30 Meter hoch am Seil über dem Altkönig

Markus Heimel, Fabiola Bollinger und Jürgen Windecker (v. l.) kommen nach ihrem Übungseinsatz vom Hubschrauber. Foto: js

Hochtaunus (js). Das Opfer kommt zum Glück gut gelaunt am Boden an. Am festgelegten Rettungsplatz auf dem Sportfeld des traditionellen Feldberg-Turnfests direkt neben der Weitsprunggrube setzt der Helikopter der Polizeifliegerstaffel der Landespolizei trotz Windbeeinflussung sanft auf. Die von den Luftrettern der hessischen Bergwachten Gerettete lächelt ihren Retter sogar an. Hat er in Zusammenarbeit mit den Männern oben im Hubschrauber gut gemacht. Das Aufnehmen am Boden, die Verpackung ins Tragetuch und dann mit der Seilwinde nach oben hieven. An der Weißen Mauer, nicht weit vom Altkönig, wurde der Notruf abgesetzt, die junge Frau war auf dem extrem steinigen Gelände gestürzt, hatte sich schwer an der Schulter verletzt. Auf dem Plateau am Großen Feldberg kommt sie gesund und munter an, weil es sich bei dem Einsatz der Luftretter um eine Übung handelt, bei der sie eine Verletztendarstellerin ist.

Gerade mal 23 Jahre jung ist Fabiola Bollinger, die Mitarbeit bei der Bergwacht ist ihr eine Herzensangelegenheit. Mit „Retter“ Jürgen Windecker und dessen Partner Markus Heimel bildet das „Opfer“ bei der Übung im hohen Taunus eines von vier Teams, die von Donnerstag bis Sonntag schwierige Einsätze geprobt haben. Und natürlich mit den beiden Hubschrauberpiloten der Polizeifliegerstaffel. Die Arbeit funktioniert nur im Team und ist nur erfolgreich bei gut aufeinander abgestimmtem Handeln. Es geht um „Qualifikation für den Einsatz in Extremsituationen, um praktische Weiterbildung, den Stand halten“, sagt Polizeisprecher Ingo Paul, der auch am Ort ist. Das Wetter ist retterfreundlich, allenfalls der Wind erfordert erhöhte Aufmerksamkeit, vor allem bei den Piloten, für die die Justierung über der vermeintlichen Unfallstelle schwieriger wird. Da ist genaues Timing gefragt, die Seilwinde muss genau passend abgelassen werden, da geht es schon mal um 30 und mehr Höhenmeter vom Helikopter bis zum Verletzten. „Das hat er gut gemacht“, sagt Fabiola Bollinger, der 50-jährige jugendlich wirkende Jürgen Windecker ist seit 15 Jahren im Training als Luftretter. Auf dem Großen Feldberg haben die beiden fast ein Heimspiel, beide wohnen in Oberursel, gehören zum Bergwacht-Team auf dem höchsten Taunusgipfel. Im Wechsel wird in der Rhön auf der Wasserkuppe, im Odenwald, im Willinger Skigebiet oder in hohen Vogelsberg-Gebieten trainiert.

Die Übung am Berg hilft auch bei der Eigenwerbung für die Arbeit der Frauen und Männer, die hier ehrenamtlich im Einsatz sind. „Ach, hier gibt es ja auch eine Bergwacht“, diesen von Erstaunen begleiteten Ausruf hört Jürgen Windecker immer mal wieder von den zufälligen Zuschauern bei der Übung oder von ebenso zufälligen Augenzeugen bei Einsätzen der hiesigen Bergwacht im weiten Taunusgelände. Damit sie auf möglichst viele Szenarien vorbereitet sind, wurden bei der jüngsten Trainingseinheit vier denkbare Fälle durchgespielt. Eben die Rettung einer Wanderin aus unwegsamem Gelände oder nur ein paar Steinwürfe entfernt etwa die Rettung eines verletzten Feuerwehrmanns. Noch gut in Erinnerung ist der Großeinsatz der Feuerwehren bei einem Waldbrand im Juni auf dem Altkönig und in angrenzenden Waldstücken. Hunderte Wehrleute waren dort im Einsatz, die Luftretter wurden zum Glück nicht gebraucht.

Fit für den Einsatz

Aber sie sollen fit sein für alle Fälle. In verschiedenen Rettungstechniken am Boden und in der Luft und vor allem für Operationen in schwierigem Gelände. Unbefahrbare Waldstücke etwa, Häuserdächer in Flutlagen, Waldbrandgebiete. Oder eben Kletterfelsen wie der Große Zacken mit einer steil abfallenden, 20 Meter hohen Kante. Und steile Geländestücke, wie am Nordhang, wo für die Mountainbiker eine Down-Hill-Strecke angelegt wurde. Wenn da mal ein Unfall passiert, muss die Luftrettung ran. Der Leiter der Übung, Frank Timmermanns, ist zufrieden mit den Leistungen der Akteure, Daumen hoch, die Teams sind fit für den Einsatz im Ernstfall. Fabiola Bollinger und Jürgen Windecker werden bereit sein.

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