Ein „Bürgerdenkmal“ zu Ehren des Landgrafen

Hochtaunus (js). „Was bleibt von all dem Gedenken?“ Eine gute Frage, die der Galerist Michael Blaszczyk da in den Raum gestellt hat. Das lange Feierjahr zur Erinnerung an den 400. Jahrestag der Gründung der Landgrafschaft Hessen-Homburg 1622 geht zu Ende, die Sonderausstellungen sind wieder abgeräumt, der meiste Sekt ist getrunken. Das Original der berühmten Patmos-Hymne von Hölderlin, zu Ehren von Landgraf Friedrich V. verfasst, an dessen Hof sich der Dichter ein paar Jahre aufhielt, hat die Stadt auch wieder verlassen.

Wunderbar, wenn da ein Künstler und sein Galerist kurz vor den finalen Raketen zum Jahresabschluss über dem einstigen Landgrafenschloss noch eine gute Idee haben. Schon gar, wenn der Kulturbeauftragte des Kreises und Vorsitzende des Vereins für Geschichte und Landeskunde Bad Homburg, Gregor Maier, der Oberbürgermeister und der Landrat gleich „infiziert“ sind und sich hoffentlich schon bald noch ein paar spendenfreudige Bürger von der Idee ebenso angetan zeigen. Dann könnte von all dem Gedenken nämlich ein „Bürgerdenkmal“ bleiben, ein „Erinnerungszeichen also, das nicht auf fürstlich-obrigkeitliche, sondern auf bürgerliche Initiative hin entstanden ist“, sagt Maier. Und gleichzeitig könnte die „bemerkenswerte Tradition“ von Bürgerdenkmalen in der Stadt fortgesetzt werden. Begründet mit der Landgrafensäule im Schlossgarten, schlicht auf einem Sockel, hat auch schon 206 Jahre auf dem Buckel.

Nun aber geht es um ein zeitgenössisches Landgrafen-Denkmal, keines, wo der Landgraf von oben herab auf das Volk blickt. Augenhöhe ist das Stichwort der Moderne, die Betrachtenden stehen auf einer Ebene mit der aus Stein gehauenen Erinnerung an die ruhm- und schmerzreiche Zeit der Landgrafen-Dynastie zu Hessen-Homburg. Auf Augenhöhe soll sich der Mensch des 21. Jahrhunderts ein Bild machen können.

„In ihrer künstlerischen Konzeption, ihrer Gestaltung und Materialität ist die Skulptur ein Denk-Mal im besten Wortsinn“, schwärmt Gregor Maier. Quasi eine „soziale Skulptur“, wer sich mit ihr beschäftigt, sei aufgefordert, eine eigene Position zum Kunstwerk und damit gleichsam zur Homburger Geschichte zu finden. Das Werk, das nun zum Bürgerdenkmal werden soll, glätte keine historischen Brüche, lade stattdessen zum Nachdenken über die Geschichte ein und überlasse den Betrachtenden „Spielräume für eigene Interpretationen jenseits der behaupteten Eindeutigkeit klassischer Denkmalstruktur“, heißt es dazu in einer Mitteilung des Vereins für Geschichte und Heimatkunde. Georg Hüter hält sich bei solch großen Worten zur Kunst und ihrer Rezeption gerne dezent im Hintergrund. Der Bildhauer aus Seligenstadt, der sich bei seinen Arbeiten gerne von Geschichte und Literatur inspirieren lässt, noch mehr aber von der Struktur der Steine, die er verarbeitet, hat eine dreiteilige Skulpturengruppe aus Basalt geschaffen, die das Gedenken und Weiterdenken mit Blick auf 400 Jahre Landgrafschaft wachhalten soll.

Nein, es wird kein früherer Landgraf vom Sockel blicken, es werden auch keine Symbole landgräflicher Herrschaft zu sehen sein, sondern drei von Hand mit Brecheisen, Hammer und Meißel, Diamantsägen, Bimsstein und Schmirgel bearbeitete Steinsäulen. Das Material, vulkanischer Basalt, ist „außen anthrazit-grau bis gelb schrundig wie eine Auster“, sagt Georg Hüter, innen aber „schwarz-glasig und samten, dass man sich fast drin spiegeln kann“. Hüters Galerist Michael Blaszczyk ist nun bemüht, mit dem OB und dem Landrat im Boot die finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit das bereits geschaffene bürgerliche Hessen-Homburg-Denkmal als bleibendes Erinnerungszeichen aus dem Jubiläumsjahr 2022 einen würdigen Platz im öffentlichen Homburger Raum finden kann.

Das sieht gut aus, Oberbürgermeister Alexander Hetjes begrüßte das angedachte „bürgerschaftliche Engagement für etwas Bleibendes“ und erwartet als Standort für das neue Bürgerdenkmal eine Eingliederung in das „Skulpturenband“, das sich vom Klinik-Gelände am Westrand Homburgs vorbei bis zum Platzenberg und von dort Richtung landgräfliche Gärten und Gotisches Haus ziehen soll. Landrat Ulrich Krebs hat schnell den Kunst-Ball aufgenommen und den Hochtaunuskreis als ersten Sponsor einer „Tranche, was halt geht“ angekündigt. Und damit das Privileg erworben, sich eines von drei Modellen des Kunstwerkes im handlichen Format und eine bunte Skizze davon für die Kunstsammlung des Kreises auszusuchen.

Ein Modell plus Bild bekommen die drei ersten Mäzene, Spender, Sponsoren, alle weiteren zumindest ein schönes farbiges Bild, geschaffen ebenfalls vom 74-jährigen Künstler. Gesucht werden insgesamt zwölf Stifter, um die benötigte Gesamtsumme von 180 000 Euro aufbringen zu können, mit 15 000 Euro ist man dabei. Interessenten können sich bis 10. Dezember und dann wieder vom 10. Januar bis 11. Februar in der Galerie Blaszczyk in der Ludwigstraße 3 (Kurhaus) ein Bild von den Arbeiten Georg Hüters und von seinem „Hessen-Homburg-Monument“ verschaffen. Optimisten hoffen auf eine Aufstellung des Denkmals noch in diesem Jahr, die anderen auf das Jahr 2023.

Künstler Georg Hüter hat das „Hessen-Homburg-Monument“ (im Hintergrund) zum 400. Jahrestag der Gründung der Landgrafschaft Hessen-Homburg geschaffen. Foto: js



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