Entspannter Morgen beim Schwimmen im Freibad

Kurze Teambesprechung am Beckenrand: Schwimmbad-Chefin Karin Lotze mit zwei ihrer Mädels von der Schwimmüberwachung. Im Hintergrund kann bei wenig Andrang jeder seine Bahnen im gewünschten Tempo ziehen, die Stimmung ist entspannt. Foto: js

Hochtaunus (js). Das Seedammbad empfängt seine Badegäste kurstädtisch großzügig. In diesem Fall bedeutet das Einschränkungen, die den Luxus ausmachen. Nicht die Schwimmfläche ausreizen bis zum letzten Quadratmeter etwa, eher diskret und respektvoll auf Abstand Bahnen ziehen, ist die Devise. Um das sportliche Vergnügen nicht zum Stress werden zu lassen. „Ich komme gern hierher“, sagt Francesca (42), „Gastschwimmerin“ aus Oberursel. Das Schwimmen hinterm Bauzaun im dortigen Taunabad ist ihrer Badelust ein wenig abträglich. Ein dezentes Flatterband auf halber Höhe der Umrandung ums Becken reicht in Homburg als optischer Hinweis, welche Wege zu vermeiden sind, ein Zaun ist bei „verantwortungsbewussten“ Badegästen nicht nötig. Das seien alle, bestätigt Karin Lotze, als Leiterin des Bad und Saunabetriebs sozusagen Chefin im Seedammbad und seit knapp 30 Jahren mit den Verhältnissen dort vertraut. „Die Leute sind entspannt“, sagt sie, gingen locker mit den veränderten Bedingungen um.

Das ist spürbar beim Test des eigenen Badevergnügens auf fremdem Terrain. Freitagmorgen 10 Uhr, Sonne, frische Brise, um die 20 Grad, bestes Schwimmwetter also. Fast könnte man sich wie am Meer fühlen, der Wind reicht für eine sanfte Wellenbewegung im großen 50-Meter-Becken. Auf den vier breiten Doppelbahnen sind jeweils vier bis sechs Schwimmer unterwegs, perfekt für Morgensport mit ausreichend Abstand. Es ist angenehm ruhig, entspannte Atmosphäre, jeder zieht seine Bahnen, zwei Kinder freuen sich über die neue Freiheit am Sprungturm, der nun auch wieder genutzt werden darf. Beim Auftauchen sind ihre Stimmen zu hören, sonst machen nur Wind und Wasser Geräusche. Einzig die Masken, die beim Kommen und Gehen getragen werden, erinnern an den Sonderstatus des Badesommers 2020. Francesca steigt nach 20 Bahnen aus dem Wasser, lacht, „es war wunderbar“. Open-Air-Umkleidekabine ist für die meisten auf den Stufen längs des großen Beckens kein Thema. Das stört niemanden, inzwischen sind aber auch wieder Umkleidekabinen geöffnet, nur die Warmduscher kommen noch nicht zum Zug. „Das wird zu eng, das wollen wir vermeiden“, sagt Karin Lotze. Die Kaltduschen am Becken tun es auch.

Rote Pfeile weisen den Weg

Angenehme 26 Grad Wassertemperatur machen den Frühsport perfekt erfrischend. Als geübte Schwimmerin weiß Karin Lotze, die dann auch mal 3000 Meter „Kacheln zählt“, wie die Schwimmer sagen, dass auf lange Distanz die richtige Temperatur wichtig ist. Auch deswegen kommen viele Gastschwimmer ins Seedambad, im Taunabad sind es meist zwei Grad weniger. Natürlich kommen weniger Leute als in anderen Sommern, aber Lotze und ihr Team an den Becken sind zufrieden. Immerhin, an den ersten fünf Tagen wurden 2400 Gäste notiert, inzwischen „sind es ungefähr 800 täglich“, schätzt Karin Lotze, die Abrechnung liegt noch nicht vor. Ihre Wege ins Bad und wieder hinaus sind mit roten Pfeilen markiert, allenthalben erinnern diskrete Aufsteller und Desinfektionsstellen an die Regeln in Corona-Zeiten, die Stufen am Becken mit den Sitzflächen sind so großzügig mit rotem Band markiert wie man hier auch mit der Quadratmeterzahl pro Schwimmer im Becken hantiert.

Ab 20. Juli wird wohl noch mehr Normalität im Seedammbad einziehen. Dann wird es keine Zeitfenster mehr fürs Schwimmen und Sonnen geben, anvisiert wird die Rückkehr zum Ganztagsbetrieb. Den haben sie im Oberurseler Taunabad nach den guten Erfahrungen im Testbetrieb mit festgelegten Schwimmzeiten bei festgelegter Personenzahl bereits. Bis zu 600 Menschen dürfen zeitgleich auf der gesamten Anlage mit Wiesenlandschaft und wieder geöffneten Beachvolleyball-Feldern unterwegs sein. Erfahrungen damit konnten die Betriebsleiter noch nicht machen. Seitdem 600 reindürfen sei die Zahl der Besucher „so übersichtlich gewesen wie das Wetter“, sagt die stellvertretende Betriebsleiterin Elke Liedke. Heißt, bestes Wetter für reine Schwimmer, übersichtliche Verhältnisse im Wasser.

Ungeliebter Bauzaun

Donnerstagmorgen 10.30 Uhr, dunkle Wolken, frische Temperaturen. Vier Leute im Wasser, eine Stunde später elf Frauen und Männer im 50-Meter-Becken unterwegs, man kann sich bequem aus dem Wasserweg gehen, das Nichtschwimmerbecken und das Sprungbecken leer und verlassen. Ein Traum für diejenigen, die es etwas kürzer mögen pro Bahn und sich nicht um die Wassertiefe scheren. Nur der Bauzaun rund ums Becken stört sensible Fans des Taunabads auch noch beim dritten Mal. „Das finde ich einfach übertrieben“, sagt eine Frau im blauen Badeanzug aus der „Stammbelegschaft“ im Wasser. Wir nicken dazu, Dauerschwimmer Manfred Ochs hat sich längst mit den äußerlichen Umständen arrangiert.

„Die Leute sind glücklich, dass unser Bad wieder auf ist“, sagt die Kassiererin. Das höre sie immer wieder. Nehmen Bauzaun und Absperrgitter in Kauf, die improvisierten Umkleide-Stellwände, die fehlenden warmen Duschen, die roten Absperrbaken an den drei Kaltduschen, damit die Badenden ordentlich rechts reingehen und auch rechts wieder rausgehen. Wenn es zu voll werden sollte, sind zusätzliche Lichtschranken mit Zählwerk an den Duschen vorgesehen. Bei Alarmstufe Rot darf erst wieder einer rein, wenn ein anderer die Wanne verlässt.

Beim Abzählen der Badegäste hilft vor allem die Online-Anmeldung. Sie bleibt weiterhin der ultimative Weg zum Wasser. „Eigentlich sollten alle so ihr Ticket buchen“, sagt Elke Liedke, das System laufe „einwandfrei“. Im Notfall könne man auch mal an der Kasse buchen, bei einer Schlange im Eintrittsbereich hätten aber immer „die Gäste mit Online-Ticket Vorrang“. Wer einmal im System angemeldet sei, könne sich problemlos immer wieder eine Karte kaufen. Gebe es Schwierigkeiten bei der Konto-Erstellung sei der Hauptgrund, dass vergessen werde, die Registrierungsmail zu bestätigen.

Tickets für das Taunabad sind im Internet buchbar unter www.stadtwerke-oberursel.de. Für das Seedammbad Homburg gilt die Internet-Adresse www.stadtwerke-bad-homburg.de . Bei Problemen mit der Buchung hilft das Kundenmanagement des Seedammbads montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr unter Telefon 06172-4013256.

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