Ursella-Preis für „Kunstgreifer DMK“

Der Preis für den „Kunstgreifer“ und Blumen für seine Dame (v. l.): Brigitte Müller-Kästner, Dirk Müller-Kästner, Michael Reuter und Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler. Foto: js

Von Jürgen Streicher

Oberursel. Er sei ein „Visionär, der Ideen aufgreift und auf den Weg bringt“. Auch ein „Motivator, wenn’s mal nicht läuft“, ein Netzwerker besonderer Art, die „Galionsfigur des ,Kunstgriff‘“. So lobte ihn Marion Unger in ihrer Laudatio. Der Frontmann des Kunst- und Kulturvereins der etwas anderen Art, Dirk Müller-Kästner (DMK), wurde für sein herausragendes Engagement im Ehrenamt mit dem von der Oberurseler CDU gestifteten „Ursella-Preis 2024“ ausgezeichnet.

Ein paar Spatzen hatten es schon vorab von den Dächern gepfiffen, für die meisten aber wartete die CDU mit einer Überraschung auf. Den „Ursella-Preis“ zum Lobe und in Anerkennung besonderer Verdienste zur Stärkung der Oberurseler Identität bekam bei der vierten Auflage ein Mann, den längst nicht alle auf dem Schirm hatten. Aber er passte zur von Richard von Weizsäcker formulierten Maxime auf der Urkunde, die dessen Idee präzise auf den Punkt bringt: „Kultur, verstanden als Lebensweise, ist vielleicht die glaubwürdigste Politik.“ Weil sie unabhängig von jeglichem Dünkel den Mensch in den Mittelpunkt stellt. Mit Dirk Müller-Kästner hat die CDU einen geehrt, den diese Denkweise bei all seinem Tun und Lassen antreibt.

Seinem gewohnten Ton zur nüchternen Ehrlichkeit blieb der Geehrte in seiner kurzen Dankesrede treu. Betonte, wie wichtig es sei, dass es ein „unpolitischer Preis sei“, der von der CDU vergeben wird. Eine „überparteiliche Auszeichnung“ hatte der Parteivorsitzende Martin Bollinger bei der Begrüßung der Gäste betont, Wertschätzung „bürgerschaftlichen Engagements“. Ohne Berührungsängste sind sie inzwischen, „noch vor ein paar Jahren wäre es undenkbar gewesen, dass der ,Kunstgriff‘ einen Preis von der CDU bekommt“, so Müller-Kästner.

Das mag so sein, vielleicht auch, dass der einst so schräge Kulturverein ihn in diesem Falle gar nicht angenommen hätte. Jetzt ist die CDU längst dabei, und auch die SPD, die Grünen und die meisten anderen, die in der Stadt Kulturpolitik betreiben, wenn der „Kunstgriff“ beim „Orscheler Sommer“ zur lauen oder auch mal ziemlich lauten Party in den Rushmoor-Park einlädt. Da stehen die Ortspolitiker jeglicher Couleur im Getränkewagen und am Grill, damit das Volk zu günstigen Tarifen Sommerkultur mit kulinarischem Beiprogramm genießen kann. Die Einnahmen fließen komplett in das Projekt „Orscheler Sommer“, damit die Veranstalter die erste Regel „alles live, umsonst und draußen“ stets einhalten können.

Man muss es zumindest erwähnen, natürlich arbeiten alle Organisatoren und Helfer in der inzwischen gut zehnwöchigen Reihe mit rund 40 Einzelveranstaltungen ehrenamtlich. Das mit dem Ursella-Preis verbundene Preisgeld von 500 Euro ist für Dirk Müller-Kästner ein Durchlaufposten, es fließt in die Kasse für den „Sommer 2024“, etwa für die Finanzierung eines Jugendzirkus aus Frankreich, auf den man gespannt sein darf. Viel Beifall also für den jüngsten Preisträger in der noch jungen Geschichte des „Ursella-Preises“. Enthüllt und überreicht haben ihn zuvor der „Erste Bürger der Stadt“, Lothar Köhler, und Michael Reuter, beide Mitglieder der Jury, die den Preisträger auserkoren hat. Der Mann, der ihn kreiert hat, Holzschnitzer „Hendoc“ alias Hendrik Docken blieb diesmal im Hintergrund. Dort mischte er sich unter die etwa 100 Gäste aus Kunst und Kultur, Politik und Stadtgesellschaft.

Der massive Preis, der nur symbolisch vergeben wird, ist ein schönes, schweres Stück Holz mit Ecken und Kanten, an der Spitze vom Historischen Rathaus geziert, ein Sinnbild für den Zusammenhalt der Bürgergesellschaft schon in alten Tagen. Erstmals wurde er 2019 an Ilse Schwarz-Schiller vergeben für ihr Lebenswerk, Gründerin und stets Herz der Chopin-Gesellschaft zu sein, die weltbekannte Musiker zu Konzerten in den Taunus gelockt hat. Auch sie war am Donnerstag bei der Feier dabei. Zweiter Name auf dem Schild am Fuß der Stele ist Jürgen Fischer, er bekam den Preis posthum im vergangenen Jahr, als die Biologin und Bienenforscherin Gudrun Koeniger ausgezeichnet wurde, wie Fischer maßgeblich am Projekt Mühlenwanderweg beteiligt. Fischer war für den Preis 2020 bereits benannt, dann kam Corona. Die Nummer vier ist mit 62 Lebensjahren jüngster Preisträger bisher, aber ein Mann mit vielen Verdiensten. Es ist nicht nur sein Wirken für die „Kunstgreifer“, das die CDU belohnte, Dirk-Müller-Kästner ist auch Vorsitzender des TV Bommersheim und seiner 830 Mitglieder seit 2010, er hat sich in Elternbeiräten engagiert, in Fördervereinen, immer da etwas initiiert, wo etwas gefehlt hat. Und war auch (stets freundliche) Nervensäge als Vorsprecher beim städtischen Kultur- und Sportförderverein. Dessen Geschäftsführer Martin Krebs nannte ihn ein „Kraftwerk der Oberurseler Kultur“ mit hoher Lebensleistung auch im Bereich Sport. Die Geschichte des Vereins „Kunstgriff“ sei eine „unglaubliche Erfolgsstory“. Kultur stehe für „sozialen Zusammenhalt“, sei „der Kitt unserer Gesellschaft“, lobte Bürgermeisterin Antje Runge.

Im „Kunstgriff“ hat Müller Kästner schon lange den Hut auf. Und gerne lüftet er ihn, geht mit ihm herum und sammelt für die Idee der Kultur für alle zum Nulltarif. Jetzt hat er einen „Ursella-Hut“ bekommen, einen Zylinder mit dem Namen der Patronin der Stadt, von der Vorsitzenden des Vereins für Geschichte und Heimatkunde, Marion Unger. Dem Versprechen, „da gehe ich jetzt gleich mit rum“ ließ „DMK“ dezent die Tat folgen. Am Ausgang war der Hut gut platziert, der Grundstein für das Gelingen des „Orscheler Sommers 2024“ wurde noch am Abend von freundlichen Spendern gelegt.

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