Weihbischof besucht weiter wachsendes Wohnprojekt

Weihbischof Dr. Thomas Löhr im Gespräch mit einer Bewohnerin im Wohnprojekt „Gemeinsam Wohnen“.Foto: bmi

Oberursel (bmi). Jahrelang standen die zwei neu errichteten Wohnhäuser leer, der Wegfall ihrer eigentlichen Bestimmung ließ die als Schwesternwohnheim konzipierte Anlage in eine Art Dämmerschlaf versinken. Quasi „wachgeküsst“ wurden die beiden Häuser nun gemeinsam vom Bistum Limburg, dem Caritasverband für den Bezirk Hochtaunus und der Stadt Oberursel. Nach zunächst langwierigeren Vertragsverhandlungen mit dem vormaligen Eigentümer konnte das Bistum die beiden Häuser erwerben und realisiert hier jetzt in Zusammenarbeit mit dem Caritasverband und der Stadt Oberursel ein innovatives Wohnprojekt.

Weihbischof Dr. Thomas Löhr nutzte die Gelegenheit, sich im Rahmen seiner Visitation ein Bild von den Häusern im Altenhöfer Weg und dem hier nun gelebten „gemeinschaftlichen Wohnen“ zu machen. Nachdem die ersten Bewohner bereits im Januar einziehen konnten, folgten die letzten Corona-bedingt erst im Mai. Nun teilen sich sechs Erwachsene und drei Kinder das Haus 57d, während Haus 57c derzeit noch als Übergangseinrichtung für diejenigen Wohnungslosen fungiert, die aufgrund der anstehenden Sanierung aus dem Haus Mühlberg ausziehen mussten.

Diese Arbeiten sind mittlerweile abgeschlossen, am Freitag dieser Woche findet die feierliche Einsegnung statt, so dass die Bewohner Ende September wieder dahin zurück ziehen können.

Weihbischof Dr. Löhr wies darauf hin, dass gerade durch Corona viele bereits bestehende soziale Missstände sozusagen „demaskiert“ wurden, und Bürgermeister Hans-Georg Brum fügte hinzu, dass durch die Pandemie Armut umso schwerer wiege und mittlerweile auch Schichten von Armut betroffen seien, von denen man es normalerweise nicht erwarte, wie beispielsweise der untere Mittelstand. Hier mit diesem Leuchtturmprojekt ein Zeichen zu setzen und zur gesellschaftlichen Diversität in Wohngebieten beizutragen, ist auch ein Anliegen des Caritasverbandes für den Bezirk Hochtaunus.

Übereinstimmend lobten sowohl Ludger Engelhardt-Zühlsdorff (Geschäftsführer) als auch Pfarrer Andreas Unfried (Vorsitzender des Vorstandes), die hervorragende Zusammenarbeit aller Beteiligten bei diesem Projekt. Dem konnten auch der Bezirksdekan des Hochtaunus, Pfarrer Paul Lawatsch, und Erster Stadtrat Christof Fink nur zustimmen. Nach Finks Ansicht ist die große Offenheit aller Beteiligten und die, wie er sagte, „weltliche“ Orientierung der kirchlichen Vertreter dafür verantwortlich, dass sich alle gut aufeinander einlassen können. Sich aufeinander einlassen müssen auch die Bewohner des Projektes „gemeinsam Wohnen“, denn ihre privaten Rückzugsräume in ihren Ein- bis Zwei-Personen-Zimmern umfassen zwar ein Bad, aber keine Küche. Diese befindet sich im Gemeinschaftsbereich, dort stehen auch weitere großzügige Aufenthaltsräume zur Verfügung. Unterstützt werden die Hausbewohner in beiden Häusern von einem multiprofessionellem Team aus Sozialarbeitern, einer Hauswirtschaftskraft und einem Hausmeister.

Wie der Auszug aus dem Elternhaus

Es braucht Mut, meinte Eugenie Riffel, Abteilungsleiterin Kinder, Familien und soziale Hilfen der Caritas, aus Gemeinschaftsunterkünften mit umfassender Betreuung und Beratung auszuziehen und den Übergang in so ein selbstbestimmteres Wohnprojekt zu wagen. „Es ist wie der Auszug aus dem Elternhaus, da können ähnliche Ängste aufkommen“, weiß sie. Die Aufgabe der Caritasmitarbeiter besteht daher auch oft darin, hier Halt zu geben, Mut zu machen und die Rückversicherung zu bieten, dass sich die anerkannten Flüchtlinge mit ihren erlernten Deutschkenntnissen im sozialen Raum bewegen können. Im Bereich „gemeinsam Wohnen“ leben derzeit neun Menschen mit und ohne Migrationshintergrund im Alter von drei bis über 60 Jahren, darunter sowohl Alleinstehende als auch Ehepaare und eine Mutter mit Kindern. Gerade diese Diversität sieht der Caritasverband als Bereicherung und hofft, dass auch das zweite Haus, in dem derzeit zehn bis zwölf Wohnungslose leben, in ein ähnliches Projekt umgewandelt wird, sobald der Umzug der Obdachlosen zurück ins Haus Mühlberg abgeschlossen ist.



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