Die erste „Lärmpause“ im Feldberggebiet steht an

Hochtaunus (how). Ab April werden einzelne Strecken im Feldberggebiet am jeweils zweiten Wochenende eines Monats bis einschließlich Oktober für Motorräder gesperrt sein. Mit dieser Maßnahme hoffen der Landkreis und die Kommunen im Feldberggebiet, Lärmemissionen entgegenzuwirken und Unfallzahlen zu senken.

Unter Motorradfahrern ist der Große Feldberg ein beliebtes Ausflugsziel. „Kurvenreiche Straßen, bewegte Topographie und schöne Landschaften laden aber nicht nur zu entspannten Genussfahrten ein, sondern locken auch unerwünschte Gäste an“, stellt der Taunus Touristik Service (TTS) in einer Mitteilung fest und nennt „überambitionierte Fahrer, die mit hochgetunten Maschinen deutlich über den zugelassenen Geschwindigkeiten unterwegs sind und gerne mal akustisch zeigen, wozu diese Maschinen in der Lage sind. Besonders die Lärmspitzen durch Hochziehen der Motoren stellen eine Belastung dar. Hinzu kommen erhöhte Unfallzahlen mit auffällig häufiger Beteiligung von Motorradfahrern“.

2019 wurde mit einer Versuchssperrung der Feldbergzufahrten im Frühjahr und Herbst für jeweils neun Tage getestet, ob und in welchem Rahmen die Belastungen und Auswirkungen des Motorradverkehrs im Feldberggebiet durch einzelne Streckensperrungen reduziert werden können. Der Versuch wurde durch den TÜV Hessen mit Geräuschmessungen begleitet. Eine Auswertung wurde durch das Integriertes Verkehrs- und Mobilitätsmanagement Rhein-Main (IVM GmbH) durchgeführt. Ende des vergangenen Jahres haben Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr und IVM-Geschäftsführerin Heike Mühlhans gemeinsam mit den beteiligten Kommunen und weiteren Akteuren die Auswertung zum Verkehrsversuch „Motorradsperrung am Feldberg“ mitsamt Maßnahmenvorschlägen den Interessenvertretungen der Anwohner und der Motorradfahrer vorgestellt.

Um dem Problem zu begegnen und dem Ruhebedürfnis der Anwohner und Erholungssuchenden im Feldberggebiet Rechnung zu tragen, werden in diesem Jahr auf Empfehlung der IVM „Lärmpausen“ am jeweils zweiten Wochenende der Monate April bis Oktober eingeführt. Gesperrt sind an den Wochenenden 9./10. April, 7./8. Mai, 11./12. Juni, 9./10. Juli, 13./14. August, 10./11. September und 8./9. Oktober die Landstraßen L3004 zwischen Ortsschild Oberursel und „Sandplacken“, L3004 ab Ortsschild Schmitten, Arnoldshain, bis „Hegewiese“, L3004 zwischen „Hegewiese“ und „Sandplacken“ (mit dem Zusatz Anlieger frei bis „Hegewiese“) und die L3024 ab „Sandplacken“ bis „Sprungbrett“. Der „Sandplacken“ und der Abschnitt der L3004 zwischen „Hegewiese“ und „Sandplacken“ ist für Anlieger mit Motorrad über die L3276 - Siegfriedstraße - anfahrbar. Das Feldbergplateau bleibt auch während der Sperrungen für alle Verkehrsteilnehmer erreichbar.

Die Maßnahme wird laut TTS als Verkehrsversuch durchgeführt und durch eine systematische Erhebung von Verkehrsdaten in Form von sogenannten Querschnittszählungen begleitet. Dabei werden an neun Standorten im Feldberggebiet die vorbeifahrenden Fahrzeuge erfasst und klassifiziert. Im Anschluss werden die Daten ausgewertet und für standardisierte Lärmschutzberechnungen verwendet. Die Berechnungen seien notwendig, um über dauerhafte Streckensperrungen entscheiden zu können. Darüber hinaus werde das Unfallgeschehen beobachtet.

In den vergangenen Jahren sei bereits eine Reihe von unterschiedlichen Maßnahmen erfolgreich umgesetzt worden. Höchste Priorität habe dabei immer die Verkehrssicherheit. Unter anderem seien die Leitplanken in gefährlichen Kurven mit einem Unfallschutz ausgestattet, Straßenbeläge erneuert, Rüttelstreifen angebracht, Geschwindigkeiten begrenzt und intensive Verkehrskontrollen durchgeführt worden. Weitere Ideen würden geprüft.

„Konflikte entschärfen“

Erster Kreisbeigeordneter und Verkehrsdezernent Thorsten Schorr sieht in den Lärmpausen einen guten Kompromiss: „Mit dem anstehenden Verkehrsversuch sind wir bemüht, allen Interessengruppen gerecht zu werden. Die Motorradfahrer können weiterhin zu jeder Zeit alle relevanten Ziele erreichen, lediglich auf alternativen Strecken. Damit wird den Anwohnern, die zum Teil stark unter den Lärm-emissionen leiden, an einem Wochenende pro Monat eine Ruhepause ermöglicht. Die unterschiedlichen Interessenlagen beider Gruppen werden auch in Zukunft schwer vereinbar sein, mit ein wenig Verständnis und gegenseitiger Rücksichtnahme lassen sich die Konflikte zumindest entschärfen.“



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