Hochtaunus (mr). Bei klarem Himmel und Sonnenschein stellten am Donnerstagmorgen Dr. Carsten Amrhein, der Direktor, und Katharina Grießhaber, Museumspädagogin, das Jahresprogramm der Saalburg vor.
„2023 wollen wir wieder in die Vollen gehen“, verkündete Amrhein, nachdem das Kastell im vergangenen Jahr zwar wieder 90 000 Besucher begeistern durfte, aber noch nicht das Vor-Corona-Niveau erreicht hatte.
Das Jahr werde ein internationales, „ein Jahr, das sich den verschiedenen Völkerschaften des Imperium Romanum widmet“, erklärte Amrhein. Von Donnerstag, 22. Juni, bis Sonntag, 25. Juni, treffen sich mehrere internationale, geschlechtlich gemischte, Gruppen aus Deutschland und dem europäischen Ausland in der Saalburg, um sich in einem gemeinsamen Trainingslager auszutauschen und der Öffentlichkeit die antike Kampfkunst zu präsentieren. Schaulustige können die Gladiatoren beim Training beobachten und selbst am Samstag, 24. Juni, und Sonntag, 25. Juni, an einem Schnuppertraining mit der Gladiatorengruppe „Ludus Gorgonis“ teilnehmen. In einer Modenschau am Sonntag, 25. Juni, präsentieren die Gladiatoren die Ausstatung ihrer jeweiligen Gladiatorengattungen und erklären diese. Im Anschluss finden, als Höhepunkt des internationalen Gladiatorentreffens, Schaukämpfe statt, bei denen weibliche auch gegen männliche Gladiatoren kämpfen. Denn auch im Römischen Reich gab es Gladiatorinnen. Ob sie aber auch gegen Männer kämpften, ist unbekannt. „Es ist ein Aspekt, der uns wahnsinnig interessiert, aber nicht die antiken Schreiber,“ erklärte Amrhein.
Seit 2005 Weltkulturerbe, gibt es am Welterbetag, Sonntag, 4. Juni, mehrere Führungen, bei denen die Bedeutung des Grenzkastells des Obergermanisch-Raetischen Limes unter die Lupe genommen wird. „Welche Rolle hat das Kastell als Mosaik im Römischen Reich gespielt?“, ist die große Frage, der nachgegangen wird, so Grießhaber.
Leben am Limes
Wie das Leben der Soldaten, aber auch Handwerker und Frauen auf der Saalburg war, kann zum Saisonauftakt am Sonntag, 30. April, nachempfunden werden. Die erste Römercohorte Opladen und die vierte Vindeliker-Kohorte schlagen bis Montag, 1. Mai, ein römisches Soldatenlager auf. Dabei stehen sie Interessierten Rede und Antwort, bieten Mitmachaktionen sowie Vorführungen an. Zum Leben der Zivilisten am Rande des Imperiums hält der bayerische Limeskoordinator, Simon Sulk, am Sonntag einen Vortrag.
Den Limes entlang wird eine Gruppe von fünf Soldaten mit der kompletten Kampf- und Marschausrüstung vom Römerkastell Abusina bis zur Römerwelt Rheinbrohl marschieren. Auf ihrer fünfwöchigen Reise machen die Legionäre am Wochenende vom 26. bis 27. August auf der Saalburg Rast und stehen für Fragen rund um das Leben auf dem Marsch zur Verfügung.
Auf der Saalburg ist es Tradition, dass sich an Pfingsten, Sonntag, 28. Mai, und Montag, 29. Mai, alles um Speisen und Getränke der Antike dreht. Dieses Jahr wird der Horizont erweitert. Beim „Backen und Kochen durch die Epochen“, können die Besucher erfahren, wie Speisen ohne Kochgeschirr in einer Kochgrube zubereitet werden können oder welche Rezepte es für Kreppel und andere Leckereien aus dem Mittelalter gibt.
„Moretum“, „Puls“ und Bier
„Natürlich ist auch unsere römische Küche vertreten,“ beruhigte Amrhein. Als römische Klassiker gibt es „Puls“, einen Getreideeintopf, und „Moretum“, einen Frischkäse mit vielen Kräutern. Der „Moretum“ eignet sich perfekt als Aufstrich für das Römerbrot, das in den Lehmkuppelöfen gebacken wird. Die Speisen und Getränke können auch im restlichen Jahr im eigenen Restaurant der Saalburg, der „Taberna“, verkostet werden.
An Pfingsten kommen außerdem Tontöpfe über dem offenen Feuer und ein Modell einer römischen Weinkelter zum Einsatz. Passend zum Wein hält Peter Walter vom Pfahlbaumuseum Unteruhldigen am Bodensee am Sonntag einen Vortrag zur Jahrtausende alten Geschichte von Bier, dem neben Met und Wein ältesten alkoholischen Getränk der Welt. Dabei geht es um wichtige Fragen der Menschheit, wie Amrhein versicherte: „War das Bier ein Motor oder Nebenprodukt der Neolithischen Revolution gewesen?“, dem Beginn des Ackerbaus.
Die Saalburg bietet noch viele weitere Aktionen wie „Die Saalburg um 1910“, eine Taschenlampenführung und ein Bogenbauwochende an. Weitere Informationen im Internet unter www.saalburgmuseum.de.