„Trinken, Gesang und Lachen verschönen die Nacht“

Aljoscha Lennert und Maryna Zubko reißen das Publikum zu Beifallsstürmen hin. Foto: bg

Oberursel (bg). Unter dem Motto „Klassik unter Sternen“ gastierte das Ensemble der Frankfurter Sinfoniker im Theater im Park (TiP). Sterne am Himmel waren nach der Pause im großen Park der Klinik Hohe Mark nur vereinzelt zu sehen, dafür stand der golden glänzend Vollmond am Himmel und warf sein warmes Licht auf die verschlungenen Wege im Park. „Juwelen der Oper“ – so lautete das Programm. Die Kulisse von Venedig, geschaffen für das aktuelle Theaterstück „Diener zweier Herren“, war der passende Hintergrund an diesem Abend, an dem italienische Opernliteratur erklang. Darunter Arien aus den Verdi-Open „La Traviata“ und „Rigoletto“, die in der Lagunenstadt uraufgeführt wurden, wie Rainer Zagovec, der durch das Programm führte, zu berichten wusste. Als Solisten traten die Sopranistin Maryna Zubko und der Tenor Aljoscha Lennert auf. Begleitet wurden sie von dem kleinen Ensemble der Frankfurter Sinfoniker mit Horst Wieland als erstem Geiger. Zum Auftakt stellte sich das Ensemble mit dem Vorspiel aus „Carmen“, dem Inbegriff der spanischen Oper aus der Feder des Franzosen Bizet in eindrucksvoller Weise vor.

Klassische Musik, dargeboten unter freiem Himmel, das musikalische Open-Air-Event im TiP hat eine große Fangemeinde. Die Karten waren schnell ausverkauft. Das Publikum bekam ein Querschnitt aus den berühmtesten und berührendsten Arien von Donizetti, Gounod, Puccini und Verdi zu hören. Besonders im zweiten Teil des Konzertes gelang es den Künstlern, mit ihren herrlichen Stimmen die Zuhörer ganz gefangen zu nehmen und zu verzaubern. Wie bei den zwei Duetten aus La Traviata „Parigi, o cara“ und „E strano /Sempre libera“, die eigentlich als krönender Abschluss gedacht waren. Zum großartigen Höhepunkt geriet aber die Zugabe, die das Publikum stürmisch klatschend einforderte: das berühmte Duett „Brindisi“, ebenfalls aus „La Traviata“.

„La Traviata“ – ein Fiasko

Rainer Zagovec gab einige Anekdoten zu der berühmten Verdi-Oper zum Besten. Die Premiere am Teatro Le Fenci in Venedig 1853 geriet zum Fiasko, nicht zuletzt, wie der Moderator süffisant anmerkte, weil das neue Werk unter unzulänglichen Interpreten litt. Verdi hatte als Vorlage für seine neue Oper auf den Bestseller-Roman „Die Kameliendame“ von Alexandre Dumas, dem Jüngeren zurückgegriffen. Er beschreibt darin das bittersüße, tragische Leben einer stadtbekannten Pariser Edelkurtisane, die blutjung an Tuberkulose stirbt. In überarbeiteter Fassung trat „La Traviata“ bald nach der Uraufführung einen Siegeszug durch die Welt an und gehört heute zu den meistgespielten Werken Verdis.

„Liebe und Tod“ – so wollte Guiseppe Verdi diese Oper ursprünglich betiteln, diese Themen gehören zum Leben und sind immer aktuell. Auf Wunsch von Violetta nach einem Trinkspruch (italienisch „Brindisi“) besingt Alfredo leidenschaftlich die Liebe: „Genießen wir das Leben! Trinken, Gesang und Lachen verschönen die Nacht; in diesem Paradies soll uns der neue Tag vorfinden.“ Geschmeidig und zur Hochform auflaufend zelebrierten Maryna Zubko und Aljoscha Lennert dieses berühmte Duett glanzvoll und trafen damit die Stimmung des Publikums auf den Punkt. Es lauschte ergriffen und war danach völlig aus dem Häuschen, spendete tosenden Beifall, in den sich Bravo-Rufe mischten.

War es in früheren Zeiten üblich, dass die Tenöre sich an den Bühnenrand stellten und ihr Lied schmetterten, werden heutzutage an die Solisten ganz andere Anforderungen gestellt. Der junge strahlende Tenor überzeugte auch bei seinen Solo-Vorträgen durch seine schauspielerischen Qualitäten. Wie beim „Nessun dorma – keiner schlafe“, der flehentlichen Bitte des Prinzen Kalaf aus der Oper „Turandot“ von Puccini. Bei „Juwelen der Oper“ durfte diese durch Luciano Pavarotti so populär gewordene Arie nicht fehlen, ebensowenig wie „La donna e mobile“. Mit dieser Arie trägt der Herzog von Mantua in „Rigoletto“ seine Lebensphilosophie vor. Aljoscha Lennert spielte und sang die Rolle perfekt. Die freie deutsche Übertragung lautet „Ach wie so trügerisch“. Nehme man es wörtlich sänge er davon, dass Frauen beweglich sind, meinte der Moderator, der den Herzog obendrein als „Womanizer“ tituliert. In dem Fall wäre die schöne alte Bezeichnung „Schürzenjäger“ wohl die bessere Wortwahl gewesen.

Maryna Zubkov war eine strahlende Sopranistin, die bei ihren Solovorträgen schwierigste Koloraturen und höchste Töne zur Begeisterung der Zuhörer locker und gelöst meisterte. Und auch optisch immer „Bella Figura“ macht, vor der Pause im eleganten blauen Outfit und danach festlich in mit viel Spitze eingefasster dunkelgrüner Garderobe. Hatte sie sich schon mit wunderbaren Arien aus den Werken von Donizetti „Lucia di Lammermoor“ und der eher selten aufgeführten „Linda die Chamounix“ glänzend präsentiert, überzeugte sie erst recht mit ihrer Bitte an den geliebten Vater „O mio babbino caro“ aus Puccinis „Gianni Schicchi“.



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