TSGO-Pleite in Dilltal: Torwart 20 Mal „abgeschossen“

Der Co als Chef-Coach kann den Jungs auf der Platte nicht helfen. Sein Fazit: Hier musst du 40 Tore machen. Foto: js

Oberursel (js). Nein, es hat nicht am fehlenden Trainer Florian See auf der Bank gelegen. Es hat auch nicht an Co-Trainer Carsten Heil gelegen, der seine Sache bei der Premiere als Cheftrainer ordentlich machte. Von der Bank aus aber keine Befugnis hatte, im entscheidenden Moment in das Spiel einzugreifen. In den berühmten Auge-in-Auge-Situationen mit dem generischem Torwart, da waren die Jungs, wie immer übrigens in einem Handballspiel, auf sich alleine gestellt. Und haben, das muss man wohl so sagen, beim zweiten Saisonspiel in Aßlar-Werdorf als Gast der HSG Dilltal schlichtweg in zahlreichen Situationen versagt. Wieder einmal beim ungeliebten Gegner im hinteren Hessenland, wieder einmal durch eigene Defizite im direkten Vergleich Angreifer gegen Torwart. Dann steht da am Ende eine zwar relativ knappe, aber völlig unnötige und dumme 28:31-Niederlage und eine lange von Frust begleitete Heimfahrt. Auch weil damit die Chance auf ein erstes schönes Spitzenspiel auf Augenhöhe in eigener Halle am kommenden Samstag um 19.30 Uhr gegen den Spitzenreiter HSG Wettenberg vergeben wurde.

Die Bank hinter Carsten Heil mit Schriftführer Bernhard Schmidt notierte fast 20 vergebene sogenannte „Hundertprozentige“ frei vor dem Torwart. Das Team hatte auf dem Weg dahin also vieles durchaus richtig gemacht, dann aber den Lohn für die Mühe verschenkt. Ohne die Leistung des gegnerischen Torwarts zu schmälern, er wurde regelrecht „abgeschossen“ so Carsten Heil. Sein kurzes Fazit: „Hier musst du 40 Tore machen“. Dann wäre bei solider eigener Torwartleistung von Kilian Witzel und Carlson Knebel alles in Ordnung gewesen. Die Angst der Schützen vor dem Torwart aber war in vielen Situationen wesentlich größer als Mut und Selbstvertrauen in eigener Sache. Von den zwölf Feldspielern konnten sich acht in die Torschützenliste eintragen, sieben davon erzielten mit zusammen 15 Toren etwa die Hälfte der Oberurseler Treffer, den Rest übernahm Spielmacher Bennet Wienand mit 13 Toren (davon sechs Siebenmetern) und haderte hinterher trotzdem noch mit sich ob weiterer liegengelassener Gelegenheiten. Grämen musste er sich nicht, ob der erste von ihm vergebene Siebenmeter 1:22 Minuten vor dem Schlusspfiff beim Stand von 30:28 bei einem Treffer noch zu einem glücklichen Ausgleich geführt hätte, wer weiß das schon.

Der Spielverlauf liest sich eindeutig in der Statistik. Stets lief die TSGO einem meist knappen Rückstand hinterher, selbst in Führung zu gehen schaffte sie aufgrund des Mankos bei der Wurfqualität nie. Zur Pause wurde ein 12:13 notiert, in der letzten Viertelstunde reichte es dreimal zum Ausgleich, noch beim 28:29 in der 56. Minute konnte gehofft werden. Vergebens. Die Aufgabe der aktuellen Trainingswoche, bevor der Top-Favorit der Liga kommt, ist klar, sie zieht sich eigentlich schon durch die Vorbereitungszeit und nun die ersten beiden Punktspiele. Vor allem Selbstvertrauen, aber auch Mut und individuelle Wurfqualität gilt es wettkampftauglich zu schulen. Das zum Teil neuformierte Team spielt derzeit ganz deutlich noch unter seinen Möglichkeiten.

In Aßlar-Werdorf trafen Bennet Wienand (13/6), Phil-Lukas Ljubic (4), Timo Günther (4), Richard Dießner (2), Driss Byia (2), Jonathan Widera (1), Robert Oliver Avemann (1) und Florian Juli (1) gegen einen Dilltaler Torwart, der sich zu Recht von seinen Mitspielern feiern ließ.



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