Beim Kinderschutzbund auf ein Doppeljubiläum anstoßen

Der neue Name steht bereits über der Eingangstür: „Dr.-Ingrid-Karutz-Haus“. Darüber freuen sich bei der Feier zum 30-jährigen Bestehen des Kinderschutzbundes Hochtaunus (v. l.)Hilke von Pelchrzim, Heidi Hüttl, OB Alexander Hetjes und Kristina Odak. Foto: fch

Hochtaunus (fch). Jede Menge gut gelaunter Gäste, Gratulanten, feste und ehrenamtliche Mitarbeiter, Mitglieder, Freunde, Förderer und Unterstützer gaben sich beim Deutschen Kinderschutzbund (DKSB) sprichwörtlich die Klinke in die Hand. Mehr als 100 Personen stießen mit Sekt und Selters auf ein Doppel-Jubiläum an. Gefeiert wurde das 30-jährige Bestehen des Kinderschutzbundes im Hochtaunus und das 25-jährige des Kinder- und Jugendtelefon (KJT) Bad Homburg.

Es gehört seit einem Vierteljahrhundert zum Dachverband der „Nummer gegen Kummer“ (116111). Kinder und Jugendliche können hier anonym anrufen und über ihre Probleme sprechen. Doch es gab noch einen weiteren Grund zum Feiern: Das vor über einem Jahr bezogene Domizil im Hindenburgring 44 wurde „getauft“. Es erhielt den Namen der ehemaligen, verstorbenen Vorsitzenden Dr. Ingrid Karutz. „Dass die Kinder nun in diesem schönen Domizil spielen, lernen und sich entwickeln können, haben wir zu einem Großteil ihrem unermüdlichen Einsatz zu verdanken“, betonte Kristina Odak, die den Vorsitz seit einem guten Jahr innehat.

Gegründet wurde der DKSB im Hochtaunus vor drei Jahrzehnten von Henny Ludwig, Lucia Lewalter-Schoor, Dr. Ulla Otto, Anette Hohl und Uwe Bandner. Seit Bestehen konnte viel im Sinne der Kinder bewegt werden. Ausgebildete, ehrenamtliche Berater haben am Sorgentelefon stets ein offenes Ohr für die Nöte, Sorgen und Probleme von Kindern und Jugendlichen. In 2018 wurden über 1000 Beratungsgespräche in 750 Telefonstunden geführt. Seit einiger Zeit gibt es auch Hilfe, Rat, Trost und Unterstützung in Form von E-Mail-Beratung.

Die Organisation im DKSB Bad Homburg liegt seit 17 Jahren in den erfahrenen Händen von Heidi Hüttl. Sie hat bereits zwei Umzüge gemeistert. Und sie hat fürs zweifache Jubiläum eine Aufstellung des Kinderschutzbundes Hochtaunus in Zahlen verfasst: Es gab über 210 000 Kontaktaufnahmen am Kinder- und Jugendtelefon, Zehntausende von Kleidungsstücken wurde herausgegebenen, hunderte Kinder im Alter von drei bis 18 Jahren wurden betreut. „Davon wurden einige bis zu zehn Jahre lang durch den Kinderschutzbund begleitet. Teilweise besteht der Kontakt auch noch lange nach dem erfolgreichen Schulabschluss“, informierte Hüttl. Gekocht hat Heidi Hüttl mittags 1800 Kilogramm Nudeln in der Betreuung für die Kinder. Durchgeführt wurden 113 Bewegungsmärkte frei nach dem Motto „Bewegung statt Bildschirm“.

Übernommen hat der DKSB KV Hochtaunus seit seiner Gründung 50 ehrenamtliche Vormundschaften und Patenschaften. Allerdings stellte diese Aufstellung nur einen Ausschnitt aus der Arbeit dar. Denn: „Soziale Faktoren wie Achtsamkeit, Zuwendung und Ermutigung lassen sich nicht lehren, sondern nur im Miteinander leben. Dafür steht der Kinderschutzbund Hochtaunus“, betonte die Vorsitzende.

Sie begrüßte als Ehrengäste, die langjährige Vorsitzende und heutige Ehrenvorsitzende Gräfin Verena von der Groeben, die Gründerin Henny Ludwig und Lucia Lewalter-Schoor, Verone Schöniger, Vorsitzende des Landesverbands Kinderschutzbund, und Klaus Hoppe, Bundesvorsitzender des Kinder- und Jugendtelefons. Den Landrat vertrat Katrin Hechler, Jürgen Banzer gratulierte. Oberbürgermeister Alexander Hetjes sprach ein Grußwort. Elke Barth kam als Landtagsabgeordnete und engagierte Sozialpolitikerin mit ihrer Mutter Sigrid, die Gründungsmitglied war.

Kristina Odak wies daraufhin, dass es auch im als wohlhabend geltenden Hochtaunuskreis der Handlungsbedarf, bedürftige Kinder zu unterstützen, immens hoch ist. „Auch hier gibt es Kinder, denen es an ausreichend materieller Versorgung, aber auch an Orientierung, an Liebe und an familiärer Bildung und Bindung fehlt. Kinderarmut bedeutet nicht nur materielle Armut, sondern auch Armut an Möglichkeiten und Teilhabechancen, und darüber hinaus gibt es neben der Armutsverwahrlosung auch noch die Wohlstandsverwahrlosung.“ Der DKSB setzt sich mit seiner Arbeit für Teilhabegerechtigkeit ein und dafür, dass auch benachteiligte Kinder dazu befähigt werden, ihr Leben in die eigenen Hände zu nehmen.



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