte, wie sie in Frankfurt eingesetzt werden könnten und wie sie funktionieren. Dabei führte er das Beispiel der Leipziger Straße in Bockenheim an, eine der am stärksten frequentierten Einkaufsstraßen Frankfurts. mit derzeit Tempo 30.

In Barcelona wurden solche Viertel in Superblocks unterteilt. Durch den Einsatz von Diagonalsperren werden Fahrzeuge immer wieder auf die Hauptstraße zurückgeleitet, Straßen wie die Leipziger Straße sind dann zwar nicht mehr durchgängig befahrbar, aber alle Teile der Straße bleiben erreichbar. Fußgänger und Radfahrer können die Diagonalsperren problemlos passieren und werden nicht behindert, es entsteht mehr Platz für Grünflächen und der durch Navigationssysteme verursachte Schleichverkehr bleibt draußen.

Anschließend wurden die Besucher in zwei Gruppen aufgeteilt und beschäftigten sich jeweils 20 Minuten mit den Themen Innenstadt und Liebfrauenquartier. An der Pinnwand zum Thema Innenstadt hatte die Arbeitsgruppe Mobilität einen Stadtplan aufgehängt und einen Bereich rot umrandet. Die Liebfrauenstraße, die Füllerstraße, die Feldbergstraße und die Eppsteiner Straße bilden demnach die äußere Grenze des verkehrsberuhigten Bereichs. In diesem Bereich gilt jedoch fast überall bereits Tempo 30, sofern die Straßen nicht verkehrsberuhigt sind.

Kritisiert wurde von den Besuchern, dass es keine konkreten Vorschläge für Maßnahmen wie beispielsweise Diagonalsperren gibt. Katharina Rhode von fokus O sah das Problem der neuen Maßnahmen in den fehlenden Kontrollen, wenn nicht gleichzeitig für ausreichend Personal bei der Stadtpolizei gesorgt werde. Andere Teilnehmer befürchteten eine Verlagerung des Verkehrs auf andere Straßen.

Aus der Arbeitsgruppe kam der Vorschlag, die Parkgebühren am Straßenrand anzuheben, und die Gebühren in den Parkhäusern zu senken, da diese laut einer Studie nicht ausgelastet seien. Fraglich ist, ob die Stadt viel an den Gebühren im City-Parkhaus ändern kann, denn die Stadtverordnetenversammlung hatte bereits vor vier Jahren dem Verkauf der Anteile an die Betreibergesellschaft beschlossen.

Wichtig für die Arbeitsgruppe ist jedenfalls, den Parkplatzsuchverkehr in der Altstadt zu unterbinden. Und auch der Marktplatz blieb von Vorschlägen nicht verschont: Ginge es nach einigen Besuchern, sollte er begradigt, verkehrsberuhigt und Tempo 20 eingeführt werden.

An der Pinnwand zum Thema Liebfrauenquartier warteten Dr. Uli Molter (Leiter der städtischen Verkehrsplanung) und Susanne Bittner vom ADFC. Molter erläuterte, dass im Quartier der Durchgangsverkehr vermieden werden soll, die Wege für Radfahrer aber kurz bleiben sollen. Die Auswertung einer Radverkehrszählung zeigte grafisch auf, welche Rolle der Schülerverkehr spielt, und die Besuchersollten ihre Ideen für Einbahnstraßen auf Karten auf den Tischen einzeichnen.

Doch die Besucher hatten Fragen und weitere Ideen. Rhode sprach das Thema Parkhaus am Gymnasium an. Hier stimmte Molter zu, dass dieses nicht ausgelastet sei. Daran könne aber auch die Stadt nichts ändern. „Das ist Sache des Kreises“, erklärte er. Da der Parkplatz für Lehrer kostenpflichtig und für Schüler nicht zugänglich sei, würden viele morgens in den umliegenden Straßen parken. Die Zeppelinstraße soll für einen Verkehrsversuch umgebaut werden.



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