Hochtaunus (js). In Bad Homburg ist er geboren, in Oberursel hat er die Feldbergschule besucht, in der Kampfsportgruppe Goldener Drache in Rosbach hat er die Kunstfertigkeit des Kung Fu erlernt. Mit den Großmeistern des Kung Fu kämpft Marius Wehrheim seit Jahren um Titel bei den Weltmeisterschaften des Verbandes WKU (World Kickboxing and Karate Union) in verschiedenen Kategorien. Im österreichischen Bregenz war er am vergangenen Wochenende nach Auftritten in Orlando (Florida, 2016), Kilarney (Irland, 2017) und Athen im vergangenen Jahr zum vierten Mal bei Welttitelkämpfen dabei. In vier Kategorien hatte sich der 21-jährige Schwarzgurt-Träger für die WM qualifiziert, mit zwei Bronzemedaillen im Softstyle und im Team Freestyle sowie zwei fünften Plätzen im Freestyle und in der Kategorie Waffen mit Musik kehrte er in den Taunus zurück.
In seinen jungen Jahren gehört Marius Wehrheim schon zu den alten Hasen, vor allem im Bereich Softstyle, den er früh für sich als Spezialdisziplin auserkoren hatte, mit der Schlange als symbolischem Kampftier. Dabei geht es um Formen, die Athleten kämpfen nicht aktiv gegeneinander, jeder tritt allein auf die Wettkampffläche, präsentiert seine Form und wird von Kampfrichtern im Ausdruck bewertet. Kung Fu nicht als brachialer Kampfsport, sondern als Kunst der Bewegung in einer geplanten Choreografie. Mehr Tanz als Kampf in ausgeklügelter Formensprache. Seit knapp zehn Jahren betreibt Marius Wehrheim Kung Fu.
Die Weltmeisterschaft in Bregenz war für Marius Wehrheim eine ganz besondere, denn erstmals stand bei den Siegerfotos eine junge Frau neben ihm, seine Schwester Sara. Im vergangenen Jahr wuchs bei Sara der Wunsch, wie der Bruder bei Turnieren anzutreten. Marius hat diesen Wunsch unterstützt und Sara auch bei der Zusammenstellung der Formen gefördert und sie regelmäßig zum Üben animiert. So kam Sara Wehrheim als einzige Frau mit Behinderung zu ihren ersten Turnieren. Ihr Vater Olaf Wehrheim, der zum Leitungsteam der Oberurseler Werkstätten für Menschen mit Behinderung gehört, beschreibt die Reaktionen in der Szene als „sensationell positiv“. WKU-Präsident Klaus Nonnemacher habe durch Saras Auftritt und den eines Jungen mit einer körperlichen Behinderung den großen Zuspruch gespürt und fördere den Gedanken, dass bei der WKU Menschen mit Handicap „mittendrin sein sollen“. Die 19-jährige Sara Wehrheim war in Bregenz mittendrin. Sie hatte sich in den Kategorien Freestyle und Waffen mit Musik für die WM qualifiziert und gewann in beiden Klassen die Goldmedaille.
Mit Gold und Bronze behängt und von der deutschen Flagge umhüllt präsentieren sich Sara und Marius Wehrheim bei der WM in Bregenz nach der Siegerehrung. Foto: js